Ein gutes Jahr für Zwerge?
anrufen ?«
»Da wollte ich Sie eben um
einen Gefallen bitten. Würden Sie bitte das Heroin und die Kapsel in der
Filmrolle, die ich eben aufgeknackt habe, wegschließen und die Sache bis zum
Morgen auf sich beruhen lassen? Und mir ein bißchen beim Lügen helfen, indem
Sie eine kleine Zeitverschiebung vornehmen, so daß das, was jetzt vorgefallen
ist, den Behörden gegenüber erst morgen vormittag geschehen wird?«
»Warum ?« sagte sie scharf.
»Meiner Ansicht nach wird das
für eine Reihe von Leuten, einschließlich dem blonden Showgirl und dem Zwerg,
äußerst wichtig sein. Ich brauche noch ein bißchen Zeit, Sara .«
Sie zögerte eine ganze Weile
und nickte dann. »Gut, Rick. Abgemacht.«
»Dafür bin ich Ihnen sehr
dankbar .«
»Dann vergessen Sie also ja
nicht, daß Sie mir einen Gefallen schulden !«
»Niemals !« versprach ich.
»Und wenn ich aus
therapeutischen Gründen zu Ihnen komme, springen Sie nicht auf der anderen
Seite aus dem Bett und beklagen sich, weil ich nicht sagen werde, daß ich Sie
liebe .«
»Wenn Sie aus therapeutischen
Gründen kommen werden und ich springe, dann bestimmt nicht auf der anderen
Seite aus dem Bett, Sara .« Ich grinste sie an.
»Glauben Sie, daß Sie die nötige Ausdauer mitbringen werden ?«
»Seien Sie nicht vulgär, Rick«,
sagte sie steif, und der Talisman klirrte.
»Es ist nicht nur eine
Angelegenheit der Fleischlichkeit, wie Sie sagten .« Ich begann mich für das Thema zu erwärmen. »Da gibt es ebenso wichtige
Gesichtspunkte — Beweglichkeit, Ausdauer, Improvisation .«
Ihr Gesicht flammte in tiefem
Rot. »Wenn Sie jetzt nicht den Mund halten, Rick Holman«, sagte sie mit vor
Verlegenheit erstickt klingender Stimme, »werde ich mich heute nacht strikte an
die städtischen Feuerschutzbestimmungen halten .«
»Feuerschutzbestimmungen?« Ich
blinzelte. »Was für Bestimmungen?«
»Sie wollen, daß ich diese
Filmrolle die Nacht über in meinem Safe aufbewahre .« Ihre Stimme klang jetzt energischer, da sie sich auf sicherem Boden befand.
»Wissen Sie nicht, daß sich Dreißigmillimeterfilme überaus leicht entzünden? Es
wird verlangt, daß jede einzelne Filmrolle über Nacht in einem feuersicheren
Gewölbe untergebracht ist, und die Strafen sind enorm, wenn man dabei ertappt
wird, daß man die Vorschriften nicht einhält. Achten Sie also besser auf Ihre
Zunge, Rick Holman .«
»Sie meinen, jeder, der mit
Filmrollen zu tun hat, muß sie die Nacht über in feuersicheren Räumen
aufbewahren ?«
»Merkwürdig bei Ihnen«, sagte
sie selbstgerecht. »Ich meine, Sie sehen eigentlich eher intelligent aus .«
»Und Sie sehen sexy aus, auf
eine strikt therapeutische Weise«, sagte ich, großmütig das Kompliment
zurückgebend.
»Sie sind unmöglich, und Sie
müssen jetzt machen, daß Sie wegkommen, denn ich habe tausend Dinge zu tun.
Aber vergessen Sie nicht, morgen vormittag zurückzukommen, damit wir dieser Sache mit den Rauschgiftlieferungen weiter
nachgehen können. Ja?«
»Ich werde da sein«, sagte ich.
»Schlafen Sie ausgiebig, Sara, damit Sie morgen dem gewachsen sind .«
»Und Ihnen wünsche ich süße,
therapeutische Träume, Rick Holman !« fauchte sie
hinter mir her, als ich ihr Büro verließ.
Ich hatte nichts von den
Feuerschutzbestimmungen gewußt, und da ich schließlich all diese Jahre über in
der Zelluloidstadt gearbeitet hatte, war das wirklich ziemlich einfältig. All
diese Tausende von feuersicheren Räumen in der Stadt, gestopft voll mit diesen
Unmengen von Filmstreifen jede Nacht! All diese unzähligen Variationen
menschlicher Emotionen, erstarrt in ihren Rollen, Nacht um Nacht auf kalten
Regalen in luftlosen, stockfinsteren Gewölben, die meisten Jahr um Jahr. Und
dann klickte zutiefst in meinem Inneren etwas, und in meinem Gedächtnis wurde
sozusagen die Gangschaltung in Bewegung gesetzt: Ich fuhr wieder im Wagen von
Malibu nach Venice . Und was hatte ich da noch ganz
beiläufig gedacht? Ein Spatz in der Hand... Aber das war es nicht, wonach ich
suchte. Es war ein ähnliches idiotisches Klischee gewesen. Dann hatte ich es:
Zwei Fliegen mit einem Schlag!
Anstatt die Straße zu
überqueren und zu meinem Wagen zu gelangen, kehrte ich über die Rampe zurück
hinab in die Versandabteilung und hatte das Glück, dort auf Mr. Mulholland zu stoßen, bevor ich mich hoffnungslos zwischen
den Regalen verirrte.
»Es tut mir leid, Sie noch
einmal stören zu müssen«, sagte ich. »Aber ich habe mich gefragt, ob es wohl
möglich wäre,
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