Ein gutes Jahr für Zwerge?

Aufbau von Haar auf dem Kopf und absolut keinerlei Talent. Ciao .«
    »Danke«, sagte ich in die tote
Leitung hinein und legte auf.
    Davis Davis war fertig und wartete auf mich, als ich kurz vor acht Uhr dreißig bei ihm
eintraf. Er trug einen makellosen Smoking mit einer frischen Nelke im
Knopfloch, einen offensichtlich neuen Derby-Hut und schwenkte einen eleganten
Stock mit silbernem Knauf.
    »Wenn das Ihre alten Anzüge
sind«, sagte ich und starrte auf ihn hinab, »warum, zum Teufel, gehen Sie dann
aus? Um Ihre Garderobe zu ergänzen ?«
    »Ich bin in den letzten drei
Wochen nicht einen Abend aus gewesen, Rick«, sagte er vergnügt. »Und mir ist es
völlig egal, ob wir schließlich in einem Abwasserkanal landen .« Er wirbelte den Stock fachmännisch zwischen Daumen und Zeigefinger. »Heute
abend will ich was erleben .«
    Erst nachdem wir eine halbe
Stunde lang unterwegs waren, fiel ihm ein, zu fragen, wohin wir eigentlich
führen. Er schien von dem Gedanken, Malibu zu besuchen, nicht gerade entzückt
zu sein, und noch weniger von der Vorstellung, bei Clark Calvert aufzukreuzen.
    »Es muß ja vermutlich was mit
Jodie zu tun haben ?« fragte er mit kalter Stimme.
    »Hoffentlich nicht«, sagte ich
düster.
    »Was, zum Teufel, soll das
heißen — >hoffentlich nicht< ?« brüllte er. »Auf
wessen Seite stehen Sie eigentlich, Holman? Das frage ich mich neuerdings immer
wieder .«
    »Ach, halten Sie die Klappe !« sagte ich.
    »Wenn ich bloß ein Paar
anständige Beine hätte«, tobte er. »Dann würde ich sie als erstes dazu
benutzen, Sie zu Tode zu stampfen !«
    Das eisige Schweigen dauerte
für den Rest des Weges nach Malibu an. Hinter dem verschlossenen Tor tat ein
anderer Gorilla Dienst. Und wir mußten warten, bis er oben im Haus angerufen
hatte, um sich zu erkundigen, ob wir Clark aufsuchen dürften. Schließlich kam
er zurück, schloß das Tor auf und spähte dann ins Wageninnere.
    »‘n bißchen spät, ein Kind in
dem Alter mitzunehmen. Was ?« brummte er.
    Davis brach in einen kurzen,
aber alles umfassenden Schwall von Beschimpfungen aus, und der Torhüter trat
schnell mit einem entsetzten Gesichtsausdruck zurück. »Vielleicht ist er ein
bißchen klein geraten für sein Alter«, rief ich aus dem Fenster, während ich
den Wagen in Gang brachte. »Aber Sie müssen zugeben, daß er sich gut
zurechtfindet .«
    Clark Calvert öffnete uns die
Haustür; und obwohl die Temperatur seit Sonnenuntergang um mindestens acht Grad
gesunken war, schwitzte er ebenso reichlich wie zuvor. Seine graubraunen Augen
weiteten sich ein bißchen, als er Davis Davis neben
mir sah; aber er besann sich und führte uns ins Wohnzimmer.
    »Vielleicht würden Sie gern auf
einen dieser Sättel an der Bar sitzen ?« sagte er in
fatal guter Absicht zu Davis. »Oh, vielen Dank, Daddy !« sagte der Zwerg mit gepreßter Stimme. »Darf ich Ihnen
vielleicht mal ein Loch in den großen, fetten Bauch bohren und nachsehen, ob
Sie innen noch ein bißchen Schweiß übrighaben ?«
    »Es war nicht böse gemeint,
Davis .« Calvert zog ein durchweichtes Taschentuch
heraus und begann mit seinen Abwischaktionen. »Was wollen Sie beide trinken ?«
    »Im Augenblick nichts«, sagte
ich. »Vielleicht später.«
    »Ich dachte, Sie statteten mir
einen Freundschaftsbesuch ab, Rick .« Seine Stimme
klang beinahe verletzt. »Ich meine, nach dem großartigen Tag heute und...«
    »Darüber sprechen wir später«,
sagte ich schnell. »Ich möchte gern mal Ihre Kellerräume sehen .«
    »Kellerräume?« Er starrte mich
hilflos an.
    »Wo bewahren Sie denn sonst
Ihre Kopien und Ihre Negative über Nacht auf ?« knurrte
ich. »Auf dem Grund Ihres Swimming-pools?«
    »Na, okay.« Er zuckte schlaff
die Schultern. »Wollen Sie sie alle sehen oder nur einen bestimmten ?«
    »Könnten wir zuerst die Listen
sehen ?« brummte ich.
    »Die Handlung beginnt Fleisch
anzusetzen !« Davis warf seinen Stock hoch in die Luft
und fing ihn gewandt wieder auf, dann wirbelte er ihn schnell über seinem Kopf
herum.
    »Würden Sie bitte vorangehen ?« fragte ich Calvert mit unendlicher Geduld.
    Eine steile Treppe führte neben
einer Wand des gigantischen Swimming-pools hinunter. Als er ursprünglich
ausgeschalt wurde, erzählte uns Calvert atemlos, war ihm der Gedanke gekommen,
die Gewölbe ebenfalls unter die Erde zu verlegen, so daß er beide Arbeiten
gleichzeitig erledigen lassen konnte. Es war eine faszinierende Konversation.
Davis hatte große Mühe, die sehr steile Treppe zu bewältigen,