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Ein gutes Jahr für Zwerge?

Ein gutes Jahr für Zwerge?

Titel: Ein gutes Jahr für Zwerge? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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auf«,
sagte ich.
    Als er seinen zweiten Versuch
beendet hatte, verlor er mehr Schweiß, als er sich leisten konnte; und so
packte ich mit an und half ihm drücken. Die Haspe gab schließlich nach unserem
dritten vereinten Versuch nach, und Calvert brummte vor Erleichterung.
    »Noch eine, und der Schatz ist
unser«, bemerkte Davis. Die zweite Haspe war ein bißchen schwächer als die
erste und gab bei unserem zweiten Versuch nach. Calvert warf das Brecheisen auf
den Boden und begann sich erneut das Gesicht abzuwischen. »Was, zum Teufel,
soll denn darin sein ?« knurrte er. »Diamanten oder so
was?«
    »Davis, wollen Sie einen
Augenblick draußen im Korridor warten ?« fragte ich.
    »Nein!« Die deutliche Wut in
seiner Stimme machte diesen Vorschlag zunichte.
    Der Deckel paßte beinahe zu gut
auf die Kiste, und ich mußte erneut das flache Ende des Brecheisens ansetzen,
um ihn ein paar Zentimeter weit aufzustemmen. Dann, im letzten Augenblick,
versagten meine Nerven.
    »Machen Sie das Ding auf,
Rick«, sagte Calvert ungeduldig.
    »Machen Sie’s auf«, antwortete
ich.
    Er brummte anhaltend, als er
sich vorbeugte, den Rand des Deckels packte und ihn heftig nach oben zerrte.
Der Deckel öffnete sich plötzlich weit im rechten Winkel zum Kistenrand; und
der Inhalt lag hell beleuchtet von dem grellen Deckenlicht im Gewölbe da.
    Calvert gab einen dünnen
winselnden Laut von sich, wandte sich dann ab und strebte der Tür zu, die Augen
glasig vor Entsetzen, die Hände wild gegen die Kehle gepreßt. Davis Davis beugte sich über den Rand der Kiste, streckte dann
eine Hand aus und streichelte das offene blonde Haar. Sein kleiner Körper wurde
brutal durch das lautlose Schluchzen seines Schmerzes hin und her geschüttelt.
    Keine Luft bedeutete keine
Verwesung, dachte ich und zog eine gequälte Grimasse, als ich mich zwang,
hinabzublicken. Die Leiche des großen blonden Showgirls lag auf dem Rücken, und
die weit offenen Augen schienen geradewegs zu mir emporzustarren .
Der Schaft eines von getrockneten braunen Flecken umgebenen Messers stand unmittelbar
unterhalb der linken Brust heraus. Ein schwarzer Morgenrock war über den
Unterleib drapiert und bedeckte auch die Schenkel. Es gab nichts dazu zu sagen,
und nichts konnte für sie getan werden. Man konnte ihr lediglich ein
anständiges Begräbnis verschaffen. Und selbst das mußte noch bis nach der
Obduktion warten.
    Ich hörte, wie Calvert weiter
unten im Korridor würgte und sich erbrach, und verspürte vages Mitleid mit ihm.
Ich legte die Hand auf Davis’ Schulter. Er hob das schmerzverzerrte Gesicht und
blickte zu mir empor.
    »Sie haben sie gefunden, Rick«,
sagte er mit schroffer Stimme. »Aber was nützt das nun Ihnen oder mir ?«
    »Es tut mir leid, Davis«, sagte
ich und zuckte unter der armseligen Plattheit meiner eigenen Worte zusammen.
»Wer hat es getan, Rick ?« beharrte er. »Wer hat sie
umgebracht? Ich muß das wissen .«
    »Ich bin mir da noch nicht
sicher«, sagte ich. »Wir werden es aber bald herausfinden .«
    Er richtete sich auf seinen
grausam deformierten Beinen auf und schloß mit unendlicher Vorsicht den Deckel
der Kiste.
    »Keine Polizei«, sagte er mit
ausdrucksloser Stimme. »Nicht, bevor wir wissen, wer sie umgebracht hat. Haben
Sie verstanden, Rick ?«
    »Klar !« Ich nickte steif.
    »Sagen Sie das auf dem Rückweg
zum Haus Calvert .« Seine Stimme hatte einen bösartigen
tiefen Unterton. »Und sagen Sie ihm, daß ich ihn umbringen werde, wenn er die
Polizei benachrichtigt, bevor sie eintrifft !«
     
     
     

ZEHNTES KAPITEL
     
    U m Himmels willen !« wimmerte Calvert. »Wir können doch nicht hier herumsitzen
und für alle Ewigkeit warten .«
    »Warum nicht ?« sagte Davis kalt. »Ist das nicht das, was Jodie die letzten paar Wochen getan
hat? Verschlossen in dieser Lieferkiste, begraben in einem luftlosen Gewölbe—«
    »Es muß doch noch einen anderen
Ort geben, wo Pierce sein könnte«, sagte ich zu Calvert. »Überlegen Sie !«
    »Ich habe es an allen möglichen
Orten versucht, und auch an den unmöglichen«, sagte er verzweifelt.
»Einschließlich Glorias Wohnung ?« sagte ich scharf.
    »Das war mein zweiter
Telefonanruf, und niemand hat sich gemeldet .«
    Ich blickte ungefähr dreißig
Zentimeter oberhalb seines Kopfes auf die Wand. »Wie steht’s mit Jodies
Apartment ?«
    »Was?« Das Wort explodierte wie
Dynamit aus Davis’ Mund.
    »Hm, nein«, gab Calvert. »Ich
meine, ich dachte...«
    »Dann versuchen Sie’s jetzt .« Ich senkte

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