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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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interessante Aufgaben.
    (Er hatte in verschiedenen
Atomkraftwerken gearbeitet: Tschernobyl, Windscale, Three Mile Island. Und
dabei beschränkte er sich immer auf Nebentätigkeiten, die nicht als besonders
wichtig galten.)
    Er hatte als
eher unwichtiger, aber geschätzter Assistent bei mehreren Forschungsprojekten
mitgewirkt.
    (Er hatte dabei
geholfen, den Benzinmotor, Kunststoff und Aluminiumdosen mit abziehbarer Lasche
zu erfinden.)
    Seine
Begabungen kannten keine Grenzen.
    Niemand
schenkte ihm mehr als nur flüchtige Aufmerksamkeit. Er war unauffällig, und
seine Gegenwart machte sich erst nach gehäufter Anwesenheit bemerkbar. Wer
längere Zeit mit ihm zu tun hatte, dachte folgendes: Himmel, der Bursche muß
doch irgendwo mit irgend etwas beschäftigt gewesen sein. Vielleicht habe ich
sogar mit ihm gesprochen.
    Aber es fiel
sehr leicht, Mr. White zu vergessen.
    Derzeit
arbeitete er als Seemann an Bord eines Erdöltankers, der Tokio anlief.
    Der Kapitän lag
betrunken in seiner Kajüte. Der Erste Maat schlief noch immer den Rausch vom
vergangenen Abend aus, und der Zweite Maat war in der Kombüse. Weitere
Besatzungsmitglieder gab es nicht. Das Schiff war weitgehend automatisiert; die
Crew hatte nur wenig zu tun.
    Aber wenn
jemand rein zufällig eine bestimmte Taste auf der Brücke betätigte (unter ihr
stand der Hinweis: ABLASSVENTILE DER TANKS – FÜR DEN NOTFALL ), so sorgten die automatischen Systeme dafür, daß Millionen von
Tonnen Rohöl ins Meer flossen. Mit verheerenden Folgen für Vögel, Fische,
Vegetation, Tiere und Menschen im umliegenden Gebiet.
    Natürlich
existierten Schutzvorrichtungen und elektronische Sicherheitsschranken, aber
das war bei derart komplexen technischen Anlagen immer der Fall.
    Nachher fand
eine lange und sorgfältige Ermittlung statt, um festzustellen, wer die
Verantwortung trug. Die Untersuchung führte zu keinem eindeutigen Ergebnis, und
deshalb verteilte man die Schuld gleichmäßig auf den Kapitän und seine beiden
Maate. Sie fanden nie wieder Arbeit auf einem Schiff. Niemand kam auf den
Gedanken, den Matrosen White zu verhören, der bereits auf halbem Wege nach
Indonesien war. Er befand sich an Bord eines Frachtdampfers, der rostige Fässer
mit hochgiftigen Unkrautvernichtungsmitteln geladen hatte.
    Und es gab noch einen
anderen. Er stand auf dem Marktplatz in der Hauptstadt Kumbolalands. Und er saß
in den Restaurants. Und er befand sich in den Fischen und in der Luft und in
den mit Herbiziden gefüllten Fässern. Er ging auf Straßen und war in Häusern,
Palästen und Hütten.
    Nirgends war er
fremd, und nichts konnte ihm entkommen. Er wurde seiner Natur gerecht und blieb
immer aktiv. Er wartete nicht,
sondern arbeitete. Rund um die Uhr.
    Harriet Dowling kehrte mit
ihrem Baby heim. Sie hielt sich an den Rat der Schwester Treu Weitschweifig,
die mehr Überzeugungskraft hatte als Schwester Maria Redeviel, und nannte –
nach telefonischer Rücksprache mit Mr. Dowling – ihren Sohn Warlock.
    Der
Kulturattaché traf eine Woche später ein und meinte sofort, das Kind sei ihm
wie aus dem Gesicht geschnitten. Er beauftragte seine Sekretärin, eine Annonce
in Tize Lady aufzugeben.
Die Familie brauchte eine Kinderschwester.
    Einmal zu
Weihnachten hatte Crowley Mary Poppins im Fernsehen gesehen (Crowley hielt das Fernsehen für eine gute
Möglichkeit, seinem dämonischen Auftrag gerecht zu werden, und nahm daher
geschickt Einfluß auf die Programmgestaltung. Mit vielen Wiederholungen – wobei
er Filme aus den dreißiger und vierziger Jahren vorzog – erweckte er den Ärger
der Zuschauer. Außerdem erfand er Quizsendungen und Talkshows). Er fragte sich,
ob er einen ebenso wirkungs- wie stilvollen Orkan verwenden sollte, um das zu
erwartende Chaos vor der im Regent’s Park gelegenen Residenz des Kulturattachés
zu verhindern. Er dachte an Dutzende, vielleicht sogar Hunderte von
Kindermädchen, die eine lange Schlange vor dem Eingang der Villa bildeten und
abends Zelte aufschlugen.
    Schließlich
begnügte sich Crowley mit einem wilden Streik des U-Bahn-Personals, was dazu
führte, daß am entscheidenden Tag nur ein Kindermädchen erschien.
    Die Frau trug
ein dezentes Tweedkostüm und unauffällige Ohrringe. Irgend etwas in ihrem
Erscheinungsbild sagte: Ich bin ein Kindermädchen. Aber die Stimme war so vornehm und würdevoll wie die britischen
Butler in bestimmten amerikanischen Filmen. Diese Stimme räusperte sich diskret
und fügte leise hinzu, daß es sich vielleicht um eins von

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