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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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erhob
sich plötzlich und trat dem bulgarischen Kulturattaché auf den Fuß, der gerade
ein angeregtes Gespräch mit dem Bewahrer der Königlichen Antiquitäten führte.
»Niemand wird irgend etwas Außergewöhnliches bemerken. Die Realität, Engel. Warlock kann ganz
nach Belieben damit verfahren. Für ihn ist die Wirklichkeit wie Knetgummi.«
    »Na schön«,
murmelte Erziraphael. »Wann erscheint er? Der Hund, meine ich. Hat er einen
Namen?«
    »Wie ich schon
sagte: Warlock bekommt ihn an seinem elften Geburtstag. Um drei Uhr
nachmittags. Das Tier findet den Jungen von ganz allein. Es, äh, peilt ihn an.
Und er soll ihm selbst einen Namen geben. Dieser Punkt ist sehr wichtig.
Warlock wählt einen Namen und verleiht der Existenz des Höllenhundes damit Den
Sinn. Wahrscheinlich entscheidet er sich für
Killer, Mörder, Totschläger, Terror, Nachtschleicher oder etwas in dieser
Richtung.«
    »Hast du vor,
dabei zu sein?« fragte der Engel wie beiläufig.
    »Klar doch«,
erwiderte Crowley. »Ich möchte den großen Augenblick um nichts in der Welt
verpassen. Hoffentlich ist mit dem Jungen wenigstens in dieser Hinsicht alles in Ordnung. Nun, mal sehen,
wie er auf den Hund reagiert. Das gibt uns sicher Aufschluß. Vielleicht haben
wir Glück, und er schickt ihn zurück. Möglicherweise fürchtet er sich sogar vor
dem Tier. Wenn er ihm wirklich einen Namen gibt, können wir das Handtuch
werfen. Dann besitzt er seine ganze Macht, und der Weltuntergang klopft an die
Tür.«
    »Ich glaube …«,
sagte Erziraphael langsam und trank einen Schluck Wein (der sich gerade von
einem etwas säuerlichen Beaujolais in einen ebenso guten wie überraschten
Chateau-Lafitte, Jahrgang 1875, verwandelt hatte). »Ich denke, ich werde dich
dort treffen.«

Es war ein
smoggeschwängerter heißer Augusttag in London.
    Warlock empfing
viele Gäste zu seinem elften Geburtstag.
    Im Saal
befanden sich nicht nur zwanzig Jungen und siebzehn Mädchen. Hinzu kam eine
Reihe von blonden Männern, alle mit dem gleichen Kurzhaarschnitt, blauen
Anzügen und Schulterhalftern ausgestattet. Ein Heer von Lieferanten brachte
Wackelpudding, Kuchen und Schüsseln mit Kartoffelchips. Die Karawane von
Lieferwagen wurde von einem alten Bentley angeführt.
    Das
Unterhaltungs-Duo ›Der tolle Harvey und die noch viel tollere Wanda – Experten
für Kinderparties‹ fiel auf der Fahrt zur Residenz des Kulturattachés einem
höllisch-himmlischen Grippevirus zum Opfer und mußte mit Fieber, laufender Nase
und tränenden Augen nach Hause zurückkehren. Durch eine glückliche Fügung des
Schicksals fand sich Ersatz: Ein Zauberkünstler erklärte sich bereit, Harvey
und Wanda zu vertreten.
    Jeder hat sein
kleines Hobby. Und Erziraphael beschloß, seins für einen guten Zweck zu
verwenden – obwohl Crowley dringend davon abriet.
    Der Engel war
sehr stolz auf seine magischen Fähigkeiten. Im Jahre 1870 hatte er an einem von
John Maskelyne veranstalteten Kurs teilgenommen und fast zwölf Monate lang
geübt, wie man bunte Tücher aus den Ärmeln zog, Münzen verschwinden und Kaninchen
aus Hüten springen ließ. Er glaubte, damals ein durchaus professionelles
Geschick entwickelt zu haben. Nun, an dieser Stelle soll auf folgendes
hingewiesen werden: Erziraphael konnte Dinge bewerkstelligen, die alle
Mitglieder der Magischen Gilde dazu veranlaßt hätten, ihre Zauberstäbe
wegzuwerfen und sich nach einem anderen Beruf umzusehen. Schließlich war er ein
Engel, und Engel sind nicht an die normalen Beziehungen zwischen Ursache und
Wirkung gebunden. Um es anders auszudrücken: Himmlische Wesen kleiden sich in
ein ganz anderes Gewand der Kausalität. Aber Erziraphael hatte es sich zur
Angewohnheit gemacht, die ihm innewohnenden wunderbaren Fähigkeiten so wenig
wie möglich zu benutzen. Woraus sich jetzt ein Nachteil ergab. Er bedauerte es,
nicht auch an Maskelynes Kurs für Fortgeschrittene teilgenommen zu haben.
    Trotzdem: Er
verglich diese Angelegenheit damit, auf einem Fahrrad zu fahren. Man vergaß
nie, worauf es dabei ankam. Der Zaubermantel war ein wenig verstaubt, aber er
fühlte sich gut an, als er ihn über die Schultern streifte. Erziraphael entsann
sich sogar an den richtigen Fachjargon.
    Die Kinder
beobachteten ihn gelangweilt, und einige von ihnen schnitten verächtliche
Mienen. Crowley stand hinter dem Büfett, trug die Uniform eines Kellners und versuchte,
sich seine Verlegenheit nicht allzu deutlich anmerken zu lassen.
    »Nun, ihr
jungen Damen und Herren«, begann

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