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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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echter
Halunke. Läßt nichts anbrennen. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Der Barkeeper beugte
sich vor.
    »Sind Sie
allein unterwegs, Miß?« fragte er.
    »Ja.«
    »Könnte
gefährlich sein. Heutzutage treiben sich komische Typen auf den Straßen herum.
Schlechte Menschen. Sie sind natürlich nicht von hier «,fügte
der Barkeeper hastig hinzu.
    Scarlett hob
eine prächtig geschwungene Braue.
    Dem Mann hinter
dem Tresen schauderte, obgleich ihm der Schweiß auf der Stirn perlte.
    »Danke für die
Warnung«, schnurrte Scarlett. Ihre Stimme klang wie ein Wesen, das im hohen
Gras lauert und nur an den zuckenden Ohren zu erkennen ist – bis etwas Junges
und Zartes vorbeikommt.
    Sie nickte dem
Barkeeper kurz zu und schlenderte nach draußen.
    Die heiße
afrikanische Sonne brannte auf sie herab. Der Lastwagen stand auf der anderen
Straßenseite, beladen mit Gewehren, Munition und Landminen. Ohne Reparatur
würde er sich nicht von der Stelle rühren.
    Scarlett
beobachtete ihren Laster.
    Ein Geier saß
auf dem Verdeck. Er hatte Scarlett dreihundert Meilen weit begleitet und
rülpste leise.
    Sie sah sich
auf der Straße um. Zwei Frauen unterhielten sich an der Straßenecke; ein
gelangweilter Händler saß vor einigen Kürbissen und versuchte, die Fliegen zu
verscheuchen; mehrere Kinder spielten ohne große Begeisterung im Staub.
    »Zum Teufel
auch«, sagte Scarlett leise. »Ich kann sowieso mal wieder einen Urlaub
gebrauchen.«
    Diese Worte sprach
sie am Mittwoch.
    Am Freitag war
die Stadt Sperrgebiet.
    Bis zum
nächsten Dienstag erlitt die Volkswirtschaft Kumbolalands den totalen
Zusammenbruch. Zwanzigtausend Menschen starben (zu ihnen gehörte auch der
Barkeeper; er wurde von Rebellen erschossen, als sie die Barrikaden am
Marktplatz stürmten); hunderttausend weitere erlitten schwere Verletzungen.
Scarletts Waffen hatten ihren Zweck erfüllt, und der Geier starb an
Überfettung.
    Scarlett saß im
letzten Zug, der das Land verließ. Es wurde Zeit, die Stellung zu wechseln. Und
zwar in jeder Hinsicht. Schon viel zu lange verkaufte sie Kriegsgerät. Sie
sehnte sich danach, ihre besonderen Talente in einem neuen Metier zu erproben.
Eine Herausforderung, ja. Ein neuer Beruf mit neuen Möglichkeiten. Scarlett
fragte sich, ob sie es mit dem Journalismus versuchen sollte. Warum nicht? Sie
fächelte mit ihrem Hut und schlug die Beine übereinander.
    Einige Abteile
hinter ihr begann eine Schlägerei. Scarlett lächelte. Wo immer sie sich
aufhielt, kam es immer wieder zu handgreiflichen Auseinandersetzungen,
Messerstechereien und Duellen. Sie verstand das als Kompliment.
    Sable hatte schwarzes Haar,
einen sorgfältig gepflegten schwarzen Bart und gerade beschlossen, eine
Aktiengesellschaft zu gründen.
    Er stieß mit seiner
Buchhalterin an.
    »Wie läuft’s,
Frannie?« fragte er sie.
    »Bestens.
Bisher haben wir zwölf Millionen Exemplare verkauft. Ist das zu fassen?«
    Sie saßen in
einem Restaurant namens ›Die Dreifache Sechs‹. Es befand sich im obersten Stock
eines Gebäudes, dessen Adresse 666 Fifth Avenue, New York, lautete. Dieser
Umstand amüsierte Sable ein wenig. Durch die Fenster überblickte man die ganze
Stadt. Des Nachts sah der Rest von New York ein großes rotes ›666‹, das auf
allen Seiten des Wolkenkratzers leuchtete. Natürlich handelte es sich nur um
eine Hausnummer. Wenn man zu zählen begann und nicht die Geduld verlor, kam man
unweigerlich zur Zahl sechshundertsechsundsechzig. Trotzdem: Manche Zufälle
waren recht sonderbar.
    Sable und seine
Buchhalterin hatten gerade ein kleines, teures und ausgesprochen exklusives
Restaurant in Greenwich Village besucht, dessen Cuisine wirklich nouvelle war: eine grüne Bohne, eine Erbse und ein (dünner) Streifen
Hühnerbrust, auf dem viereckigen Porzellanteller zu einem hübschen Muster
angeordnet.
    Sable hatte
derartige Mahlzeiten während seines letzten Aufenthalts in Paris erfunden.
    Seine
Buchhalterin brauchte weniger als fünfzig Sekunden, um das Fleisch und die
beiden Gemüsestücke zu essen. Den Rest der Zeit verbrachte sie damit, auf den
Teller zu starren, das Besteck zu betrachten und anschließend die übrigen Gäste
zu mustern. Sie schien sich zu fragen, wie sie schmecken mochten, und dieser
Eindruck täuschte nicht: Es gingen ihr tatsächlich solche Gedanken durch den
Kopf.
    Sable kehrte
geistig in die Gegenwart zurück, drehte das Glas Mineralwasser hin und her.
    »Zwölf
Millionen? Hm. Das ist ziemlich gut.«
    »Himmel, es
könnte kaum besser

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