Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
Vom Netzwerk:
daß die Menschen auf den Straßen weniger nervös wurden. Der Dämon
bewegte den Schaltknüppel, ließ vorsichtig die Kupplung kommen und fuhr an, ohne
daß die Räder durchdrehten. Ein langer Asphaltstreifen schob sich unter den
Bäumen hervor, und nach einigen hundert Metern erreichten sie Ausläufer eines
mittelgroßen Dorfes.
    Es wirkte
irgendwie vertraut. Inzwischen waren elf Jahre vergangen, aber erste Einzelheiten
krochen in Crowleys Erinnerung zurück.
    »Gibt es hier
irgendwo ein Krankenhaus, das von Nonnen geleitet wird?« fragte er.
    Anathema zuckte
mit den Achseln. »Ich glaube nicht«, antwortete sie. »Das einzige größere
Gebäude steht auf dem Tadfield Gut. Wer weiß, wozu es dient.«
    »Die göttliche
Vorsehung«, flüsterte Crowley.
    »Und die
Gangschaltung«, sagte Anathema. »Mein Fahrrad hatte keine Gangschaltung. Ja,
eine Gangschaltung gab es nicht.«
    Crowley beugte
sich zum Beifahrersitz hinüber.
    »O Herr, heil
das Rad!« raunte er sarkastisch.
    »Tut mir leid«,
wisperte Erziraphael. »Es kam einfach über mich.«
    »Mußten es
unbedingt Riemen mit Schottenkaro sein?«
    »Schottenkaro
ist hübsch. Und modisch.«
    Crowley ächzte
leise. Wenn sich der Engel aufs zwanzigste Jahrhundert besann, blieb er immer
in den fünfziger Jahren.
    »Sie können
mich hier absetzen«, sagte Anathema.
    »Wie Sie
wünschen, werte Dame«, sagte Erziraphael. Als der Bentley hielt, stieg er
sofort aus, öffnete die Hintertür und verbeugte sich so tief, als wollte er den
Boden küssen.
    Anathema
sammelte ihre Sachen ein und gab sich möglichst würdevoll.
    Ihr Fahrrad
stand am Tor – obwohl sie ganz sicher war, daß niemand am Dachgepäckträger
herumhantiert hatte.
    Es waren zwei
höchst sonderbare Männer, fand sie.
    Erziraphael
verneigte sich erneut. »Es freut mich, daß wir Ihnen behilflich sein konnten«,
sagte er.
    »Danke«,
erwiderte Anathema kühl.
    »Können wir
jetzt weiter?« drängte Crowley. »Gute Nacht, Miß. Steig ein, Engel!«
    Oh,
das erklärt alles, dachte die
junge Hexe. Es drohte mir also überhaupt keine Gefahr.
    Sie sah dem Bentley nach, der in Richtung Ortsmitte fuhr, und schob
das Rad den Pfad zum Haus hinauf. Die Tür war nicht abgeschlossen. Agnes Spinner
erwähnte keinen Einbruch, und ihre Prophezeiungen hatten sich stets als
zutreffend erwiesen, wenn es um persönliche Dinge ging.
    Anathema hatte
das Haus möbliert gemietet. Anders ausgedrückt: Die Einrichtung bestand aus
jenen Gegenständen, die man normalerweise nur im Sperrmüll fand. Nun, das
spielte keine Rolle. Die junge Hexe rechnete nicht damit, sich längere Zeit an
diesem Ort aufzuhalten. Sie erwartete gewisse Veränderungen.
    Wenn Agnes
recht behielt – und daran zweifelte sie nicht –, standen allen Menschen Veränderungen bevor.
    Anathema legte
ihre Habseligkeiten auf den wackligen Tisch, breitete die Karte aus und
betrachtete sie im Licht einer nackten Glühbirne.
    Was hatte sie
in Erfahrung gebracht? Nun, eigentlich nicht viel. Wahrscheinlich weilte ES im
nördlichen Bereich des Dorfes – womit sich eine frühere Vermutung bestätigte.
Wenn man zu nahe kam, bewirkte das Signal störende Interferenzen; wenn man sich
zu weit davon entfernte, konnte man keine Anpeilung mehr vornehmen.
    Anathema
runzelte unwillig die Stirn. Die Antwort verbarg sich bestimmt irgendwo Im Buch. Allerdings
gab es in diesem Zusammenhang ein nicht unerhebliches Problem: Um die
Prophezeiungen zu verstehen, mußte man wie eine halbverrückte, hochintelligente
Hexe aus dem siebzehnten Jahrhundert denken, deren Verstand sich am besten mit
einem Kreuzworträtsellexikon vergleichen ließ. Andere Mitglieder der Familie
hatten behauptet, Agnes drücke sich deshalb vage aus, damit Außenstehende nicht
erfuhren, worum es ging. Nun, Anathema argwöhnte, daß es ihr manchmal gelang,
die Denkweise der Prophetin nachzuvollziehen, und sie kam zu folgendem Schluß:
Agnes war eine sture alte Hexe mit einem besonders verschrobenen Sinn für
Humor.
    Sie würde noch
nicht einmal …
    Das
Buch fehlte.
    Anathema starrte entsetzt auf den Tisch. Die Karten. Das
divinatorische Meßgerät für Übernatürliches (in geduldiger Arbeit an der
thaumaturgischen Werkbank entstanden). Die Thermosflasche mit der (recht
schmackhaften) Ich-finde-das-Böse-Brühe. Die Taschenlampe.
    Und ein
Rechteck aus leerer Luft dort, wo Das Buch liegen sollte.
    Ich
habe es verloren! dachte die
junge Hexe.
    Welch
lächerliche Vorstellung! Gerade in Hinsicht auf Das Buch hatte Agnes

Weitere Kostenlose Bücher