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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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wie GT oder Turbo in
ihren Namen und hatten Autotelefonantennen auf dem Dach. Kein einziger schien
älter als ein Jahr zu sein.
    Crowleys Finger
zuckten. Erziraphael heilte Fahrräder und gebrochene Knochen, und der Dämon
sehnte sich danach, Autoradios zu stehlen und Reifen zu zerstechen. Nur mit
Mühe widerstand er der Versuchung.
    »Sieh mal einer
an«, sagte er. »Zu meiner Zeit zwängten sich die Nonnen zu viert in einen
fünfhunderter Fiat.«
    »Hier stimmt
was nicht«, kommentierte Erziraphael.
    »Vielleicht
nehmen sie nur noch Privatpatienten auf«, bemerkte Crowley.
    »Oder dies ist
der falsche Ort.«
    »Nein, wir sind
hier richtig. Ganz bestimmt. Komm!«
    Sie stiegen
aus. Dreißig Sekunden später schoß jemand auf sie. Und traf.
    Mary Hodges (früher Maria
Redeviel) offenbarte ein erstaunliches Talent, wenn es darum ging, Anweisungen
entgegenzunehmen und auszuführen. Sie mochte Befehle. Ihrer Meinung nach
gestalteten sie die Welt weitaus einfacher und übersichtlicher.
    Veränderungen
gefielen ihr weitaus weniger. Im Schwatzhaften Orden der Heiligen Beryll hatte
sie sich sehr wohl gefühlt. Zum erstenmal in ihrem Leben fand sie Gelegenheit,
Freundschaften zu schließen. Zum erstenmal in ihrem Leben bekam sie ein eigenes
Zimmer. Sie wußte natürlich, daß sich der Orden mit Dingen beschäftigte, die
man böse und schlimm nennen konnte, wenn man sie aus einem bestimmten
Blickwinkel betrachtete. Aber in dreißig Jahren hatte Mary Hodges viele
einschlägige Erfahrungen gesammelt und machte sich keine Illusionen mehr darüber,
wie es ein großer Teil der Menschheit von dieser Woche bis zur nächsten
schaffte. Außerdem: Das Essen war in Ordnung, und es ergaben sich immer
Möglichkeiten, interessante Leute kennenzulernen.
    Nach dem Feuer
verließen die Nonnen ihr Heim in Lower Tadfield – sie hatten ihre Aufgabe
erfüllt und gingen getrennte Wege. Bis auf eine.
    Mary Hodges war
noch nicht gegangen. Sie meinte, jemand müsse bleiben und die
Instandsetzungsarbeiten beaufsichtigen. Heutzutage könne man Handwerker nicht
mehr alleinlassen, führte sie aus und wies darauf hin, die faulen Burschen
würden nur dann arbeiten, wenn man ihnen (um eine geläufige Redensart zu
benutzen) ständig auf den Pelz rücke. Es bedeutete natürlich, daß sie ihren Eid
brechen mußte, aber Mutter Oberin meinte, das sei völlig in Ordnung und sie
brauche sich deshalb keine Sorgen zu machen. In einer schwarzen
Schwesternschaft gebe es nichts dagegen einzuwenden, sich über Gelöbnisse
hinwegzusetzen. In hundert Jahren – besser gesagt: in elf Jahren – spiele das
alles ohnehin keine Rolle mehr. Die Oberin wünschte Mary Hodges viel Glück und
gab ihr sowohl die Übertragungsurkunde für das Anwesen als auch eine Adresse,
zu der die Post geschickt werden sollte, außer wenn es Briefe vom Finanzamt
wären.
    Dann passierte
etwas Seltsames. Als sie allein im Hauptgebäude weilte, nur umgeben von nackten
Wänden und verstaubten Männern, die Meißel und Hämmer schwangen oder an
Betonmischmaschinen warteten, die sich Zigarettenstummel hinter die Ohren
klemmten und höchst eigentümliche Taschenrechner handhabten, die zu ganz
anderen Ergebnissen kamen, wenn das Geld auf die Hand gezahlt wurde – als dies
alles geschah, machte die ehemalige Schwester Maria Redeviel eine
bemerkenswerte Entdeckung.
    Unter der
dicken Patina aus Naivität, Routine und Gefallsucht fand sie eine Person namens
Mary Hodges.
    Es fiel ihr
überraschend leicht, Kostenvoranschläge von Architekten zu interpretieren und
die Mehrwertsteuer zu berechnen. Sie besorgte sich einige Bücher aus der
Bibliothek, befaßte sich mit dem Finanzwesen und stellte fest, daß es sowohl
faszinierend als auch unkompliziert war. Sie las keine Frauenmagazine mehr, die
von Liebe, Romantik und Stricken berichteten. Statt dessen las sie
Frauenmagazine, in denen es um Orgasmen ging. Mary Hodges nahm sich vor,
irgendwann einmal einen Orgasmus zu haben, falls sich eine entsprechende
Gelegenheit bieten sollte, aber abgesehen davon erachtete sie die neue Lektüre
als Liebe, Romantik und Stricken in einer anderen Form. Woraufhin sie sich mit
Fachzeitschriften beschäftigte, die detaillierte Auskunft über Fusionen,
Inflationsraten und tendenzielles Wirtschaftswachstum gaben.
    Nach
gründlichem Überlegen betrat sie ein Geschäft in Norton, sprach mit einem
amüsierten jungen Verkäufer und entschied sich für einen leistungsfähigen
kleinen Computer. Drei arbeitsreiche Tage später brachte sie

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