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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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erkundigte, antwortete Madame Tracy, jener
Hinweis betreffe den Donnerstag.
    Auf einmal
erklangen Schritte im Flur, ein schweres Husten, und dann war eine Stimme zu
hören, die der Farbe eines alten Regenmantels entsprach.
    »Jo?«
    »Ich habe Ihre
Anzeige gelesen. ›Werde ein Profi.‹ Ich würde gern mehr darüber wissen.«
    »Jo. Esch gibt
viele Leute, die gern mähr darüber wischen möchten, und einige andere …«
Die Stimme verklang bedeutungsvoll, ertönte dann wieder mit voller Lautstärke.
»… fären dankbar dafähr, NICHTS zu erfahren.«
    »Oh«, brachte
Newton unsicher hervor.
    »Wie heißt du,
Junge?«
    »Newton. Newton
Läuterer.«
    »Loiterer?
Bischt du wirklich bereit, dän Kampf gegen die Finsternisch aufzunehmen und vor
den Heerscharen der Hölle das Banner desch Guten zu tragen? Oder hat dich där
Satan höchstperschönlich geschickt, um die Armee där Hexensucher zu sabotieren,
um dän Keim desch Unheils in Tapferkeit und mut’ger Entschlossenheit zu säen?«
    »Läuterer«,
wiederholte Newton, der Mühe hatte, dem Wortschwall Shadwells zu folgen. »Mit
einem ›ä‹ wie in … wie in ›äh‹. Und ich bin keineswegs ein Gesandter des
Teufels.«
    Shadwell klang
ein wenig enttäuscht.
    »Oh. Jo. Nun.
Loiterer. Loiterer. Habe ich den Namen vielleicht schon ainmal gehöret?«
    »Ich weiß
nicht«, erwiderte Newton. »Mein Onkel hat einen Spielzeugladen in Hounslow«,
fügte er hilfsbereit hinzu.
    »Ach, tatschächlich?«
    Shadwells
Akzent war nicht zu identifizieren. Er kam einer Rundreise durch alle
Landschaften Britanniens gleich. Einmal glich er der Sprache eines verrückten
walisischen Ausbilders, dann dem Ausdruck eines hohen Kirchenmannes, der gerade
sehen muß, daß jemand am Sonntag arbeitet; dazwischen schlichen sich Worte ein,
die von einem Schafhirten aus Daleland oder einem verbitterten Geizhals aus
Somerset stammen mochten. Gleichgültig, welche Färbung der Akzent auch annahm,
er wurde nicht angenehmer.
    »Hascht du alle
deine Zähne?«
    »Oh, ja. Bis
auf die Plomben.«
    »Bischt du
gesundig und kräftig?«
    Newton glaubte
zu wissen, worauf Shadwell hinaus wollte. »I-ich glaube schon«, stotterte er.
»Ich meine, deshalb wollte ich mich ja der Heimwehr anschließen. Brian Potter
von der Buchhaltung kann seitdem hundert Liegestützen machen, ohne einen
Herzinfarkt zu riskieren. Und er nahm an dem Aufmarsch zu Ehren der
Königinmutter teil.«
    »Wie viele
Warzen habescht du?«
    »Wie bitte?«
    »Bruschtwarzen,
mein Junge«, sagte Shadwell. »Wie fiele Bruschtwarzen habescht du?«
    »Äh. Zwei?«
    »Gut. Gehöret
eine Schere zu deiniger Ausrüschtung?«
    »Was?«
    »Eine Schere? Bischt du etwa taub, Bursche?«
    »Nein. Ja. Ich
meine, ich habe eine Schere. Und ich bin nicht taub.«
    Der Kakao gewann allmählich
die Konsistenz von Granit. Grüner Schimmel bildete sich darauf.
    Eine dünne
Patina aus Staub umhüllte Erziraphael.
    Die Notizzettel
wuchsen zu hohen Stapeln. Hunderte von Lesezeichen – dünne Schnipsel aus dem Daily
Telegraph – steckten in Agnes Spinners
Buch.
    Irgendwann
bewegte sich der Engel und rümpfte die Nase.
    Sein Argwohn
verdichtete sich, wurde zu Gewißheit.
    Er erkannte die
Struktur.
    Er hatte Agnes
nie kennengelernt, aber ganz offensichtlich war sie viel zu intelligent
gewesen. Normalerweise entdeckten Himmel und Hölle alle prophetischen Talente
und sendeten genug Störsignale auf den gleichen mentalen Frequenzen, um
ungebührlicher Genauigkeit vorzubeugen. Was sich nur selten als notwendig
erwies. Häufig entwickelten die betreffenden Menschen ihre eigene Statik – um
sich vor den Bildern in ihren Köpfen zu schützen. Der alte Johannes hatte zum
Beispiel seine Pilze und Mutter Shipton ihr Bier. Nostradamus lenkte sich ab,
indem er interessante orientalische Präparate sammelte. Und der heilige
Malachias beschäftigte sich in seiner Freizeit mit einem Destillierapparat.
    Ach, der gute
alte Malachias! Eigentlich ein netter Kerl. Er hockte in irgendeiner Kammer und
träumte von zukünftigen Päpsten. Seine angeblichen Weissagungen waren natürlich
völliger Blödsinn. Er hätte ein wirklich guter Denker und Philosoph werden
können; leider fand er allzu großen Gefallen an seinem schwarzgebrannten Whisky …
    Ein
trauriges Ende, dachte
Erziraphael. Manchmal kann man nur hoffen, daß der große
Weltplan auch wirklich gut durchdacht ist.
    Plötzlich fiel dem Engel etwas ein. Es galt doch noch etwas zu
erledigen, oder? Ja. Er mußte seine Verbindungsleute

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