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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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genauen Tag bestimmen, an dem sich die Japaner
von überaus geschickten Nachbauern in noch viel geschicktere und kreative
Techniker verwandelten, die den Westen das Staunen lehrten. Nun, an jenem bemerkenswerten
Tag war der Wasabi konzipiert worden. Er kombinierte die traditionellen
Schwächen westlicher Wagen mit innovativen Katastrophen, deren Vermeidung
Firmen wie Honda und Toyota ihren großen Erfolg verdankten.
    Newt hatte
vergeblich nach einem zweiten Wasabi Ausschau gehalten. Jahrelang wies er seine
Freunde auf kostengünstigen Unterhalt und enorme Zuverlässigkeit hin, in der
verzweifelten Hoffnung, daß einer von ihnen ebenfalls einen Wasabi kaufte –
selbst Elend liebt Gesellschaft.
    Er lobte den
leistungsstarken 823cc-Motor, das gut abgestimmte Dreiganggetriebe, die vielen
unglaublichen Sicherheitsvorkehrungen, zum Beispiel den Airbag: Er blähte sich
bei gefährlichen Situationen auf, wenn man mit fünfundvierzig Meilen auf einer
schnurgeraden Straße fuhr und einen Unfall riskierte, weil plötzlich ein großer
Sicherheitsballon den Blick auf die Straße verwehrte. Er pries das in Korea
hergestellte Autoradio, mit dem man Radio Pjöngjang klar und deutlich empfangen
konnte. Ausführlich beschrieb er die elektronische Stimme, die einen
aufforderte, den Sicherheitsgurt anzulegen – selbst wenn man ihn bereits trug.
Der Sprachprozessor war von jemandem programmiert worden, der weder Englisch
noch Japanisch verstand. Der Wasabi war schon ein Kunstwerk, wie Newton es
ausdrückte. Wohl aber eher das Ergebnis einer brotlosen Kunst.
    Seine Freunde
nickten, stimmten ihm in allen Punkten zu und kamen zu folgendem Schluß: Wenn
sie jemals zwischen einem Wasabi und dem Leben als Fußgänger wählen mußten,
wollten sie sich ein Paar Schuhe kaufen. Es kam im Prinzip auf das gleiche
hinaus. Der Tacho des Wasabi zeigte einen bemerkenswert niedrigen
Kilometerstand, weil das Auto die meiste Zeit in Werkstätten verbrachte,
während verzweifelte Mechaniker auf Ersatzteil-Post vom einzigen noch
existierenden Wasabi-Händler in Nigirizushi, Japan, warteten.
    Wie die meisten
Leute fuhr Newt in zenartiger Trance und fragte sich, auf welche Weise er die
Nadel benutzen sollte. Sagte man: ›Ich habe eine Nadel und schrecke nicht davor
zurück, Gebrauch von ihr zu machen?‹ Auf der Suche
nach der heiligen Nadel, dachte er. Der
Mann mit der goldenen Nadel … Die Nadeln von Navarone … Krieg der
Nadeln …
    Es hätte Newt vielleicht interessiert zu erfahren, daß von den
neununddreißigtausend Frauen, die während langer Hexenjagd-Jahrhunderte mit der
Nadel überprüft wurden, insgesamt neunundzwanzigtausend mit einem lauten
›Autsch!‹ antworteten. Neuntausendneunhundertneunundneunzig spürten überhaupt
nichts, weil die bereits erwähnten Teleskop-Nadeln Verwendung fanden, und eine
verkündete, der Stich habe sie von der Arthritis in ihrem Bein geheilt.
    Sie hieß Agnes
Spinner.
    Und sie war der
größte Mißerfolg der Hexensucher-Armee. Eine der frühen Weissagungen in den
Freundlichen und Zutreffenden Prophezeiungen betraf Agnes Spinners Tod.
    Der
durchschnittliche Engländer ist eher gleichgültig und träge, und daher wurden
in England nicht annähernd so viele Hexen verbrannt wie in anderen Staaten
Europas. In Deutschland errichtete man die Scheiterhaufen mit typisch
germanischer Gründlichkeit. Selbst den Schotten, deren Geschichte zum größten
Teil aus Kriegen gegen ihre Erzfeinde (die Schotten) besteht, gelang es, einige
läuternde Feuer zu entzünden. Wahrscheinlich vertrieben sie sich damit die Zeit
an langweiligen Winterabenden. Doch die Engländer konnten sich nie richtig für
Hexenverbrennungen begeistern.
    Es mag unter
anderem an den Umständen von Agnes Spinners Tod liegen, der das Ende des
Hexenwahns in England einleitete.
    Ihre
Angewohnheit, weise zu sein und andere Menschen zu heilen, ohne irgendwelche
Gegenleistungen zu verlangen, erzürnte die übrigen Bewohner des Dorfes. Eines
Abends im April fand sich eine wütende Menge vor dem Haus der Hexe ein, was
Agnes keineswegs überraschte. Sie hatte sich bereits ihren Mantel angezogen und
wartete.
    »Ihr habet euch
verspätet«, sagte sie. »Ich hätte schon vor zehn Minuten brennigen müssen.«
    Sie verließ
ihren Platz am Küchentisch, humpelte an den verblüfften Bürgern vorbei nach
draußen und ging zum Scheiterhaufen, den man hastig auf dem Dorfplatz errichtet
hatte. Die Legende berichtet, Agnes habe ihn mühsam erklettert und dann die
Arme um den

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