Ein Hauch Vanille (German Edition)
trat ich wie von der Tarantel gestochen auf den Pilz.
Wieder und wieder. Es musste einfach gehen!
Aber es funktionierte nicht. Die Lage schien aussichtslos. Resigniert setzte
ich mich zu Boden, während Tränen meine Wangen hinunter liefen. Hilfesuchend
sah ich Robert an.
„Was machen wir nur falsch?“ rief ich verzweifelt.
Mit sorgevollem Blick zuckte er nur mit den Schultern.
„Ich hab keine Ahnung, ehrlich!“
Nach kurzem überlegen sprang ich wieder auf die Füße. An dem Steinpilz, der das
Portal geöffnet hatte, musste es etwas Besonderes geben. Ich ging in die Hocke
und suchte in den Überresten des Pilzes nach etwas Auffälligem. Doch weil ich
ihn vor Wut so sehr zugerichtet hatte, konnte ich in dem Pilzmatsch nicht mehr
viel erkennen.
Dann fiel mir doch noch etwas auf. Der Pilz hatte statt eines Schwammes, kleine
feine Lamellen auf der Unterseite des Hutes. Sonst sah er wie ein normaler
Steinpilz aus und auch der Geruch war derselbe.
„Wir müssen einen Steinpilz suchen, der Lamellen hat!“ rief ich Robert,
frischen Mut schöpfend zu, als hätte ich gerade die Entdeckung des Jahrhunderts
gemacht. Meine Begeisterung über die vermeintlich gefundene Lösung wollte er
aber dennoch nicht mit mir teilen.
„Woher willst du das denn wissen?“ zweifelte er meine Aussage mürrisch an und
machte ein trotziges Gesicht.
„Ist mir scheißegal, ob der einen Schwamm oder Lamellen hat, ich mache jetzt
einfach jeden Pilz platt, der mir vor die Füße kommt.“ Weil das auch nichts
schaden konnte, stimmte ich ihm zu. Vielleicht hatte er ja sogar Recht.
Natürlich wusste ich es nicht, es konnten durchaus auch andere Pilze als
Schlüssel in Frage kommen, theoretisch. Gemeinsam begannen wir in kurzem
Abstand zueinander, von Pilz zu Pilz zu springen. Immer tiefer führte es uns in
den Wald hinein. Alle Pilze die wir sahen, machten wir dem Erdboden gleich. Ich
sah zu Robert hinüber, der in Sichtweite einen Haken nach dem andern schlug und
immer schneller lief, bis wir beide rannten. Die Bäume huschten an uns vorbei,
zwischendurch vernahm ich den Geruch von Steinpilzen und alles was nach einem
Pilz aussah, vernichtete ich ebenso wie Robert. Ein paar Mal wäre ich wegen
meiner zu weiten Gummistiefel fast zu Boden gefallen, wenn der Untergrund zu
uneben, zu steil oder einfach zu rutschig wurde. Doch von einem Sturz blieb ich
diesmal glücklicherweise verschont. Die Äste die meinen Körper streiften und
auch die unzähligen Spinnenweben die mein Gesicht eingefangen hatte, vermochten
mich nicht zu stoppen. Erst nach fünfzehn Minuten erlöste uns ein
aufflackerndes, buntes Licht, das wir gerade noch hinter uns im Augenwinkel
entdeckten. Robert und ich sahen uns gegenseitig fragend an. Ich war mir nicht
bewusst den richtigen Pilz gesehen zu haben, genauso wenig wie er. So jedenfalls
deutete ich seinen Blick. Aber egal, das Portal war da, nichts anderes zählte.
Eine zentnerschwere Last fiel von unseren Schultern, wir waren endlich erlöst!
Freudestrahlend sprang ich an Roberts Körper hoch, umarmte ihn und drückte ihm
einen dicken Kuss auf die Wange.
„Komm schnell, wer weiß wie lange es offen ist“, drängte ich ihn zur Eile und
machte mich zum Absprung bereit. Beherzt und völlig angstfrei sprangen wir ins
Ungewisse und landeten ganz weich auf einem satten Grün und blickten uns um. Michi
war nicht zu sehen. Panik überfiel mich erneut.
„Siehst Du Michi irgendwo?“ flüsterte ich. „Ich kann ihn nirgendwo entdecken!?“
„Krass…“ hörte ich ihn mit dem Rücken zu mir, schon wieder nur ein einziges
Wort sagen. Mehr bekam er nicht heraus, als er die verschiedenfarbigen Blumen
und den bunt schillernden Himmel zu sehen bekam. Weil er die vielen neuen
Eindrücke gar nicht so schnell verarbeiten konnte, wusste er nicht wohin er
zuerst schauen sollte.
Mit aufgerissenen Augen starrte er mich an und deutete mit dem Zeigefinger erstaunt
auf meinen Kopf.
„Was ist das denn?“ Ich drehte mich zu ihm um und sah auf seinem Kopf ein etwa
Tennisball großes verästeltes Gebilde, das ich nun auch erschrocken auf meinem Kopf
ertastete.
„Du hast auch so ein Ding auf deiner Birne!“ deutete ich nun auch auf sein
Haupt.
Es hatte
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