Ein Hauch Vanille (German Edition)
Ruhe zu bewahren, trotzdem überschlug ich mich fast beim Erzählen
und ruderte dabei mit den Armen. Als ich nichts mehr hinzuzufügen hatte, schaute
mich Robert ungläubig an.
„Nimmst Du Drogen? Was laberst du denn für einen Scheiß?“ Er schüttelte den
Kopf und weigerte sich mir zu glauben. „Gut, dann komm mit, ich zeig´s dir!“ Ich
zog an seinem Arm und wollte gleich wieder los. Er sollte es mit eigenen Augen
sehen.
„Also gut, ich frage aber erst noch Michael ob wir gehen dürfen. Mit dem Rasen
mähen bin ich auch noch nicht fertig. Ich bin nur wegen des Telefons hinein
gegangen. Aber heute schaffe ich das alles sowieso nicht mehr.“ Er ging nach
unten, während ich mit den Augen rollte und es gar nicht mehr abwarten konnte
zurück zu gehen. Weil Michael vor dem Fernseher saß und Fußball schaute, gab er
uns grünes Licht. Allerdings nur unter der Prämisse Michi mitzunehmen.
„Grmpf“, knirschte ich ärgerlich mit den Zähnen.
„Ausgerechnet jetzt, hättest du nur mal den Mund gehalten!“ fauchte ich Robert
vorwurfsvoll an. „Du nimmst ihn!“ befahl ich und rannte voraus.
Unter ständigen Ermahnungen nicht so schnell zu laufen, fand ich nur mit Mühe
die besagte Stelle wieder, doch vom Portal, fehlte jede Spur. Weil Michi auf
Roberts Schultern wie wild herum zappelte, setzte er ihn sanft zu Boden und
nahm ihn an die Hand.
„So Lillylein, wo ist denn hier nun was?“ fragte Robert voller Hohn, während
Michi sich seiner Hand entzog und ein paar Schritte voraus lief. Plötzlich
blieb er stehen, hob seinen rechten Zeigefinger und tippte in die Luft, als
würde er mehr sehen als wir. Hell flackernd erschien das Portal vor unseren
Augen.
„Da da!“ schrie Michi aufgeregt zu dem bunten Treiben der Lichter hin und
sprang, ohne zu zögern, mit einem Satz hinein. Mit seinem Eintreten erloschen
die Lichter wieder und das Portal blieb verschwunden. Geschockt sah ich erst
kurz zu Robert und sprintete dann entsetzt an die Stelle, an der Michi eben
noch zu sehen gewesen war.
„Michi, Michi!“ schrie ich. Panik durchzuckte meinen ganzen Körper, mir wurde
eiskalt. Hastig lief ich umher und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Immer wieder rief ich seinen Namen, doch keine Antwort. Er war wie vom Erdboden
verschluckt. Mit weit aufgerissenen Augen, die meine ganze Panik
widerspiegelten, blickte ich Robert verzweifelt an.
„Oh Gott, was sollen wir denn jetzt nur machen? Tu doch was!“ schrie ich ihn
entsetzt an und wurde langsam hysterisch. Doch Robert stand unter Schock.
„Hammer! Hammer!“ hörte ich ihn ständig sagen.
Ich legte meine Hände von vorn auf seine Schultern und versuchte ihn wach zu
rütteln.
„Wir müssen das Portal wieder öffnen! Was, wenn wir ihn nicht wieder bekommen?“
Sofort schossen Tränen in meine Augen. Ich versuchte mich zu konzentrieren.
Nachdenklich fasste ich an meine Stirn, während ich in Gedanken den Ablauf noch
einmal durch ging: Das Portal hatte sich geöffnet, als ich auf den Steinpilz
getreten war. Vielleicht war das ja der Schlüssel! Schnell lief ich zu den
Überresten des Steinpilzes und trat noch einmal darauf. Doch nichts tat sich.
„Shit es funktioniert nicht, aber warum nicht?“ schrie ich verzweifelt. Ich
wischte mir den Angstschweiß weg und dachte an Michi. Ob er schon weinte?
Sicher hatte er große Angst, so ganz allein und hilflos. Vieleicht wandte er
sogar schon seinen Ur Schrei an.
„Wir müssen einen neuen Steinpilz suchen“, sagte ich und war froh endlich etwas
tun zu können. Robert reagierte nun wieder und gemeinsam wanderten unsere Augen
über den Waldboden, der übersät war von kleinen, zerbrechlichen weißen Pilzen
mit hohlem Stiel und kugelförmigen Hut. Doch ein Steinpilz war hier nirgendwo
zu sehen. Auf allen Vieren kroch ich im Dickicht, als Robert endlich den
erlösenden Schrei tat.
„Ich hab einen! Und nun? Abschneiden, abdrehen?“ fragte er hektisch. Dabei lag
auf seinem Gesicht ein großes Fragezeichen.
„Drauf treten!“ schrillte ich im Befehlston. Jetzt sah er mich mit einem noch
größeren Fragezeichen in den Augen an. Tat es dann aber doch ohne weitere
Fragen zu stellen. Erwartungsvoll starrten wir ins Nirgendwo, doch wieder tat
sich nichts.
„Shit, Shit, Shit!“ Wütend
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