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Ein Hauch Vanille (German Edition)

Ein Hauch Vanille (German Edition)

Titel: Ein Hauch Vanille (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Berg
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Blätter flutschten aber dennoch laut klatschend in
mein Gesicht. Mit schmerzverzerrter Miene zog er den Kopf ein wenig ein. „Entschuldige…!“ 
Meine Wange brannte nicht nur wie Feuer, sie sah jetzt auch noch so aus. Doch
Röte war ja nichts Neues für mich. Shane musste bei meinem Anblick lachen,
entschuldigte sich aber gleich wieder dafür.           
Jasmin drehte sich zu uns um und empfing uns mit einem breiten Lächeln.
Freudestrahlend ging sie auf uns zu und schloss Shane sofort in ihre Arme.   
„Ah Shane, schön dass ihr da seid, ich freue mich!“ Sie drückte ihn fest an
sich, lies ihn aber genauso schnell wieder los, während ihr  Blick zu mir
wanderte. „Und du musst Lilly sein!“ Mit offenen Armen wandte sie sich mir zu
und fiel mir ebenfalls um den Hals. Allerdings war sie so groß, dass sie sich
tief zu mir hinunter bücken musste, was mir irgendwie unangenehm war. „Du hast
aber eine gesunde Gesichtsfarbe, was habt ihr denn getrieben?“ schmunzelte sie
und deutete auf meine Wange.       
Na prima! Meine Wange, die so rot leuchtete wie der Hintern eines Pavians,
würde jetzt immer wie ein Damokles Schwert über uns schweben und als Anekdote
unseres Kennenlernens herhalten müssen. Das war genau der Zeitpunkt, an dem ich
mich nicht nur rein körperlich klein fühlte.        
„Wir haben dir etwas mitgebracht!“ lenkte Shane ihre Aufmerksamkeit jetzt auf
das mit einem Korken verschlossene und weißem Birkenporling Pulver gefüllte
Reagenzglas, welches er gerade aus seiner Tasche gezogen hatte und ihr wie
einen Blumenstrauß entgegenstreckte.              
„Es ist ein hervorragender Heilpilz, der antibakteriell und entzündungshemmend
wirkt. Nach neueren Studien dämpft er sogar die Teilung missgebildeter Zellen.
Deswegen wird er auch schon bei Magen- und Brustkrebs angewendet.“  Sie
kämpfte mit den Tränen, so sehr war sie davon angetan.
„Vielen Dank, Shane. Danke, für deine Mühe!“ sagte sie mit leiser Stimme und
umarmte ihn nochmals. Ich stand verloren daneben und wusste nicht wohin mit
meinen Händen, als Shane mich von der Seite anblickte, als wollte er sich für
sie entschuldigen. Dabei war ich überhaupt nicht eifersüchtig. Ich wäre ihm
genauso dankbar gewesen, wenn er sich für mich, wie für sie, ein Bein ausgerissen
hätte.   
Nachdem sie ihn losgelassen hatte, herrschte trotzdem eine peinlich Stille, die
Shane aber gleich zu entspannen versuchte. Während Jasmin verschämt auf das
Pulver im Reagenzglas in ihrer Hand blickte, erklärte er ihr die Zubereitung.        
„Einfach in siedendes Wasser geben und nach dreißig Minuten durchseihen“.      
Mit dem ehrlichsten Lächeln der Welt streichelte er ihr aufmunternd über die
Schulter, während sie sich verlegen anlächelten. So vieles hatten sie schon
ausprobiert, einiges hatte gar keine Wirkung gezeigt, anderes ihren Zustand
wenigstens kurzzeitig verbessert. Der wahre Erfolg blieb aber bislang aus. Doch
Shane ließ sich davon nicht entmutigen, geschweige denn demotivieren. Er war
niemand, der einfach so aufgab. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte,
kämpfte er verbissen darum. Er wusste, dass es irgendetwas geben musste. Jetzt
galt es nur noch, es zu finden. Vielleicht würde es der Birkenporling sein, den
man sogar bei der Gletschermumie Ötzi gefunden hatte, wie Shane uns berichtete.
Also musste doch wirklich etwas an seiner Heilkraft dran sein. Und falls er es
doch nicht sei, würde er eben so lange weitersuchen, bis er etwas fände. Hier
oder in seiner Welt. Es wäre nur eine Frage der Zeit. Zeit, über die ich mir
bis jetzt nie Gedanken gemacht hatte und über die Jasmin nicht verfügte.
Weshalb ich mich jetzt in ihre Lage versetzte. Zum ersten Mal in meinem Leben,
wollte ich nicht in der Haut eines anderen stecken und war froh, ich selbst zu
sein. Scheiß auf Michael, scheiß auf die Ohren und die Nase. Ihr Schicksal
machte mich so betroffen, dass mir meine Probleme mit meinem Stiefvater
unwichtig und klein vorkamen, obwohl sie doch in der Vergangenheit mein ganzes
Leben bestimmt hatten.
    Jasmin
sah mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte und ich fragte mich
unwillkürlich wie gern sie wohl mit mir tauschen wollte? Woraufhin ich mich
aufgrund meiner Gedanken elend und gemein fühlte. Plötzlich hatte ich einen
riesigen Kloß im Hals. Ich blickte zu Boden, denn ich konnte sie nicht ansehen.
Es kam mir so vor, als würde sie sofort

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