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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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für
seine Nachbarin vor sich hin. Der Druck in der Brust wurde schlimmer.
Verzweiflung griff nach ihm.
    Da war er nach Japan geflogen, um
über Florian hinwegzukommen und musste sich am letzten Abend in einen Mann
verknallen, den er nie wieder sehen würde. Wie idiotisch war das denn?
    Doch es half nichts, es zu
leugnen. Er hatte sich Hals über Kopf verliebt.
    Die marternden Gedanken an Tom
wurden durch das Umsteigen in Frankfurt kurz unterbrochen, doch sobald Jan
seinen Platz eingenommen hatte, kehrten die Erinnerungen zurück. Seufzend legte
er den Kopf gegen die Lehne und schloss die Augen.
     
    Er wusste, dass er schlief.
Anders war es nicht möglich, dass Tom vor ihm stand und ihn aus großen blauen
Augen ansah. „Ich habe so lange auf dich gewartet. Warum bist du nicht
geblieben?“
    „Ich konnte nicht. Mein
Flug ...“
    „Du hättest einen anderen nehmen
können.“
    „Das hätte ich, aber ich wusste
ja nicht ... Vielleicht führt uns das Schicksal ...“
    „Glaubst du an so etwas?“
    Jan schüttelte den Kopf und ein
stechender Schmerz jagte ihm durch die Eingeweide. Toms Gesicht verschwamm vor
seinem inneren Auge. Sein Brustkorb zog sich zusammen, brannte wie die Hölle
selbst.
    Eine Hand griff nach ihm. „Junger
Mann ...“
    Jan riss die Augen auf. Die Frau
neben ihm tätschelte seine Hand und lächelte ihn an.
    „Sie müssen sich anschnallen. Wir
landen gleich.“
    Verwirrt griff Jan nach dem Gurt,
bracht jedoch ein gequältes Lächeln zustande.
    „Geht es Ihnen nicht gut? Sie
sehen etwas blass aus.“
    „Flugangst“, log Jan.
    Die Frau ließ seine Hand nicht
los, bis die Maschine gelandet war. Er kam sich kindisch vor, aber die
Berührung war tröstlich.
    Während er auf sein Gepäck
wartete, bemühte Jan sich um Ausgeglichenheit. In wenigen Minuten musste er
Katja gegenübertreten, und sie würde ihm an der Nasenspitze ansehen, dass etwas
nicht stimmte. Doch er hatte keine Lust, über Tom zu reden, musste erstmal mit
sich selbst ins Reine kommen.
    Er hob die beiden Taschen vom
Gepäckband, holte tief Luft und machte sich auf den Weg.
    Katja winkte schon von Weitem. Er
konnte sich, trotz seiner aufgewühlten Gefühle, das Lachen nicht verkneifen.
Sie trug einen langen schwarzen Rock und ein schwarz-rotes Oberteil im
Kimonoschnitt. Ihre blonden Haare hatte sie mit schwarzen Stäbchen aufgesteckt,
die Augen geheimnisvoll geschminkt, ihr Gesicht weiß gepudert und die Lippen
leuchteten knallrot.
    Jan stellte die Taschen ab, legte
die Hände aneinander und verbeugte sich vor ihr.
    „Eine wahrhaftige Geisha.“
    Sie fiel ihm lachend um den Hals
und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Wahrscheinlich sah er jetzt wie ein Clown
aus.
    „Ich bin so froh, dass du wieder
da bist. Ich hab dir so viel zu erzählen. Ach ja, und alles Gute zum
Geburtstag.“ Sie drückte ihm eine weiße Orchidee in die Hand und fragte weiter:
„Los, erzähl mal! Wie war es? Ist das Land so traumhaft, wie du gedacht hast?
Hast du Geishas gesehen? Und die dicken Sumoringer?“
    Jan hätte sich keine Gedanken
machen müssen. Katja war so überdreht, dass sie die gelegentlichen Schatten in
seinem Gesicht nicht wahrnahm. Zudem war er todmüde, was eine gute Ausrede
darstellte, sich zwei Stunden später zurückzuziehen.
    Leider konnte er nicht in den
Schlaf finden. Sobald er die Augen schloss, sah er blaue Augen vor sich, die
Traurigkeit und Sehnsucht ausstrahlten.

Stunde der Wahrheit
     
    „Mir reicht es jetzt. Du sagst
mir auf der Stelle, was mit dir los ist. Dieses Schweigen hält ja kein Mensch
aus.“ Katja stand vor ihm, die Hände in die Taille gestützt und funkelte ihn
wütend an. „Seit drei Tagen hängst du hier rum, als würde die Welt untergehen.
Die Reise sollte dir helfen, über ihn hinwegzukommen.“
    Jan wusste, dass er um dieses
Gespräch nicht herumkam. Es verwunderte ihn ohnehin, dass Katja ihn so lange in
Ruhe gelassen hatte. Seit er wieder in Deutschland war, spielte er im Geiste
diese Diskussion durch, und dass es eine werden würde, stand außer Frage.
    „Sein Name ist Tom“, sagte er
kleinlaut.
    „Wer, um alles in der Welt, ist
Tom?“
    „Der Mann aus meinem Traum.“
    Katja stand mit offenem Mund da
und starrte ihn an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Du bist
ihm begegnet? Das glaub ich nicht. Und wieso sagst du mir das nicht?“
    „Es war mein letzter Abend in
Tokio.“ Jan begann zu erzählen. Mit jedem Wort wurde ihm das Herz schwerer. Er
war rettungslos

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