Ein Hauch von Kirschblüten
Er hörte andere Worte – Worte aus einem Traum, die ihm Tränen in die
Augen trieben.
„Nimm mich“, brachte er über die
Lippen, und das war das Letzte, was er denken konnte.
Tom zog sich zurück und stieß zu.
In Jans Innerem breitete sich eine heiße Woge aus. Es war ihm, als würde er
sich in seine Bestandteile auflösen. Unaufhaltsam trieb er auf einen dunklen
Abgrund zu und konnte es nicht erwarten zu springen. Er hörte Tom stöhnen,
dessen Stöße wurden härter, massierten den empfindlichen Punkt in seinem
Inneren bis zum Zerspringen.
Dann umgab ihn plötzliche Ruhe.
Tom war tief in ihm, zuckte und entlud sich keuchend. Jan bildete sich ein,
Toms heißen Samen in sich zu spüren. Für einen Moment stand die Zeit still, nur,
um sich in einem Funkenregen zu entladen. Schwall um Schwall spritzte Jans
Samen aus ihm heraus. Vor seinen Augen tanzten bunte Punkte, und in diesem
Zustand größter Ekstase waren es Kirschblütenblätter. Er hörte sich
aufschluchzen und wurde von sanften Armen gehalten.
In dem Gefühl der Geborgenheit,
dem Geruch nach Sex und Schweiß, in der Wärme dieser Umarmung verlor er sich
vollends.
Böses Erwachen
Dämmerung fiel ins Zimmer. Jan blinzelte.
Er lag auf dem Bauch, das Gesicht in Richtung Fenster gedreht und starrte den
grauen Himmel an. Etwas drückte schmerzhaft gegen seinen Oberkörper. Er bekam
schwer Luft, ihm tat alles weh, die Augen brannten. Und nicht nur die.
Schlagartig war er wach und riss
die Augen weit auf.
Er befand sich nicht in seinem
Zimmer und das war auch nicht sein Bett. Er hob den Kopf und starrte den Mann
neben sich an. Tom lag auf dem Rücken, ein Arm über dem Kopf abgelegt, der
andere unter Jan.
Scheiße!
Wie hatte er einschlafen können?
Sein Flug ging um neun Uhr.
Vorsichtig stand er auf. Tom
knurrte leise, wachte jedoch nicht auf. Jan warf einen letzten Blick auf den
unglaublichsten Mann, dem er je begegnet war, riss sich widerwillig von dessen
Anblick los und verließ das Schlafzimmer. Er machte sich nicht die Mühe zu
duschen. Dafür war keine Zeit. Außerdem wollte er Toms Duft so lange wie
möglich an sich haben.
Für die nächsten zwei Stunden
schaffte er es ganz gut, ihn aus seinen Gedanken zu verbannen. Er rief sich ein
Taxi, fuhr ins Hotel, ließ den Fahrer warten, warf die Sachen in die
Reisetasche, checkte aus und fuhr zum Flughafen. Fünf Minuten nach Check-in kam
er an. Japaner waren ein Ausbund an Höflichkeit und Selbstbeherrschung, doch
dieser verbarg seinen Unmut nicht. Jan bedankte sich unter vielen, tiefen
Verbeugungen und war heilfroh, den Flug nicht verpasst zu haben.
Erst als das Flugzeug startete
und Tokio unter ihm kleiner wurde, gestattete er sich einen Gedanken an Tom. Ob
er noch schlief? Vermisste dieser ihn, sobald er erwachte und Jan nicht da war?
War diese Nacht für ihn eine wie viele oder auch etwas Besonderes? Für ihn war
sie jedenfalls besonders gewesen.
Plötzlich schoss Angst in Jans
Herz. Wie ein Dolchstoß bohrte sie sich in seine Eingeweide. Er lehnte den Kopf
ans Fenster und seufzte. Was hatte er getan? Ungeschützten Sex mit einem
Fremden zu haben, war derart verantwortungslos. Ihm wurde im Nachhinein
schlecht. Für diesen Leichtsinn hätte er sich ohrfeigen können. Und doch suchte
er vergebens nach Reue in sich. Er wollte keinen Augenblick, nicht eine Sekunde
dieser Nacht missen. Es war ein saublöder Gedanke und völlig untypisch für ihn,
aber sollte er für diese Erfahrung mit seinem Leben bezahlen, dann war sie es
w…
Du bist ein Vollidiot, Jan Burg , wies er sich zurecht. Kein
Mann ist es wert, so ein Risiko einzugehen, auch wenn er der Sexgott
schlechthin ist.
Er verbrachte fast den gesamten
Flug mit Selbstvorwürfen. Die Furcht, sich etwas eingefangen zu haben, wurde
immer größer. Ob Tom sich dieselben Vorwürfe machte? Jan war gesund, das wusste
er, doch Tom konnte das nicht wissen. Genauso wenig, wie Jan hätte seinen
Worten Glauben schenken dürfen.
Tom ...
Der Name erzeugte einen Nachhall
in seinem Herzen. Er wusste nichts über diesen Mann, lediglich, dass er
scheinbar stinkreich, der beste Liebhaber der Welt und unglaublich sexy war.
Jan vermutete, dass er aus England stammte. Der Londoner Akzent war deutlich zu
hören gewesen. Toms Benehmen in der Öffentlichkeit und der Kleidungsstil
sprachen für eine strenge Erziehung in höheren Kreisen. Vielleicht gehörte er
sogar zum alten britischen Adel? Ja! Das würde zu ihm passen.
„Tom“, flüsterte Jan unhörbar
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