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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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endlich das Zimmer verließ. Sie
beseitigte in aller Seelenruhe die Infusionsnadel, maß Toms Temperatur und den
Blutdruck, schrieb die Werte ins Protokoll und sah ihn mit ihrem schönsten
Lächeln an. „In einer Stunde wird man Ihnen das Frühstück servieren. Kann ich
sonst noch etwas für Sie tun, Herr Richter?“
    „Nein, danke“, presste Tom
zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor.
    „Dann empfehle ich mich. Einen
schönen Tag noch, die Herren.“
    „Dir auch, Ria“, wünschte Jan und
schloss hinter ihr die Tür.
    „So etwas ist mir ja noch nie passiert“,
lamentierte Tom. „Dreiste Person.“
    „Ich glaub, ein Patient wie du,
ist Ria auch noch nicht untergekommen.“
    „Und du verkneifst dir in Zukunft
das Lachen. Das ist ja die Höhe.“
    Jan brauchte erneut ein paar
Minuten, um sich zu beruhigen. „Würde ich dein Verhalten nicht so lustig
finden, könnte ich es glatt bewundern. Mir ist noch niemand begegnet, der so
schnell die Gesichter wechselt wie du.“
    „Was soll denn das heißen? Hätte
ich dich sabbernd anschmachten sollen? Was glaubst du, wie schnell Gerüchte im
Umlauf sind? Ich höre schon das Geflüster auf den Fluren: Dr. Burg flirtet mit
einem Patienten.“
    Jan freute sich über Toms Worte.
Er setzte sich wieder auf die Bettkante und grinste ihn an.
    „Du flirtest also mit mir? Das
ist mir gar nicht aufgefallen.“
    Tom sagte nichts, lächelte und
nahm Jans Hand. Jan konnte nichts weiter tun, als die Finger anzustarren, die
sich im Zeitlupentempo auf Toms Lippen zu bewegten. Er schloss für einen Moment
die Augen, als er die Weichheit und Wärme des Kusses auf seinen Fingerspitzen
spürte.
    „Ich würde noch viel mehr tun,
wenn ich nicht solche Schmerzen hätte und wir Gefahr laufen würden, erwischt zu
werden.“
    Jan nutzte die Gelegenheit,
beugte sich vor und hauchte Tom einen Kuss auf die Lippen.
    „Mach dir mal um meinen Ruf keine
Gedanken. Um späteren Anfeindungen zu entgehen, habe ich mich bereits während
des Vorstellungsgespräches geoutet. Das Einzige, was hier die Runde machen
würde, wäre blanker Neid, und damit kann ich leben.“
    Tom schluckte trocken und starrte
Jan an. Der versank im Dunkelblau dieser wunderschönen Augen.
    „Dann küss mich noch einmal, aber
richtig. Das trägt zu meiner Genesung bei.“

Liebespaar oder heimliche
Affäre
     
    „Kannst du dir das eigentlich erlauben,
die ganze Zeit bei mir rumzusitzen? Versteh mich nicht falsch, es ist nicht so,
dass ich deine Gesellschaft nicht genieße.“
    Jan sah auf seine Uhr. „Ich habe
seit drei Stunden Dienstschluss.“ Er wollte noch einen flapsigen Spruch
nachlegen, doch ihn übermannte ein Gähnen. „Vielleicht wäre es vernünftiger,
heimzufahren und zu schlafen, aber dann würde mir dein Anblick im Kleidchen
entgehen.“
    „Nimmst du mich mit?“, fragte Tom
und riss flehend die Augen auf.
    „Das würde ich gern tun, aber ich
habe Morgen schon wieder Dienst.“
    „Dann warte ich in deinem Bett
auf dich.“
    Jan musste lachen. In Tom
schlummerten wirklich zwei Seelen, vielleicht auch drei. Momentan war er ein
quengeliger Junge, äußerst niedlich, aber wenig männlich. Dass er durchaus
maskulin sein konnte, wusste er aus eigener Erfahrung, und vor nicht ganz einer
Stunde hatte er einen kleinen Ausblick auf den knallharten, etwas
selbstgerechten Geschäftsmann bekommen.
    „Ein sehr verlockendes Angebot.
Aber wird deine Familie nicht auf dich warten?“
    Jan glaubte, eine Spur
Verbitterung in Toms Gesicht zu sehen. Dessen Stimme hingegen war nicht
anzumerken, was er dachte. Sie klang ruhig und gleichmütig.
    „Mein Vater ist in London. Ich
habe ihn nicht angerufen. Er würde sich unnötig sorgen. Ansonsten wartet
niemand auf mich.“
    Ich habe viel zu lange auf diesen
Moment gewartet ,
dachte Jan und spürte ein breites, verliebtes Grinsen auf dem Gesicht. „Dann
bist du herzlich eingeladen. Einer muss sich ja um dich kümmern.“ In Toms Augen
blitzte Gier auf. Jan kannte diesen Blick. Er hatte ihn schon einmal in die
Knie gezwungen und verfehlte auch jetzt nicht seine Wirkung. „Wenn du mich noch
länger so ansiehst, laufe ich Gefahr, meinen Ruf zu ruinieren. Ich glaube
nicht, dass es bei den Schwestern gut ankommt, uns in flagranti zu erwischen.“
    „Alles blanker Neid. Deine
Worte!“
     
    Jan verabschiedete sich, fuhr mit
dem Rad zu seiner Wohnung und holte das Auto. Eine Stunde später war er zurück
in der Klinik. Als er am Schwesternzimmer vorbei kam, hörte er

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