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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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tuschelnde
Stimmen.
    „Dieser Typ ist der Hammer! Habt
ihr die blauen Augen gesehen? Das sind bestimmt Kontaktlinsen. Kein Mensch hat
solche Augen.“
    „Der ist bestimmt schwul. Solche
Männer sind immer schwul.“
    „Kann gut möglich sein. Ich habe
vorhin Dr. Burg aus seinem Zimmer kommen sehen. Der hatte ein Grinsen im
Gesicht ... Ich sag’s euch, so hat der in den ganzen Monaten noch nie
gelächelt.“
    „Der Burg könnte mir auch
gefallen.“
    „Tja, Pech gehabt.“
    „Ich glaub nicht, dass der
Richter vom anderen Ufer ist. Tina war vorhin bei ihm. Der hat geflirtet wie
verrückt.“
    „Dann werde ich ihm jetzt die
Entlassungspapiere bringen. Vielleicht hab ich ja Glück und er kommt gerade aus
der Dusche.“
    Jan schaffte es nicht,
rechtzeitig die Flucht zu ergreifen. Er war halt im Lauschen nicht so versiert.
Natascha hatte die Worte noch nicht zu Ende gesprochen, da schwang auch schon
die Tür auf.
    „Oh! Herr Dr. Burg? Sie haben
mich vielleicht erschreckt.“ Ihre Wangen begannen zu glühen. Jans nicht minder.
Mann, war das peinlich! Zu Lauschen war das eine, aber sich auch noch erwischen
zu lassen ... Jetzt war es zu spät. Er ging in die Offensive.
    „Seit wann wird in unserer Klinik
derartig über die Patienten getratscht?“ Er warf sicherheitshalber einen
strengen Blick ins Schwesternzimmer. Leider hatte er nicht bemerkt, dass Petra
ebenfalls im Raum stand. Sie war ein freches, kleines Biest. „Na, schon immer,
Herr Doktor“, entgegnete sie.
    Alle lachten, auch Jan. Die
Situation war aber auch bescheuert.
    „Dann gib mir mal die
Entlassungspapiere. Ich kümmere mich drum.“
    „Menno! Sie gönnen einem aber
auch gar nichts“, maulte Natascha und zog einen Schmollmund.
    Jan grinste breit. „Glaubst du,
ich lasse mir den Anblick entgehen? Ich bin hier das größte Mädel und vor allem
das ranghöchste.“
    Jan hörte das Feixen, als er den
Gang hinunter ging. Die Mädchen mochten ihn, das wusste er.
     
    Tom kam leider nicht aus der
Dusche. Er saß fix und fertig angezogen auf dem Bett und wartete. „Da bist du
ja endlich. Hast du dich verlaufen?“
    „Ich habe ein bisschen dem
Tratsch im Schwesternzimmer gelauscht. Die Mädels haben ein neues Traumpaar.
Uns!“
    Statt zu lachen, wurde Tom ernst.
„Du magst offen zu deiner Sexualität stehen, aber mir ist es nicht recht, dass
diese Klatschweiber so viel über mich wissen. Hast du eine Ahnung was passiert,
sollte die Presse davon Wind bekommen?“
    Jan schluckte krampfhaft. Es
waren nicht so sehr Toms Worte, die ihn verletzten, vielmehr dessen Tonfall.
Der hatte etwas Oberlehrerhaftes an sich. So behandelt zu werden, gefiel Jan
nicht. „Nun krieg dich wieder ein. Die Mädels sind in Ordnung.“
    „Na, hoffentlich!“ Tom zog seine
Jacke über und lächelte. Dieser Wechsel war für Jan diesmal schwer zu
verkraften. „Na, dann lass uns verschwinden. Ich will hier raus.“
    Jan schwieg und hing seinen
Gedanken nach. Toms Reaktion auf den Tratsch der Mädels setzte ihm zu. Konnte
es tatsächlich sein, dass er sich nicht geoutet hatte? Was für eine dumme Frage
– natürlich hatte er das nicht. Jan selbst hatte die vielen Fotos mit den
Frauen im Internet gesehen. In der Öffentlichkeit lebte er das Image eines
Frauenhelden. Deutschlands begehrtester Junggeselle. Pah! Tom war schwul – und
über kurz oder lang musste er sich dazu bekennen. In einer Scheinwelt zu leben,
machte einen fertig. Jan kannte die damit verbundenen Probleme, das Lügen, die
ständige Angst erwischt zu werden. Für ihn war es eine Erleichterung gewesen,
als er den Mut aufgebracht hatte, zu sich selbst zu stehen.
    „Tom?“
    „Ja!“
    Jan stand an seinem Wagen und sah
über das Dach hinweg den Mann an, den er über alles liebte. „Wer weiß davon,
dass du schwul bist?“
    „Du! Reicht das nicht?“
    „Wie viele Gesichter hast du
eigentlich? Ist das nicht anstrengend?“
    „Können wir bei dir zuhause
darüber sprechen?“
    „Hast du schon wieder Angst, man
könnte uns zusammen sehen und die richtigen Schlüsse ziehen?“
    „Nein! Mir ist schwindlig.“
    „Oh!“ Sie stiegen ins Auto und
Jan fuhr aus der Tiefgarage der Klinik. Wieder musste er ein Gähnen
unterdrücken. Langsam aber sicher griff Erschöpfung nach ihm.
    Tom legte eine Hand auf seinen
Schenkel und sah ihn ernst an. „Entschuldige! Ich wollte nicht so forsch sein,
aber in meinem Umfeld weiß niemand, dass ich schwul bin, und das muss so
bleiben.“
    „Wie stellst du dir das vor?
Willst du

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