Ein Hauch von Kirschblüten
müssen
wir aber noch einkaufen gehen.“
Toms Miene wurde noch ernster.
„Na, das hättest du auch erledigen können, während ich das Meeting hatte.“
„Stopp!“, sagte Jan und hob
bekräftigend eine Hand. „Damit das von Anfang an klar ist: Ich bin hier nicht
das Hausmütterchen. Mir ist klar, dass du Angst hast, in der Öffentlichkeit mit
mir gesehen zu werden. Ich akzeptiere deine Vorbehalte und habe versprochen,
dir Zeit zu geben, aber ich werde mich nicht in der Wohnung verkriechen. Was
ist schon dabei – zwei Freunde, die gemeinsam einkaufen? Mensch Tom, keiner
wird sehen, dass wir ein Paar sind. Ich gedenke nicht, händchenhaltend durch
den Supermarkt zu laufen.“
„Dann versprich mir, dass du diese
vernarrten Blicke lässt. Man sieht dir nämlich an der Nasenspitze an, dass du
bis über beide Ohren in mich verliebt bist.“
Jan bekam rote Wangen, doch Toms
selbstgefälliges Grinsen machte ihn auch ein bisschen wütend. „Du bist ein so
überheblicher Lackaffe, dass ich das Verliebtsein bestimmt schnell wieder
ablege.“
Sie beendeten das Frühstück mit
vielen verliebten Blicken – beiderseits. Tom mochte im Übrigen die Schwarze
Johannisbeermarmelade. Nachdem er Eier und Bacon verdrückt hatte, gönnte er
sich zwei weitere Brötchen und kleckerte beim Abbeißen den Teller voll, da er
versuchte, das halbe Glas auf den Hälften zu verteilen. Jan fand ihn süß und
leckte zweimal einen Marmeladentropfen von dessen Kinn.
Sie räumten gemeinsam die Küche auf,
verstauten das dreckige Geschirr in der Spülmaschine und zogen sich an, um
einkaufen zu gehen.
Jan konnte sich an Toms Anblick
nicht sattsehen. Dieser trug noch immer Hemd und Sakko, jedoch mit einer
schwarzen Jeans, die so knalleng saß, dass sich der strammer Arsch deutlich
abzeichnete. Verliebte, besser gesagt, lüsterne Blicke, ließen sich kaum
vermeiden.
Im Supermarkt hielt Tom
gebührenden Abstand. Berührten sie sich zufällig, weil Jan an ihm vorbeigriff,
zuckte er zusammen. Da war es wenig verwunderlich, dass Tom kreidebleich wurde,
als ein älterer Herr sie ansprach.
„Herr Dr. Burg, wie schön, Sie zu
sehen.“ Der Mann musterte Tom von oben bis unten. „Ich habe schon bemerkt, dass
Sie Besuch haben.“
„Herr Opitz! Wie geht es Ihnen?“
„Naja! Die üblichen Zipperlein.“
Noch immer hing Opitz’ Blick an Tom.
„Darf ich Ihnen meinen
Studienfreund Tom Hartwig vorstellen? Er wohnt in Berlin und ist für ein paar
Tage in Hamburg. Tom, das ist mein Nachbar Herr Opitz. Er wohnt in der zweiten
Etage.“
Tom streckte ihm zögerlich die
Hand zum Gruß entgegen. Opitz war jedoch begeistert, nahm die Hand und
schüttelte sie vehement. „Das ist schön! Sehr erfreut! Freundschaften muss man
pflegen. Gerade wenn man so weit entfernt wohnt. Dann wünsche ich Ihnen noch
eine schöne Zeit, Herr Hartwig. Unser Hamburg ist wundervoll, obwohl es
momentan viel regnet.“ Opitz beugte sich verschwörerisch zu Tom. „Die Mädels
auf der Reeperbahn werden euch Jungs schon einheizen.“ Der alte Schlawiner,
seines Zeichens über siebzig, schenkte ihnen ein belustigtes Zwinkern und
verschwand mit seinem Einkaufswagen.
Tom stieß die angehaltene Luft
aus und schüttelte den Kopf. „Was war denn das?“
„Herr Opitz, die Else Kling des
Hauses.“
Tom schmunzelte in die Richtung,
in der Opitz verschwunden war. Dann sah er Jan ernst an. „Danke, dass du für
mich gelogen hast.“
„Nicht für dich, mein Schatz!“,
fügte Jan flüsternd hinzu. „Ich wüsste nicht, was die Nachbarn mein Privatleben
angeht. Hätte ich ihm kein Futter gegeben, wären wir ihn nicht losgeworden.
Jetzt ist seine Neugier befriedigt und wir haben unsere Ruhe.“
„Und wer ist Tom Hartwig?“
„Der bekloppteste Kerl, der mir
je begegnet ist – homophobes Arschloch. Ich habe ihn gehasst. Naja, er hat das
Studium auch nach dem zweiten Semester abgebrochen. Nicht auszudenken, wäre der
mit seinem unvergleichlichen Einfühlungsvermögen wirklich Arzt geworden.“
Tom lachte. Die Anspannung fiel
sichtlich von ihm ab. „Das ist ja ein tolles Kompliment. Wieso bist du
ausgerechnet auf diesen Namen gekommen?“
„Der Name war mir so schnell
entschlüpft, dass ich nicht mehr reagieren konnte, und er ist der einzige
andere Tom, den ich kenne.“
Wieder lachte Tom, und als er
nach dem Wagen griff, berührten sich ihre Hände. Für einen winzigen Augenblick
traf Jan ein verliebter Blick. Dann schubste Tom ihn mit der Hüfte beiseite.
„Ich nehme den
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