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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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bevor es begonnen hatte zu schneien. Die See war ruhig, zum
Teil spiegelglatt. Ein Phänomen, was nun wirklich äußerst selten auftrat. Der
strahlendblaue Himmel stand im Kontrast zum dunkelgrau der Ostsee. Sie wirkte
wie Quecksilber. Einige Fotos waren aus den Dünen heraus aufgenommen. Man sah
deutlich, dass der Sand vom Frost erstarrt war. Ein bizarres Bild aus Licht und
Schatten – eine andere Welt.
    „Das ist unglaublich.“
    „Ich weiß. Es war arschkalt. Mir
sind fast die Ohren abgefroren. Zum Glück spüre ich meine Zehen nicht mehr,
sonst hätte ich früher das Handtuch werfen müssen. Vier Stunden war ich
draußen. Ich habe noch viel mehr Bilder gemacht, aber das waren die Besten. Und
dann kam der beschissene Schnee und bremste mich aus. Ich könnte kotzen.“
    „Ich fahre dich.“
    „Unsinn!“
    „Kein Unsinn. Ich will noch
schnell im Hotel vorbeischauen. Dann schnapp ich mir Bella und komme zurück.
Pack schon mal deinen Kram zusammen. Ich will nicht wieder ewig auf dich
warten.“
    „Ich bin ein Krüppel, ich brauch
halt meine Zeit.“
    „Du bist ein Chaot. Das warst du
schon vor dem Unfall, also rede dich nicht raus.“
    „Jan!“
    „Ja?“
    „Sobald du mal wieder merkst,
dass du nicht Gott bist, sondern ein einfacher Mensch, komm her und sieh dir
diese Bilder an. Dann begreifst du, das nichts in unserer Hand liegt.“
    Sie nahmen sich in einer
vertrauten Geste bei der Hand und drücken einander. Das war im Krankenhaus zu
einem Ritual geworden, als Steffen jede andere Berührung zur Qual geraten war.
    „Es ist cool, dass du da bist.
Tut gut, dich zu sehen.“
    Jan nickte. Er hatte Steffen seit
drei Monaten nicht mehr besucht. Ihm hatte nicht der Sinn danach gestanden,
nach Haffkrug zu fahren. Auf Tom zu warten, war sein Lebensinhalt geworden,
zumindest in der Freizeit. Vielleicht war das auch einer der Gründe, warum er
so sehr darunter litt, dass sie sich so wenig sahen. Er hatte sein eigenes
Leben vernachlässigt.
    „Ich werde wieder öfter hier
sein. Versprochen!“

Ein unerwarteter Nachmittag
     
    „Hi Mum! Weißt du, wo Tom ist?“
    „Als ich ihn und deinen Vater zum
letzten Mal sah, waren sie im Restaurant. Toms Enthusiasmus in allen Ehren,
aber er will das ganze Hotel umbauen.“
    Jan musste schmunzeln. „Er macht
halt keine halben Sachen.“
    „Ich weiß sowieso nicht, was der Blödsinn
soll. Eine Homepage – wer braucht denn so was?“
    „Jedes gute Hotel hat heutzutage
eine. Ihr werdet euch vor Buchungen nicht mehr retten können.“
    „Wir sind ausgebucht, Junge. Und
um ehrlich zu sein, freue ich mich auf die paar Wochen im Jahr, wo mal nicht so
viel los ist.“
    Jan verstand seine Mutter. Im
Grunde hatten sie nie wirklich Urlaub. Das war das Los eines Hoteliers.
Zumindest, wenn man, so wie sein Vater, glaubte, dass es ohne einen nicht lief.
Es grenzte an ein Wunder, dass sie sich in den letzten Jahren den Luxus
gönnten, mal für ein paar Tage eine Städtereise zu unternehmen. Doch meistens
wurde sein Vater am dritten Tag so unruhig, dass sie wieder heimfuhren.
    „Ich will mit Steffen zum Strand.
Ich nehme Bella mit.“
    „Dann nimm Tom auch gleich mit,
sonst setzt er Harald noch mehr Flausen in den Kopf.“
    „Ich versuche es.“
    „Er ist ein toller Mann. Ich freu
mich für dich.“
    Seine Mutter nahm ihn in den Arm
und drückte ihn fest an sich. Es war immer wieder schön zu spüren, wie sie
hinter ihm standen, ihn und sein Leben akzeptierten.
    „Ich hab dich lieb, Mum.“
    „Ich dich auch, mein Junge.“
     
    Jan fand die beiden im Keller des
Hotels. Hier befand sich eine Saunalandschaft mit Whirlpools und einer Saftbar.
Bei dem kalten Wetter war der Bereich gut besucht.
    „Du kannst doch jetzt keine Fotos
machen? Die Gäste werden nicht erfreut sein, sich halbnackt im Internet
wiederzufinden“, hörte er seinen Vater schimpfen.
    „Ich frag sie einfach. Die beiden
jungen Mädels dahinten haben bestimmt nichts dagegen.“
    Das konnte sich Jan lebhaft
vorstellen. Die sahen schon die ganze Zeit zu den beiden Männern, tuschelten
miteinander und kicherten.
    Tom ging unbeirrt zu ihnen,
kniete sich vor die Liegen und sprach mit den beiden Frauen.
    „Du bekommst mehr, als du
dachtest, nicht wahr?“
    Sein Vater wirbelte herum und sah
Jan erstaunt an.
    „Ach, du bist es. Tom ist
wahnsinnig. Er hat schon Clara und Mandy als Modells missbraucht, und jetzt
will er auch noch die Gäste belästigen. Hätte ich das geahnt ...“
    „Hättest du es trotzdem

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