Ein Hauch von Kirschblüten
sagte Jan und schlang die Arme demonstrativ um seinen
Körper.
„Das wäre zu schade, stimmt’s
Tom.“
Jan hatte noch nie gesehen, dass
Tom rot wurde. Er konnte sich das Feixen nicht verkneifen.
„Halt die Klappe, sonst lasse ich
dich fallen.“
„Am besten, wir lassen ihn gleich
hier.“
„Erst will ich die Bilder
ansehen. Dann könnt ihr mich zurückbringen und erfrieren lassen.“
Jan war sich nicht sicher, wie
ernst Steffen diesen Satz meinte. Es schnitt ihm ins Herz. Dennoch reagierte er
auf die einzige Weise, die Steffen verstand: Sarkasmus. „Du glaubst doch nicht
im Ernst, dass wir uns die Quälerei noch mal antun?“
Auf der Düne verschnauften sie
und sahen der untergehenden Sonne zu. Klick, klick, klick und ein „Wunderschön“
zauberten Jan ein Schmunzeln ins kalte Gesicht. Steffen hatte ein Strahlen in
den Augen, das er lange nicht gesehen hatte. Er wünschte, er könnte ihn aus der
selbstgewählten Isolation zurückholen.
„Steffen“, fragte Tom. „Kann ich
mir die Bilder ansehen? Vielleicht können wir ein paar für die Homepage
verwenden.“
„Welche HP?“
Jan rollte mit den Augen, doch
insgeheim freute er sich. Warum war er nicht auf die Idee gekommen? „Tom hat
meinem Vater eine Werbekampagne aufgeschwatzt.“
„Habe ich nicht. Er hat sich nach
meinem Job erkundigt. Was kann ich dafür, dass er interessiert war?“
„Du hättest es weniger aufregend
schildern können.“
„Das wäre gegen meine Natur. Ich
bin halt geschäftstüchtig.“
„He, he! Streiten könnt ihr,
sobald ihr mich abgesetzt habt.“
„Wir streiten nicht“, sagten sie
beide wie aus einem Mund und lachten.
Steffen schien erschöpft, als sie
an dessen Haus ankamen. Sie verabredeten sich für den nächsten Vormittag.
Toms Hingabe
„Wann kommen deine Eltern eigentlich
nachhause?“, wollte Tom wissen, als sie sich den Schnee von den Schuhen
klopften und ins Haus gingen. Diesmal wartete Bella brav, bis Jan ihr die
schmutzigen Pfoten abgewischt hatte. Dann rannte sie in die Küche und bellte.
„Sie sind heute Abend bei Rosie
und Hans, Katjas Eltern. Schätze, dass es spät wird.“
Augenblicklich legten sich Toms
Arme von hinten um seine Taille.
„Das sollten wir ausnutzen,
meinst du nicht auch?“
Das sanfte Knabbern an seinem
Hals erschwerte Jan eine Antwort. „Hast du keinen Hunger? Wir haben seit dem
Frühstück nichts mehr gegessen.“
„Was Süßes würde mir momentan
reichen.“
„Ich muss mich erst um Bella
kümmern, sonst haben wir keine ruhige Minute.“
„Dann tu das. Ich lasse uns schon
mal ein Bad ein.“
Bella war in den Flur zurückgekommen
und stupste ihn bereits mit der Schnauze an. Ein ungeduldiges „Wuff“ ließ Jan
schmunzeln. „Ist ja gut, Kleines. Geht ja schon los.“
Sie verschlang ihr Futter mit
Heißhunger.
Auch Jan knurrte der Magen. Er
schnitt ein paar Scheiben Brot ab, das seine Mutter am Nachmittag gebacken
hatte. Es war sogar noch leicht warm. Käse, Schinken und geräucherte Mettwurst
vom Metzger aus dem Nachbarsort. Er war sich nicht sicher, ob Tom ein solch
rustikales Mahl schmecken würde. Egal! Er hatte keine Lust, jetzt noch zu
kochen.
Bella legte sich auf ihre Decke
und schnaufte. Sie war mit Sicherheit fertig, so viel, wie sie gerannt war.
Tom saß auf dem Bett und hatte
den Laptop auf dem Schoß, als Jan ins Zimmer kam.
„Hm! Das sieht lecker aus.“
„Ich wusste nicht, ob dir das
reicht. Ich habe tierischen Hunger, aber keine Lust zu kochen.“
Tom sah auf, Skepsis im Blick.
„Du glaubst, mir ist das nicht fein genug, nicht wahr?“
„Naja ...“
„Jan, ich wurde nicht mit einem
goldenen Löffel gefüttert. Kaviar schmeckt mir nicht und der Gedanke, Austern
runterzuschlucken, ist widerlich. Ab und zu gönne ich mir eine sündhaft teure
Pralinenauswahl, aber sonst esse ich ganz normal. Ich liebe Leberwurstbrote und
Kartoffelsuppe. Mein absolutes Lieblingsessen sind seit neuestem Spagetti
Carbonara. Hast du sonst noch Fragen?“
„Wie stehst zu Schokoladeneis?“
„Mit Eierlikör und Bananen.“
Jan stellte das Brett auf dem
Tisch ab, nahm Tom den Laptop aus der Hand und kniete sich über dessen Schoß. „Ich
wusste, du bist mein absoluter Traummann.“
„Noch viel lieber schmecke ich
deine Küsse.“
Der Aufforderung kam Jan nach,
hungrig und leidenschaftlich – bis sein Magen protestierend knurrte.
Tom lachte und schob ihn von
seinem Schoß. „Lass uns das Essen mit in die Wanne nehmen. So sparen wir
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