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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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verstehen, warum er
schlechte Laune hatte. Sein Vater schüttelte mit einem missbilligenden Blick
den Kopf. Dann waren sie beide verschwunden.
    „Du benimmst dich unmöglich“,
sagte Tom leise, doch sehr bestimmend. „Ich habe nicht gesagt, dass ich den
ganzen Tag arbeiten werde.“
    „Das musst du auch gar nicht. Ich
weiß doch, dass du ohne Arbeit nicht existieren kannst. Denkst du, ich weiß
nicht, dass so eine Programmierung nicht in einer Stunde erledigt ist?“
    Tom blickte sehr ernst auf ihn
herab. Da war ein harter Zug um dessen Mund, der Jan schaudern ließ. Wieso war
er jetzt wütend? Das war ja wohl die Höhe. Er war es doch, der ihnen den
letzten Tag in Haffkrug versaute. Und doch sah Tom ihn mühsam beherrscht an. So
hatte Jan ihn noch nie gesehen. Gruselig!
    Plötzlich seufzte Tom und setzte
sich neben ihn. „Was ist mit dir los? Wieso bist du so überreizt?“
    Jan zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung! Vielleicht habe ich mir eingebildet, es würde sich wirklich etwas
ändern. Wir müssen heute Abend zurück, ich habe morgen Dienst.“
    „Das weiß ich.“
    „Dann hättest du wenigstens
warten können, bis ich zur Arbeit bin. Nein, du musst meinen Eltern für heute
Nachmittag die HP versprechen.“
    „Warum vertraust du mir nicht?“
    „Wie kann ich das denn, wenn du
jedes Mal wortbrüchig wirst? Immer willst du allen beweisen, wie toll Thomas
Richter ist. Mich vergisst du dabei. Noch gestern Nacht hast du gesagt, du
freust dich auf den heutigen Tag. Mit mir zusammen!“
    Jan sah, dass Tom um Selbstbeherrschung
rang. Dessen Kiefermuskulatur trat deutlich hervor, die sinnlichen Lippen waren
zu einem dünnen Strich zusammengepresst und die Augen hätten eigentlich Funken
sprühen müssen. Dennoch stand er ganz ruhig auf, schob den Stuhl zurück an den
Tisch und legte die Hände auf der Tischplatte ab.
    „Bis vor ein paar Minuten dachte
ich wirklich, wir würden noch einen wundervollen Tag fernab der Realität meines
Lebens verbringen. Ich weiß nicht, wie das jetzt noch gehen soll. Die HP ist
fertig. Ich habe sie in der Nacht programmiert.“
    Tom verließ die Küche.
    Jan saß wie betäubt am Tisch. Scheiße! Das hatte er dann ja wohl gründlich versaut. Warum vertraust du mir nicht? In diesem Satz hatte so viel Traurigkeit gelegen, dass Jan hätte stutzig werden
müssen. Auch war dieser Streit ganz anders verlaufen, als die vorherigen. Tom
hatte immer auf ihn eingeredet, versucht, ihn zu beschwichtigen. Diesmal nicht.
Diesmal war er nicht bereit zu reden. Kein Wunder! Sonst war Jan immer im Recht
gewesen. Und heute? Warum vertraust du mir nicht? Immer und immer wieder
hörte er Toms traurige Stimme in seinem Kopf.
    Wie sollte er das jetzt wieder
gerade bügeln? Ein einfaches, es tut mir leid, würde die Kluft nicht
überbrücken, die er soeben aufgerissen hatte. Und das nach dieser
Nacht ...
    Tom hatte sich zum ersten Mal
geöffnet, über seine Ängste gesprochen, von den Verhältnissen in der Company,
seinem tyrannischen Vater, und das er es nicht mehr aushielt. Sie waren sich in
all den Monaten noch nie so nahe gewesen, und Jan hatte alles zerstört. Mit
einem Wort, aus einer Laune heraus. Wie hatte er Tom vorwerfen können, sich vor
seinen Eltern beweisen zu müssen? Scheiße, kam er sich schäbig vor.
    Im Flur schlug die Hautür zu, krachend
und endgültig.
    Jan sprang so heftig vom Stuhl,
dass dieser quer durch die Küche rutschte.
    „Tom!“ Er riss die Tür auf und
rannte hinaus, barfuß, ohne Jacke. „Tom!“
    Tom drehte sich nicht um, lief
stur die Straße hinunter. Bella blieb stehen, sah in Jans Richtung, dann wieder
zu Tom, der unbeirrt weiter ging. Sie war hin und her gerissen, genau wie Jan.
Er wollte Tom nachrennen, ihn in die Arme schließen, sich entschuldigen, doch
der eisige Schnee stach wie Nadeln schmerzhaft in die Fußsohlen. Sein ganzer
Körper schien aus einer einzigen Gänsehaut zu bestehen.
    Es war die Tatsache, dass Tom
Bella bei sich hatte, die ihn etwas beruhigter ins Haus gehen ließ. Immerhin
bedeutete das, dass Tom nicht wegfahren würde.
    Zurück im Haus rief er seine
Mutter an. Sie hatte sich bereits gedacht, dass sie sich streiten würden, und
schimpfte ihn einen Dummkopf. Er gab ihr in allen Punkten recht, hatte keine
Zeit, mit ihr über seine Beweggründe, die er selbst nicht verstand, zu
diskutieren. „Wenn Tom ins Hotel kommt, dürft ihr Bella nicht bei euch
behalten. Er darf nicht heimfahren, ohne dass ich mit ihm reden konnte.“
    „Wieso

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