Ein Hauch von Moder
wollte.
Dabei telefonierte ich.
Diesmal erreichte ich Suko, dem ich davon berichtete, daß ich Glenda nicht hatte helfen können.
»Verdammt!« flüsterte er »Was kann dieser Hartford mit ihr vorhaben?«
»Ich weiß es nicht, gehe allerdings davon aus, daß es auch Sir James erwischt hat.«
»Wieso?«
»Er meldete sich nicht.«
»Gut, ich erkundige mich bei seinem Fahrer.«
»Wie ist es bei dir gelaufen, Suko?«
Der Inspektor lachte. »Ich habe mich sehr bemüht und einiges herausfinden können. Die Hartfords hatten eine sehr wechselvolle Geschichte. Es ist eine interessante Familie.«
»Gut«, sagte ich, »davon später.«
»Kommst du sofort zurück?«
»So rasch wie möglich.« Ich hängte ein. Trotz der offenen Fenster und der Kühle des Herbsttages schwitzte ich. Es war die Angst, die mich so reagieren ließ…
***
»Also, John. Der Fahrer, Mr. Field, hat Sir James bis an die Haustür gebracht.« Mit dieser Nachricht empfing mich Suko, als ich unser gemeinsames Büro betrat.
»Zu Hause ist er jedenfalls nicht!«
»Woher weißt du das?«
»Weil ich noch vorbeigefahren bin. Die Wohnung ist leer. Bis auf diesen verdammten Hauch.«
Suko nickte betrübt. »Wie geht es jetzt weiter? Sollen wir Bescheid geben, daß Sir James nicht erreichbar ist?«
»Nein. So dringend wird er wohl nicht gebraucht werden. Für uns ist es wichtig, Glenda, ihn und diesen Hartford zu finden. Er steht nicht allein. Wie aus dem Nichts tauchten seine Helfer auf. Zombies, lebende Tote, gespenstische Wesen, halb verfault, eine furchtbare Horde.« Ich schüttelte den Kopf. »Aber irgendwo müssen sie herkommen, Suko. Sie müssen eine Vergangenheit gehabt haben, eine Geschichte. Oder bist du anderer Meinung?«
»Nein, das nicht.«
»Dann werden wir nachforschen. Wo sind die Unterlagen?«
Suko öffnete eine Schublade und holte beschriebene Bögen hervor. Sie enthielten seine Notizen, die er per Telefon und Computer erfragt hatte.
»Interessiert dich auch die Familie Hartford in der Gegenwart?«
»Nur am Rande.«
»Ich geb' dir trotzdem einige Infos.« Suko setzte sich, auch ich nahm Platz.
So erfuhr ich, daß die Hartfords eine mächtige Familie waren und von der großen Tradition lebten, die bis zurück ins frühe Mittelalter ging. Dort hatte es den Namen bereits gegeben.
»Woher stammen sie?«
»Eigentlich aus zwei Ländern. Einmal aus Frankreich und aus unserem Land. Das heißt, nicht direkt. Sie waren Schotten und standen damals Maria Stuart sehr nahe.« Ich schnickte mit den Fingern. Eigentlich war ich selbst Schotte, weil meine Eltern von dort stammten. »Von den Hartfords habe ich schon gehört.«
»Den schottischen?«
»Klar. Sie gehörten zu den mächtigen Familien in diesem Land. Aber ich weiß nicht, was sie getan haben.«
»Das kann ich dir sagen, John. Sie standen eben auf der falschen Seite. Da sie zu Maria Stuart hielten, wurde der Clan von königstreuen Truppen bekämpft.«
»Auch vernichtet?«
»Dieser Zweig der Hartfords wurde ausgelöscht.«
»Und weiter?«
»Nichts weiter. Mehr habe ich nicht in Erfahrung bringen können. Nicht einmal Gerüchte. Es ist so, als hätte es die Seite der Familie nicht gegeben.«
»Wo hat der Clan denn in Schottland gelebt?«
»Ziemlich einsam. Westlich von Inverness.«
»Sie müssen ein Schloß besessen haben.«
»Sicherlich.«
»Stellt sich die Frage, ob dieses Schloß heute noch existiert und ob sich in dessen Nähe, falls es vorhanden ist, auch die Totengruft befindet.«
Suko lächelte knapp. »Wenn ich dich so höre, hast du vor, der alten Stätte einen Besuch zu machen?«
»So ist es.«
»Glaubst du, daß du dort die Lösung findest?«
»Zumindest die Totengruft. In dieser Familie muß es ein Geheimnis geben, ein dämonisches Mirakel meinetwegen, von dem wir bisher nichts gewußt haben.«
»Vielleicht sollten wir uns persönlich mit einem anderen Hartford darüber unterhalten.«
Sukos Vorschlag war nicht unübel, ich lehnte ihn trotzdem ab. »Suko, ich kann mir nicht vorstellen, daß man uns die Auskünfte gibt, die wir erwarten. Die Hartfords haben diesen Teil ihrer Familientradition verdrängt. Sie werden uns nichts sagen, weil sie nicht daran erinnert werden wollen. Begreifst du das?«
»Ja, aber über Basil werden sie uns doch etwas sagen können.« Mein Freund ließ nicht locker.
Ich gab nach. »Gut, wir versuchen es.«
»Und welchen Hartford willst du dir vornehmen?« Mein Freund deutete auf seine Unterlagen. »Du hast die freie Auswahl.
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