Ein Hauch von Moder
Basil.«
»Dann sind wir uns einig.«
»Der Basil, den ich meine, der ist tot!« erklärte der Alte felsenfest. »Es gibt keinen anderen.«
»Wie sah denn Ihr Basil aus?« fragte Suko.
»Normal!« Die Stimme klang entrüstet. »Richtig normal, wie ein…«
»Mit grünen Augen?«
»Stimmt!«
»Unser Basil auch.« Suko gab eine detaillierte Beschreibung, und Morton F. Hartford verlor allmählich an Gesichtsfarbe. Er wurde selbst so bleich wie ein Toter.
»Das ist aber nicht möglich«, versuchte er es noch einmal.
»Sir, wir haben andere Erfahrungen gemacht. Basil Hartford kam zu uns, um zu hospitieren.« Ich sprach jetzt. »Er wollte lernen, weil ihn sein weiterer Berufsweg in die Verwaltung führte. Das alles hat er uns erklärt.«
Der älteste Hartford nickte. »Und weshalb sind Sie dann zu mir gekommen?«
»Weil Basil urplötzlich verschwand.«
»Ist das unnormal für einen unabhängigen Menschen?«
»Das nicht, aber die Art seines Verschwindens hat uns aufmerksam werden lassen. Hatte er zufällig auch ein Hobby wie Sie?«
»Ja — leider.« Der Alte starrte auf das Parkett. »Ein Hobby, das ich nicht mochte. Er rührte stark in den alten Familiengeschichten herum. Dinge, die Jahrhunderte zurücklagen, die wühlte er auf. So etwas gefiel mir ganz und gar nicht.«
»Welche Dinge?«
»Es gibt da schwarze Flecken auf den Westen der Hartfords. Wir hatten Ahnen, die überhaupt nicht mit der herrschenden Obrigkeit zurechtkamen, verstehen Sie?«
»Klar, das begreife ich.«
»Man hat sie aus der Familie ›gestrichen‹. Man… man schnitt diesen Teil des Stammbaums einfach ab. So ist es gewesen. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.« Er wischte mit dem Handrücken über die Stirn und reinigte sie vom Schweiß.
»Und Basil zeigte starkes Interesse an der Historie?«
»Ja, er war besessen.«
»Wie kam er um?«
Suko hatte gefragt und wurde auch angeschaut. »Unter sehr mysteriösen Umständen. Die Ursachen seines Todes sind an sich nie ganz geklärt worden. Jedenfalls starb er, und wir beerdigten ihn. Einige hielten es sogar für Selbstmord.«
»Wo wurde er begraben?«
»In der Familiengruft!«
»Hier in der Nähe?«
»Auf diesem Gelände.«
Suko und ich schauten uns an. Wir beide beschäftigten uns mit dem gleichen Gedanken. Ich sprach ihn aus. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns in die Gruft zu führen?«
Der alte Mann war ehrlich. »Ja«, sagte er. »Es würde mir etwas ausmachen. Die Gruft erinnert mich nämlich an Dinge, die mir auch bald bevorstehen. Ich will Ihnen sagen, daß ich…«
»Es ist wichtig, Sir. Sehr wichtig. Und wahrscheinlich auch für Ihre Familie.«
Morton F. Hartford starrte uns an. Er schluckte einige Male. »Ich besitze eine gute Menschenkenntnis«, sagte er leise. »Deshalb habe ich Sie auch noch nicht rausgeworfen. Ich vertraue Ihnen. Zudem habe ich Erkundigungen über sie eingeholt, nach Ihrer Anmeldung. Also gut, ich werde tun, was Sie verlangen.« Er stand ruckartig auf. »Ist es weit?« fragte ich.
»Nein, man kann zu Fuß gehen. Braucht aber nicht.« Wieder pfiff er schrill.
Lionel erschien. »Sir?« fragte er.
»Wir brauchen den Wagen, Lionel.«
»Welchen, Sir?«
»Den lautlosen.«
»Wird erledigt, Sir.«
Morton F. nickte uns zu. »Kommen Sie mit, meine Herren! Wir nehmen einen anderen Ausgang.«
Er führte uns durch das Schloß bis auf die Rückseite, wo wir schließlich vor einer relativ schmalen Tür stehenblieben. Sie klemmte etwas. Wütend zerrte der Alle sie auf. »Immer Ärger mit dem Bau!« nuschelte er und ließ uns vorgehen.
Lionel saß am Steuer eines Elektroautos, das auch von Golfern benutzt wurde, wenn sie weite Entfernungen zurückzulegen hatten. Der Platz war begrenzt. Wir mußten schon dicht zusammenrücken. Suko saß dabei quer. »Wohin, Sir?«
»Zur Familiengruft, Lionel.«
»Sehr wohl…« Er hüstelte. »Sir…«
Lionel war ein guter Fahrer. Er hielt sich auf den schmalen Wegen. Morton F. Hartford konnte nicht anders, als uns die Gegend zu erklären. Er sprach von den Wäldern, die zum Besitz der Hartfords gehörten, von der Umweltverschmutzung, vom Preisverfall des Holzes und von anderen Dingen, die ihn belasteten.
Auch die beiden Reiter entdeckten wir. Sie winkten uns zu. Morton F. verzog sein Gesicht. »Das sind Enkelinnen von mir. Sie studieren.« Er lachte auf. »Dabei sind sie mehr zu Hause und lassen den lieben Gott einen guten Mann sein. Ich verstehe die heutige Jugend nicht. Zu meiner Zeit war es anders.«
Nach
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