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Ein Hauch von Moder

Ein Hauch von Moder

Titel: Ein Hauch von Moder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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noch auf der Strecke. Durch Täler, über Höhen, durch Tunnels und Brücken hinweg. Es ist herrlich, so ein Hobby haben zu dürfen.« Er war total begeistert.
    Das älteste Mitglied aus dem Hartford-Clan machte keineswegs einen vergreisten Eindruck. Auch wenn das Haar schlohweiß auf seinem Kopf wuchs, das Gesicht von Falten und Altersflecken gezeichnet war, in seinen Augen leuchtete die Frische der Jugend. Wir mußten uns noch gedulden. Vier Züge liefen noch verschiedene Bahnhöfe an. Erst dann stellte der alte Mann die Anlage ab.
    »So«, sagte er und stand auf. »Wir wollen uns setzen.« Er ging auf eine Sitzgruppe zu, die in der rechten Seite des hallenartigen Raumes verteilt stand.
    Es waren Sessel aus der Rokoko-Zeit. Sie sahen zierlich aus, aber sie waren stabil.
    Er stellte sich vor, auch wir nannten unsere Namen, dann pfiff er wieder, und der Butler erschien.
    »Bringen Sie uns mal was zu trinken, Lionel.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Hartford rieb seine Hände. »Trinken Sie gern Whisky?«
    »Schon«, gab ich zu. »Aber wir sind mit dem Wagen…«
    »Ach, einen können Sie vertragen. Es ist nämlich ein besonderer Whisky. Verstehen Sie?«
    »Noch nicht.«
    »Ich braue ihn selbst.«
    »Da können wir nicht nein sagen, Sir.«
    »Sehr richtig.« Er deutete auf die gewaltige Bahn. »Wie gefällt Ihnen mein Spielzeug?«
    »Es ist einmalig«, sagte Suko. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Ehrlich nicht.«
    »Das glaube ich Ihnen sogar. Sie ist auch außergewöhnlich. Leider habe ich nicht die größte Bahn.« Seine Miene betrübte sich. »In den Staaten, in Detroit, lebt jemand, der besitzt eine noch größere Eisenbahn. Das wurmt mich.«
    »In Europa sind Sie Spitze?«
    »Richtig, junger Mann, richtig. Da stehe ich an erster Stelle.« Er krauste die Stirn. »Wo bleibt denn dieser verdammte Lionel? Er weiß doch, daß ich um diese Zeit meine Medizin haben muß.« Hartford wollte wieder pfeifen, er konnte es sich sparen. Der Diener erschien bereits. Die Karaffe und drei Gläser standen auf einem kostbaren Tablett. Wie ein König schritt Lionel durch den Raum und schaffte es sogar, Hindernissen auszuweichen, ohne hinzuschauen.
    »Wünschen Sie sonst noch etwas, Sir?«
    »Ja, daß Sie jetzt verschwinden!«
    »Sehr wohl, Sir. Ich eile!«
    Er eilte tatsächlich. Es sah aus, als würde ein Pinguin weghüpfen. Der alte Mann ließ es sich nicht nehmen, uns selbst einzuschenken. Wir lauschten, als der Whisky in die Gläser gluckerte. Dann nahmen wir uns jeder ein Glas, prosteten uns zu und tranken.
    »Na?« fragte Hartford, als er sein Glas absetzte und noch etwas nachschmatzte. »Wie schmeckt er Ihnen?«
    »Ausgezeichnet.« Das meinte ich ehrlich. Selbst Suko, der nur selten Alkohol trank, konnte sich ein anerkennendes Nicken nicht verkneifen.
    »Ja, der ist gut.« Hartford freute sich. »Selbst gebraut nach eigenem Rezept. Ein Geheimrezept. Nicht mal mein Clan, die alten Geier, wissen darüber Bescheid. Sie hätten den guten Stoff sonst längst vermarktet.«
    Er zwinkerte uns zu. »So kleine Geheimnisse muß man eben für sich behalten können.« Er schenkte sich wieder nach. »Deshalb aber sind Sie nicht gekommen - oder?«
    »Nein!«
    »Es geht doch auch nicht um mich?«
    »Da haben Sie recht, Sir. Wir interessieren uns für ein anderes Mitglied Ihrer Familie.«
    »Wie heißt der Unglückselige denn?«
    »Basil Hartford!«
    Ich hatte den Namen locker ausgesprochen und wunderte mich doch über die Reaktion des alten Mannes. Er hatte einen Schluck trinken wollen, doch seine Hand blieb auf halbem Weg zwischen Knie und Mund in der Luft stehen. »Sagten Sie Basil Hartford?«
    »So ist es.« Ich lächelte.
    »Wieso? Stimmt etwas nicht mit ihm?«
    Der Alte lachte krächzend. »Das kann man wohl sagen. Basil Hartford ist nämlich sei gut drei Jahren tot…«
    ***
    Suko und ich schauten uns an, während der alte Mann vor uns seinen zweiten Whisky schmatzte. Diesmal setzte er das Glas halbleer zurück.
    »Hab' ich etwas Falsches gesagt?« erkundigte er sich mit scheinheiliger Stimme.
    »Nein, Sir, das haben Sie nicht«, gab ich leise zurück. »Wir wundern uns nur darüber, daß Basil Hartford tot ist.«
    »Weshalb?«
    »Weil wir nämlich heute noch mit ihm gesprochen haben. Das ist der Grund!«
    Jetzt war Morton F. Hartford überrascht. Er wußte nicht, ob er lachen oder weinen sollte. »Wir… wir sprechen doch vom gleichen Basil Hartford?«
    »Das nehme ich an. Oder gibt es zwei in Ihrer Familie?«
    »Nein, nicht mit dem Namen

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