Ein Hauch von Moder
Moderwolke durch den Raum trieb.
Glenda merkte dies und zog sich zurück. »Es wird nicht sehr lange dauern, John.«
»Laß dirruhig Zeit.« Im Gegensatz zu Glenda Perkins war ich nicht davon überzeugt, daß sie den Modergeruch durch kräftiges Baden vertreiben konnte. Dieser Geruch lag nicht auf ihrer Haut, er kam mehr von innen.
Sie und Sir James standen unter der Kontrolle eines Mannes, den ich mittlerweile nicht mehr als einen normalen Menschen ansehen konnte. Basil Hartford war jemand anderer. Ich bezeichnete ihn mittlerweile als magisches Kuckucksei, das uns irgend jemand ins Nest gelegt hatte. Der Moderhauch schwebte auch weiterhin im Wohnraum. Ich setzte mich und zündete mir eine Zigarette an. Der Rauch kämpfte nur unvollkommen gegen den Gestank an.
Im Bad rauschte noch immer das Wasser. Von der Straße hörte ich ebenfalls kaum Geräusche. Auch im Haus war es ruhig. Es herrschte eine Atmosphäre der Entspannung, die auch mich nicht ausließ und mich irgendwie müde machte.
Ich streckte die Beine aus. Die Zigarette qualmte zwischen meinen Fingerspitzen. Mein Blick war ins Leere gerichtet, und es fiel mir schwer, meine Gedanken zu konzentrieren.
Sie drehten sich um einen bestimmten Punkt, den ich allerdings nicht erfassen konnte.
Basil Hartford — okay, das war noch hinzunehmen. Aber was hatte dieser Mensch vor? Wer hatte ihn geschickt? Woher kam er? Ich dachte nicht an seine normale Vergangenheit. Für mich stand fest, daß er auch eine magische besaß.
Der Dunkle Gral, der Kelch des Feuers, hatte mich nicht umsonst gewarnt. Wenn ich jetzt noch Basil Hartford in das Mosaik einfügte, hätte eigentlich ein passendes Bild herauskommen müssen. Es kam nicht.
Etwas störte mich. Vielleicht weil Hartford sich wie ein Mensch gab und weil seine Familie eine gewisse Tradition aufwies. Ich mußte mich einfach mehr mit der Vergangenheit dieser Familie beschäftigen. Möglicherweise fand ich da eine Spur. Damit konnte Suko schon beginnen. Noch einmal rief ich ihn an. Er war gespannt, als er sich meldete, das hörte ich genau.
»Es gibt noch nichts Neues, Suko, aber ich habe eine Idee, um deren Ausführung du dich kümmern könntest.«
»Raus damit.«
Er bekam von mir die Vermutungen geliefert und versprach, alles über die Hartfords herauszukriegen, was zu schaffen war. »Ist sonst noch etwas, John?«
»Bisher nicht. Wir hören wieder voneinander.« Ich legte auf — und vernahm den Ruf.
»Joooohhhnnn…!«
Glenda Perkins hatte aus dem Bad schrill und gellend geschrien. Selbst die geschlossenen Türen hatten den Schrei kaum dämpfen können. Ich jagte vom Sessel hoch, hatte mit einem gewaltigen Sprung die Tür erreicht, riß sie auf und wandte mich nach rechts, um das Bad zu erreichen. Glenda hatte die Tür nicht ganz geschlossen. Spaltbreit stand sie offen. Ich riß sie ganz auf, schaute in das Bad, sah Glenda, nahm sie aber kaum wahr, denn um sie herum standen, wie festgewachsen, furchtbare Gestalten. Vermoderte Wesen, eingehüllt in lange Gewänder und umgeben vom Wirrwarr feiner Netze.
Geister, Dämonen, lebende Tote — sie konnten alles sein. Auch die Verdammten der Totengruft!
***
»Sie, Mr. Hartford?«
Sir James hatte Mühe, seine Überraschung nicht zu zeigen. Er blieb auch in dieser Minute gelassen.
»Ja, ich.«
»Und was treibt Sie her? Was wollen Sie bei mir? Wie sind Sie in die Wohnung gekommen?«
»Das ist doch unwichtig.«
»Für mich nicht.«
»Es geht um Sie, Sir James, das stimmt.« Hartford lächelte mokant.
»Wollen Sie sich nicht setzen? Ich finde, da plaudert es sich besser.«
»Und wenn ich nicht mit Ihnen reden möchte?«
»Bleibt Ihnen eine andere Wahl?«
Sir James war kein Mensch, der auf die körperliche Gewalt setzte. Er wußte genau, daß er einem Basil Hartford unterlegen war. Deshalb kam erdessen >Wunsch< nach, holte sich einen zweiten Stuhl heran und nahm Hartford gegenüber Platz.
»Ja, das ist schon besser«, lächelte dieser. »Fühlen Sie sich wohl, Sir James?«
»Könnte ich das?«
Hartford beugte sich vor. »Nein, das glaube ich nicht. Sie wird wahrscheinlich der Geruch stören, den Sie an sich haben.«
»Stimmt genau.«
»Es ist gewissermaßen mein Entree gewesen. Schließlich bin ich nicht ohne Grund zu Ihnen gekommen.«
»Und was haben Sie wirklich vor?«
»Ich werde Sie mitnehmen. Vielmehr warten meine Freunde bereits auf Sie.«
»Freunde? Haben Sie die?«
»Ja, die sind schon uralt, und sie freuen sich immer, wenn sie Besuch
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