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Ein Hauch von Moder

Ein Hauch von Moder

Titel: Ein Hauch von Moder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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räumte er etwas unter der Platte ein. Wahrscheinlich beschäftigte er sich auch nur, weil er nicht mit uns reden wollte.
    Ich hatte vor, weitere Fragen zu stellen und setzte schon an, als Suko mir eine Hand auf den Arm legte.
    Zu sagen brauchte er nichts. Ich hatte begriffen und beugte meinen Kopf vor.
    Da roch ich es auch.
    Den Hauch von Moder…
    ***
    Da wir ihn nicht abgaben, konnte er nur von dem Wirt stammen. Das gleiche dachte auch Suko, der über die Theke hinweg auf den Rücken des Mannes wies.
    Ich trat einen halben Schritt zurück. Nur Suko sollte meine leise Stimme hören. »Er hängt mit drin.«
    »Nur er?«
    »Glaubst du, daß die anderen Einwohner auch von dieser Pest infiziert sind?«
    »Ich rechne mit allem.«
    »Damit stünden wir auf ziemlich verlorenem Posten«, murmelte ich.
    »Aber das wird sich ändern.« Noch war der Wirt nicht zu sehen. Nur von Suko beobachtet, streifte ich die Kette über den Kopf, an der mein Kreuz hing. Ich wollte wissen, wie der Wirt darauf reagierte.
    »Können wir noch etwas haben, Mister?« fragte ich. Er tauchte auf. Sein Gesicht war rot angelaufen. Etwas fahrig kraulte er seinen Vollbart.
    »Riecht komisch hier, nicht?« fragte ich ihn lächelnd.
    »Wieso?«
    »Irgendwie nach Grab und Moder.«
    »Finde ich nicht.«
    »Wissen Sie, Mister, so wie es hier riecht, so stinken auch vermoderte Leichen, Sie verstehen?«
    »Nein!«
    Ich stieß Suko an, der verstand und bewegte sich in Richtung Tür, um dem Wirt den Rückzug zu versperren. Ich hielt mein Kreuz in der Faust verborgen. Im nächsten Moment drückte ich den Arm über die Thekenplatte und öffnete die Faust. Offen lag darin das Kreuz. Und der Wirt starrte es an! Seine Lippen zuckten. Ich gleichen Augenblick stieß er einen bösen Fluch aus, machte eine wilde Handbewegung und schleuderte mir ein Schimpfwort entgegen.
    Ich ließ das Kreuz weiterhin offen auf meinem Handteller liegen. »Was ist los? Wovor haben Sie Angst, Mister? Reden Sie schon! Was ist in Sie gefahren?«
    »Weg!« keuchte er. »Weg damit! Nehmen Sie es weg!«
    »Nein!«
    »Ich will es nicht sehen!« schrie er und preßte die Handflächen gegen seine Wangen.
    »Weshalb nicht? Haben Sie Angst? Wenn ja, wovor? Was wird hier gespielt? Sie werden es uns sagen, Mister!«
    »Neiiiinn!« Er stand unter einem hohen Streß. In seinen Augen sah ich die roten Äderchen. Sie waren weit aus den Höhlen getreten. Er suchte fieberhaft nach einem Ausweg, aber er saß in der Klemme.
    »Sie können den Anblick nicht mehr ertragen«, sagte ich. »Das muß einen Grund haben. Sind es die Verdammten der Totengruft?«
    »Jaaa…«, heulte er.
    »Wo kann ich sie finden? Wo müssen wir suchen? Wo haben sie sich verborgen? Im Schloß?«
    »Da waren sie!«
    »Und jetzt?«
    »Überall. Sie sind überall. Sie sind zurückgekehrt. Der alte Fluch hat sich erfüllt. Nicht alles, was tot ist, ist auch wirklich tot. Wir können nichts tun.«
    »Waren sie schon im Dorf?«
    »Ja, sie holen sich die Menschen. Sie haben es unter Kontrolle. Es sind die furchtbaren Templer, die reitenden Leichen, die Verwesten, die aus den Grüften gestiegen sind.«
    »Wenn man rauskommt, kann man auch hinein. Waren Sie schon in den Totengruften?«
    »Nein, nie, aber…«
    »Was aber?«
    »Sie haben die Grüften verlassen. Niemand schafft es, sie aufzuhalten.«
    »Was ist mit ihnen damals geschehen? Wissen Sie es?«
    »Nicht genau.« Er schielte über seine Hände hinweg auf mein Kreuz. Ich tat ihm den Gefallen und steckte es ein.
    Zi tternd lehnte der Wirt am Regal. Jetzt war er krei debleich geworden. Tränenwasser rann aus seinen Augen. Ich sah ihm die Erleichterung an. War er ein Verbündeter der Verdammten oder ein Opfer? Ich tippte eher auf das letztere.
    »Wollen Sie jetzt reden, Mister?«
    »Ich weiß nicht viel.«
    »Das wenige reicht uns schon.« Er nickte. »Damals hat man die Templer verfolgt. Sie zogen sich auf Hartford Castle zurück.«
    »Weiter…«
    »Dort starben sie.«
    Ich verzog die Lippen. »Klar, daß sie nicht mehr leben. Aber wie kamen sie ums Leben, wie?«
    »Das war schrecklich.«
    »Ich glaube es Ihnen gern. Wie schrecklich war es? Hat man sie getötet? Hat man sie mit Schwertern durchbohrt oder…«
    »Nein, nein. Es war ein Hartford, der es getan hat. Der Besitzer der Burg. Er hat sie getötet, sie haben es von ihm verlangt. Er führte sie in die Totengruft.«
    »Und dann?«
    »Mauerte er sie zu. Sie wurden bei lebendigem Leibe begraben. Sie wurden eingeschlossen. Sie mußten

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