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Ein Hauch von Moder

Ein Hauch von Moder

Titel: Ein Hauch von Moder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verschwunden. Bury wirkte leer und tot. Die Fassaden der Häuser kamen mir fremd vor, fast wie Attrappen.
    Suko und ich hielten unsere Gesichter gegen den Wind. Wir rochen es zur gleichen Zeit.
    »Moder«, sagte mein Freund und Kollege leise. »Der Hauch von Moder, John. Er wird uns hier immer begleiten…«
    In der Tat war dieser üble Geruch vorhanden. Als würde er aus einer Kloake stammen. Er drang nicht einmal aus einer Richtung, von überall her hüllte er uns ein.
    »Suko, ich muß weg!«
    Der Inspektor schaute mich an und nickte. »Ich kann mir vorstellen, was dahintersteckt. Du willst in die Totengruft.«
    »Genau.«
    »Glenda und Sir James?«
    »Auch, Suko. Ich muß die beiden finden. Du hast die Worte des Wirts auch gehört. Da die beiden infiziert sind, kann es auch für sie ein böses Ende nehmen. Das müssen wir vermeiden. Das heißt, du müßtest in Bury bleiben.«
    »Das geht schon in Ordnung.« Suko schaute gegen den Himmel.
    »Vielleicht findest du auch eine leere Totengruft. Wir haben sie gesehen. Möglicherweise sind alle aus den Verliesen entschwunden. Aber das wird sich zeigen. Ich kann sie dann hier erwarten.« Der Inspektor schlug mir auf die Schulter. »Mach's gut, John, und sieh zu, daß man dich nicht auch in die Gruft einsperrt.«
    »Darauf kannst du dich verlassen.« Ich ging zum Wagen, und Suko begleitete mich. »Sollte ich dort nichts finden, komme ich so rasch wie möglich zurück.«
    »Okay.«
    Suko ließ mich einsteigen, hob noch ei nmal den Daumen als Zeichen des Sieges und schaute zu, wie ich startete. Wohl war mir nicht…
    ***
    Suko erging es nicht anders. Er, der Zurückgebliebene, fragte sich, ob der Plan tatsächlich so gut gewesen war. Getrennt marschieren, vereint schlagen, hin und wieder klappte so etwas, doch eine Garantie für den Erfolg war es auch nicht.
    Es gibt Orte, an denen kommt sich der Mensch ungemein vereinsamt und verlassen vor. Nicht nur irgendwelche Inseln im Meer, auch Dörfer können diese Ausstrahlung besitzen.
    In Bury war dies der Fall.
    Obwohl Suko in der Ortsmitte stand und auch die Dunkelheit noch nicht über das Land gefallen war, hatte er das Gefühl, völlig allein zu sein. Nur ein Begleiter war vorhanden.
    Der ewige Wind, der über die Highlands wehte und den Geruch von Sterben und Tod mitbrachte. Suko kam sich vor, als würde er inmitten eines Friedhofs stehen.
    Eine düstere, eine Todesstimmung breitete sich allmählich aus. Sie glich einem breiten Tuch, und es schwebte über den Dächern, ohne gesehen zu werden.
    Inmitten dieser Stimmung befand sich noch etwas anderes. Die Angst vor dem Kommenden.
    Kein Mensch ließ sich auf der Straße blicken. Die Bewohner hatten sich in den Häusern verkrochen. Schon einmal hatten sie den Besuch der Verdammten erlebt und waren von ihnen gezeichnet worden. Jetzt warteten sie auf den erneuten Einbruch der Nacht. Dann würden sie erscheinen. Zu Fuß oder auf ihren Gäulen in den Ort einfallen.
    Noch befand sich alles in einer gespannten Erwartung, die auch vor Suko nicht halt machte.
    Der Rover war mit seinem Freund John Sinclair verschwunden. Ansonsten ließ sich niemand blicken. Selbst hinter den Fensterscheiben sah Suko kein Gesicht.
    Er wollte auch nicht unbedingt an diesem Fleck stehenbleiben und sich den Ort näher ansehen. Vielleicht gelang es ihm doch, mit dem einen oder anderen ins Gespräch zu kommen und auch Neuigkeiten zu erfahren. Das wäre jedenfalls gut gewesen. Es kam jemand. Ein Vierbeiner. Suko hörte hinter sich das klägliche Miauen, drehte sich auf der Stelle um und sah eine Tigerkatze auf sich zukommen.
    Die Katze wirkte sehr scheu. Sie wollte zu Suko hin, nur traute sie sich noch nicht.
    Der Inspektor bückte sich und bewegte seine Finger, die Katze verharrte, duckte sich, auch ihr Schwanz bewegte sich unruhig, die Augen blickten raubtierhaft klar.
    »Na komm«, sagte Suko, »komm schon…« Sie sprang. Ein Satz, der zweite, der dritte, dann war sie da und wollte ihre Krallen in Sukos Handrücken hacken.
    Der Inspektor zog die Finger zurück, die Katze sprang ins Leere. Bevor sie noch herumwirbeln konnte, hatte Suko zugegriffen. Er drückte seine Hand in das Fell auf dem Rücken — und griff hindurch. Ein letzten Miauen erklang. Kläglich schwang es durch die Stille, als die kleine Katze unter dem Griff des Chinesen zerbröselte. Als eine Mischung aus Staub und kleinen, weißen Knochen blieb sie liegen. Suko verstand die Welt nicht mehr. Er saugte scharf die Luft ein, auf seinem Rücken

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