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Ein Hauch von Moder

Ein Hauch von Moder

Titel: Ein Hauch von Moder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bildete sich eine Gänsehaut, und im Zeitlupentempo stand er auf.
    Der Vorgang hatte ihn mitgenommen. Ihm tat nicht nur die Katze leid, er dachte auch weiter. War ihr Schicksal mit dem zu vergleichen, was auch den Bewohnern von Bury bevorstand?
    Eigentlich mußte er davon ausgehen, daß es im Endstadium dazu kommen konnte.
    Er räusperte sich. Wieder trieb der Wind den Modergeruch auf ihn zu. Suko hatte Mühe, die Übelkeit zu unterdrücken. Dieser Geschmack füllte schon seinen gesamten Mund aus.
    Er ging weiter.
    Hinter ihm wehte der Wind die Reste der kleinen Katze davon. Die Straße war nicht sehr breit. Häuser rahmten sie ein. Sie besaßen verschiedene Höhen. Eins hatten sie gemeinsam. Sie waren durchweg dunkel. Das alte Mauerwerk hatte niemand in der letzten Zeit gestrichen und auch keine Dächer ausgebessert, die ebenfalls ziemlich flach auf den Gebäuden lagen.
    Am Himmel hatten sich die grauen Wolkenberge noch mehr verdichtet. Nur wenige freie Flächen waren vorhanden. Sie wirkten blaß und klar wie Wasser.
    In keinem Haus brannte Licht. Die Fensterscheiben wirkten im Mauerwerk wie blasse, gezeichnete Flecken. Suko hatte die Straße überquert. Er hielt sich nahe den Häusern, schaute durch die Scheiben, konnte aber kaum etwas erkennen.
    Mal den schwachen Umriß eines Möbelstücks oder einer heller gestrichenen Wand.
    Menschen erschienen nicht. Sie hatten sich allesamt zurückgezogen. Suko riskierte es einfach. Er drückte auf die Klinke einer grauen Holztür, fand sie nicht verschlossen und schob sie nach innen in einen schmalen Flur, den auch er betrat.
    Dicht hinter der Schwelle blieb er steh en. »Hallo!« Seine Stimme hallte durch das Haus. »Ist hier jemand? Wenn ja, bitte ich Sie, sich zu melden.«
    Das Haus >schwieg<.
    Suko ging weiter. Seine Schritte schleiften über den Boden. Er trat bewußt nicht leise auf. Der gerade Flur endete vor der Hintertür. Um in die Wohnung zu gelangen, mußte sich Suko nach links wenden, wo eine dreistufige Steintreppe zu einer weiteren Tür führte, die ebenfalls nicht verschlossen war.
    Der Chinese kam sich schon komisch vor, als er die Tür öffnete. Es war sonst nicht sein Fall, einfach in fremde Häuser einzudringen. Hier sah die Sache anders aus.
    Eine kleine, viereckige Diele nahm ihn auf. Links ging es hoch in die erste Etage. Dicht neben der Treppe befand sich die Kellertür. Ihr gegenüber der Eingang zu den Wohnräumen.
    Suko begab sich daran, sie zu inspeziercn. Eine Küche, ein Wohnraum, ein kleines Schlafzimmer. Alles wirkte sehr aufgeräumt, als hätten die Bewohner das Haus verlassen.
    Waren sie tatsächlich verschwunden?
    Einen Moment später bekam Suko die gegenteilige Bestätigung, denn er hörte ein leises Weinen.
    Es drang nicht aus der Wohnung. Im Keller mußte es aufgeklungen sein. Suko öffnete die Tür.
    Eine Holztreppe führte in die Tiefe. Das Geländer war nur provisorisch daran befestigt. Suko sah dies im Licht einer trüben Deckenleuchte, die ihren Schein streute.
    »Hallo…?«
    Diesmal bekam er Antwort. Eine kratzig klingende Stimme erwiderte:
    »Bleib oben, Fremder.«
    »Weshalb?«
    »Flieh, Fremder. Flieh aus diesem Ort. Bury ist verdammt und dem Tod geweiht. Wir sind alle so gut wie tot. Wir leben nicht mehr, wir existieren nur noch. Die Verdammten haben uns überfallen…«
    Der Inspektor ließ den Mann reden. Dessen Stimme übertönte den Klang der Tritte, als Suko die Stiege hinabschritt. Die eine Stiege reichte nicht aus. Im rechten Winkel zu ihr befand sich noch eine zweite, an deren Ende sich die Menschen versammelt hatten.
    Ein Mann, eine Frau und zwei Kinder — eine Familie!
    Suko ging nicht mehr weiter. Er schaute in das grau gewordene Gesicht des Mannes, einer kräftigen Person, die es bestimmt gelernt hatte, richtig anzupacken, nun aber wirkte, als wäre sie von Angst geschüttelt.
    »Warum sind Sie hier?« fragte Suko.
    »Weil sie zurückkommen werden, um uns zu holen. Alle Menschen halten sich in ihren Kellern versteckt. Sie kommen und kennen keine Gnade. Ob Frauen, Kinder, sie…« Dem Sprecher versagte die Stimme, er bekam das Kratzen im Hals, senkte den Kopf und fing an zu weinen. Von unten her wehte Suko der Modergeruch entgegen. Für ihn ein Zeichen, daß diese Familie ebenfalls infiziert war. Er sprach ihnen Trost zu. Optimistisch klang seine Stimme dabei allerdings nicht. »Vielleicht kommt alles ganz anders. Noch sind sie nicht im Dorf.«
    »Wenn es dunkel wird«, flüsterte die Frau. »Dann fallen sie ein.

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