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Ein Hauch von Moder

Ein Hauch von Moder

Titel: Ein Hauch von Moder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nachmittag. Gerade die richtige Zeit für eine Ankunft, denn nur so konnten wir noch Informationen sammeln.
    Das Gasthaus stand schief. Die langen Jahre hatten an ihm ihre Spuren hinterlassen. Zum Glück war die Tür nicht verschlossen. Ich stieß sie auf und mußte den Kopf einziehen, sonst hätte ich mir an einem zu niedrig angebrachten Balken noch die Stirn gestoßen. Der Raum war ebenso düster wie die Außenmauern. Es roch nach Whisky und auch nach Schafen.
    Eine Theke gab es ebenfalls. Nur war hinter ihr niemand zu sehen. Dafür stand in ihrer Mitte ein großes, mit Bier gefülltes Holzfaß. Es wartete darauf, geleert zu werden.
    Es kam leider niemand.
    Ich klopfte zweimal mit der flachen Hand auf die Theke. Der Wirt erschien. Nicht aus der Küche, sondern von draußen. In der rechten Hand trug er einen Eimer, die linke umklammerte den Stiel eines Reisigbesens.
    Er blieb stehen und schaute uns an. Das war ein Typ, der kleinen Kindern Furcht einflößen konnte. Wild sah er aus mit seinem pechschwarzen Vollbart und den ebenso dunklen Haaren. Er trug ein Hemd, eine Hose aus festem Cord und über dem Hemd eine ärmellose Lederweste.
    Der Mann paßte in dieses Gasthaus, dessen Schänke ebenfalls die Düsternis ausfüllte. Es standen nur wenige Tische im Raum. Die Stühle waren hochgestellt worden. An einer Seite sahen wir eine Sitzbank an der Wand. Uns schien es, als würde der Laden erst noch geöffnet. Bis jetzt hatte der Wirt noch kein Wort von sich gegeben. Wir begrüßten ihn mit einem freundlichen Kopfnicken, und ich fügte noch akustisch die Tageszeit hinzu.
    Der Mann erwiderte den Gruß nicht. Er stellte Besen und Eimer ab. Dann ging er mit schweren Schritten zur Theke. Neben dem Faß blieb er stehen und sprach uns an.
    »Sind Sie auf der Durchreise? Machen Sie Urlaub?«
    »Kann sein.«
    »Wieso?« drang es erstaunt aus dem Bartgestrüpp. »Wissen Sie das nicht?«
    »Wir wollten eigentlich in Bury übernachten«, sagte Suko. Der Wirt schaute ihn von oben bis unten taxierend an, ohne eine Antwort zu geben.
    »Haben Sie denn Zimmer?«
    »Ich nehme keine Gäste.«
    Wir sahen ihm an, daß erlog. In diesen Teilen Schottlands waren die Besitzer der Gasthäuser darauf vorbereitet, Gäste aufzunehmen. Oft genug mußten die Menschen übernachten, wenn irgend etwas passiert war. Da gab es praktisch in jedem Haus ein Zimmer. Dieser Mann wollte uns einfach nicht. Bestimmt hatte er dafür seine Gründe.
    Ich lenkte ein. »Wenn das so ist, können Sie uns denn einen Gasthof nennen, der Zimmer vermietet?«
    Er beugte sich vor. Sein Kopf schwebte jetzt über dem Faß. »Ich gebe Ihnen einen guten Rat. Fahren Sie weiter. Bleiben Sie nicht hier. Bury ist kein Ort für Fremde.«
    »Uns gefällt es«, widersprach ich. »Die Highlands sind nirgendwo ursprünglicher.«
    »Mag sein. Wir wollen keine Fremden. Wir bleiben unter uns. Kein Tourismus, verstehen Sie?«
    »Der bringt aber Geld.«
    »Wir haben unser Auskommen.«
    Log er, log er nicht? Ich traute ihm nicht. Dieser Knabe wollte uns loswerden. Den wahren Grund erzählte er uns jedoch nicht.
    »Ein Bier werden Sie uns doch verkaufen, Mister.« Ich hatte bei meinen Worten freundlich gelächelt. Es sah so aus, als wollte der Mann ablehnen, schließlich nickte er doch und griff nach zwei gläsernen Krügen, die hinter ihm in einem Regal standen.
    Aus dem Faß schäumte die Flüssigkeit in die Gläser. Ich wollte mich noch unterhalten, deshalb blieb ich stehen. Auch Suko hatte nichts dagegen.
    Der Mann schob uns die Gläser zu und nannte gleich den Preis für die beiden Bier.
    Ich zahlte, verzichtete auf Wechselgeld und fragte statt dessen: »Wie ist das mit der Burg der Hartfords? Kann man die eigentlich besichtigen?«
    Der Wirt hatte das Kleingeld in die Kasse legen wollen. Nach meiner Frage schloß er die linke Hand zur Faust und ließ das Geld darin. »Was meinen Sie?«
    »Den Gilten Kasten, den wir auf der Herfahrt gesehen haben. Wir kennen die Hartfords.«
    »Das ist vorbei«, sagte der Wirt schnell.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Es gibt keine Hartfords mehr. Das ist alles Vergangenheit, verstehen Sie?«
    »Bis jetzt schon«, sagte ich und strich über meine Augen. »Manchmal bleibt aus der Vergangenheit auch etwas zurück.«
    »Hier nicht.« Der Wirt drehte uns den Rücken zu. Ein Beweis, daß er mit uns nichts mehr zu tun haben wollte.
    Ich nahm einen Schluck Bier. Es schmeckte mir nicht besonders. Auch Suko trank nur wenig.
    Der Wirt war untergetaucht. Hinter der Theke

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