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Ein Hauch von Moder

Ein Hauch von Moder

Titel: Ein Hauch von Moder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entdeckt. Ich konzentrierte mich sehr auf den rechten Rand des Weges und sah den etwas helleren Streifen, der in die Landschaft hineinführte, vorbei an dem kleinen, runden See, über dem dunkle Vögel kreisten. Da der Wagen sowieso schon einiges mitgemacht hatte, sollte er den Rest auch noch schaffen. Ich kam mir wieder vor wie auf dem Deck eines schwankenden Schiffs, als ich das Fahrzeug durch das Gelände trieb. Hin und wieder bekam auch die Bodenwanne einige Stöße mit, was mich nicht davon abhielt, weiter auf das Gaspedal zu treten. Der Schäfer trieb seine Herde nicht auf das alte Schloß zu. Im Rückspiegel erkannte ich, daß sich die Tiere auf ein schmales Tal zwischen zwei Hügelkuppen zubewegten, wo sie neue Weideplätze fanden.
    Das Gelände stieg an. Zwar noch nicht sehr steil, aber ständig und stetig.
    Ich mußte mit dem Tempo heruntergehen und kam mir vor wie eine Schnecke, die den Weg hochkroch.
    Das Licht der beiden Scheinwerferlampen legte einen bleichen Schimmer auf das Gras und die in der Nähe stehenden Sträucher. Dadurch bekam die unmittelbare Umgebung einen gespenstischen Glanz.
    Ein paarmal dachte ich an Suko, der in Bury zurückgeblieben war. Besonders oft aber drehten sich meine Gedanken um Glenda Perkins und Sir James Powell.
    Von ihnen beiden hatte ich bisher noch keine Spur entdecken können. Ich hoffte, daß sie mir irgendwann einmal begegnen würden — und zwar lebend.
    Hartford Castle wirkte auf mich wie eine grandiose Filmkulisse: mächtige Mauern, ein Turm wie eine Bastion. Noch war nicht zu sehen, wie weit diese Trutzburg beschädigt war.
    Ich quälte den Rover höher. Auf diesem Teil der Strecke mußte ich im zweiten Gang fahren. Das hörte sehr bald auf. Der Weg nahm so sehr an Steilheit zu, daß bald nichts mehr lief.
    Es gelang mir noch soeben, den Wagen zu drehen. Dann zog ich die Handbremse an und stieg aus.
    Unter mir lag das weite, jetzt flach wirkende Land mit dem kleinen See, der in der Dämmerung einen matten, dunklen Glanz abgab. Der Fallwind kämmte die Weideflächen und machte sie zu einem wogenden Meer.
    Hoch über mir zeigte sich der Mond. Er stand nicht voll am Himmel. Wie eine dicke Sichel sah er aus.
    Der Fußmarsch tat mir gut, ging aber auch in die Knochen. Ich suchte nach Spuren. Wenn tatsächlich einige der Verdammten auf Pferden gesessen hatten, mußten Abdrücke zu sehen sein.
    Die fand ich nicht, dafür Steine und kleine, mit Flechten und Moos überwachsene Felsbrocken.
    Auch die Außenmauern des Schlosses hatten der Natur ihren Tribut zahlen müssen. Sie waren ebenfalls von der Schicht bedeckt. Jetzt, aus der Nähe, erkannte ich die Lücken, die schwere Kämpfe gerissen hatten. Ein Tor war nicht mehr vorhanden, nur mehr die beiden Säulen, die es gehalten hatten, standen noch.
    Durch sie betrat ich den Innenhof.
    Das Schloß wirkte von außen mächtiger und größer, als es tatsächlich war. Man hatte auf dieser Hügelkuppe nicht so viel Platz besessen und sich beim Bau beschränken müssen.
    Durch die Lücken, Fenster und Schießscharten pfiff der Wind. Er brachte eine schaurige, heulende Melodie mit, aber nicht den widerlichen Geruch von Moder.
    Ich erlebte eine Szenerie, vor der sich Menschen mit schwachen Nerven fürchten. Allein auf einem düsteren Schloßhof, umgeben von uralten Mauern, mit einem immer dunkler werdenden Himmel über dem Kopf, das besaß schon eine gruselige Atmosphäre.
    Der Schäfer hatte mir erklärt, wie ich die Totengruft finden konnte. Sie war damals extra angelegt und zugemauert worden. Ich mußte zuvor in den hohen Turm.
    Gewaltig kam er mir vor. Erstand dort wie eine senkrecht in den Himmel ragende Zigarre. Über ihm segelten Raben und Saatkrähen, die mir ihre krächzenden Schreie entgegenschickten, als wollten sie mich davor warnen, den Turm zu betreten.
    Auch hier fehlte die Tür.
    Düsternis hielt mich nach dem Überschreiten der Schwelle umfangen. Sie war wie ein mächtiger, fahler Schatten, der seine Arme von allen Seiten her ausstreckte.
    Die schaurige Atmosphäre verdichtete sich nur mehr, als bei meinem Eintreten einige Fledermäuse aus ihrer Lethargie geweckt wurden und sich flatternd in die Tiefe fallen ließen. Sie umschwirrten mich kurz und stiegen dann wieder zu ihren Schlafplätzen auf.
    Hier irgendwo mußte auch der Einstieg zur Gruft der Verdammten sein. Bisher war ich ohne Licht ausgekommen, nun mußte mir die lichtstarke Bleistiftleuchte helfen.
    In ihrem Strahl tanzten unzählige Staubpartikel. Der

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