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Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)

Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Jansen
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Karriere als Pianist wohl nur noch in stillen Mußestunden nachtrauerte.
    Carly ging noch mal die Fotos durch. Ray war nicht ganz Carlys Typ, aber sexy genug, dass sie sich von ihm notfalls mit einer Seidenkrawatte fesseln lassen würde. Aber nur ausnahmsweise, denn eigentlich stand sie nicht auf SM , da konnte April ihr noch so davon vorschwärmen. Die Vorstellung, sich einem Mann auf Gedeih und Verderb auszuliefern, machte ihr Angst. Ein kleines Prickeln mischte sich zwar in die Angst, wann immer sie daran dachte, aber sie wagte nicht, dieses Gefühl näher zu erkunden.
    Es klingelte. Carly tänzelte zur Tür. Sie war in der genau richtigen Stimmung, um mit Jonas zu flirten.
    »Schon auf dem Weg«, rief sie in die Gegensprechanlage, schnappte ihre Umhängetasche, einen Schal und einen Mantel und hüpfte die Treppe hinunter.
    Jonas stand vor dem Haus. Er trug eine Lederjacke und sah noch besser aus, als sie ihn in Erinnerung gehabt hatte. Die hellbraunen Haare waren nicht mehr nach hinten gegelt, sondern frisch gewaschen. Das Gel gehörte wohl zu seinem Kellner-Look. Die naturbelassene Freizeitversion gefiel Carly bestens, denn die Haare wirkten dadurch heller und passten wunderbar zu seinen blauen Augen.
    »Sie wäre sowieso zu alt für dich«, sagte sie munter.
    Jonas hob eine Augenbraue. »Äh … ach so, die Blondine.« Er lachte und hielt ihr die Tür des klapprigen Peugeot auf, den er mit Abblendlicht in zweiter Reihe direkt vor ihrer Haustür geparkt hatte.
    »Leger genug?«, fragte sie, nachdem er sich hinters Steuer gesetzt hatte.
    Er drehte den Kopf zu ihr und ließ den Blick einmal über sie gleiten. »Die Jeans ist ziemlich eng, aber es geht ja sowieso nur um Probeaufnahmen.«
    »Und wieso stören da enge Jeans?«, fragte sie, während sie den Gurt anlegte.
    Er startete den Wagen und fädelte sich in den Verkehr ein. »Wegen der Abdrücke, die sie auf der Haut hinterlassen.«
    Das hörte sich an, als würde sie sich ausziehen müssen. Hoffentlich ging es nicht um einen Pornofilm. Solche Anfragen hatte sie schon gehabt. Auch ein Webcam-Job war ihr angeboten worden. »Es ist aber etwas Seriöses, ja?«
    »Absolut.«
    »Und wer ist dieser Jemand, dem du mich vorstellen willst?«, hakte sie nach.
    »Steve Kendall.«
    Der Name hallte eine Weile in ihrem Kopf wider, bevor sie ihr Staunen in Worte fassen konnte. »Doch nicht etwa der Steve Kendall?«, fragte sie ungläubig. Kendall war der Gott der erotischen Fotografie. Er war eine Ikone. Er lichtete nicht einfach nur nackte Körper ab, er erzählte Geschichten. Seine Bildserien waren Dokumentationen von Menschen und ihren Beziehungen – den Beziehungen, die sie zu sich selbst, zu anderen Menschen oder zu einem Gegenstand hatten.
    Seine jüngste Ausstellung »Sinnliche Töne« zeigte nackte Musiker mit ihren Instrumenten. Beim Betrachten der Bilder spürte man, wie viel Schönheit in der Musik lag, die man hervorbrachte, wenn man ein Instrument gemeistert hatte. Die Fotos waren zum Hinknien schön.
    »Ja, genau der.« Stolz schwang in Jonas’ Stimme mit. »Ich studiere Fotografie und Design und mache mein Praktikumssemester bei ihm.«
    »Wie bist du an ihn rangekommen?«
    »Er hat sich an mich gewandt, nachdem er eine Serie von Porträtfotos von mir gesehen hatte.«
    »Dann müssen deine Porträts etwas ganz Besonderes sein.«
    »Ja, müssen sie wohl. Ich habe mich mit Mona Lisas Lächeln beschäftigt und mit der Frage, warum es so rätselhaft wirkt. Dazu habe ich Menschen auf genau diese Art lächeln lassen, wobei sie sich jeweils in einen bestimmten Gemütszustand versetzen sollten, zum Beispiel, dass sie erleichtert waren, erregt oder peinlich berührt. Sie sollten verständnisvoll lächeln oder amüsiert, hochmütig oder unterwürfig, abwiegelnd oder besänftigend. Alles in allem habe ich 37 verschiedene Gefühle hinter ein und demselben Lächeln fotografiert. Dann ließ ich ein paar Kommilitonen antreten, die mir sagen sollten, was sie in dem Lächeln sahen. Meistens gelang es ihnen, das Gefühl zu erspüren. Nur bei Mona Lisa selbst gingen die Meinungen weit auseinander. Da erscheinen flüchtige, kurze Gefühlseindrücke, aber kein Gefühl, das man festhalten konnte. Ich glaube, das liegt daran, dass Mona Lisa kein Gefühl zeigt. Sie lächelt nicht etwa rätselhaft oder hintergründig, sondern mechanisch. Meine Schlussfolgerung ist, dass Leonardo da Vinci in der Tat ein Visionär war. Er hat nicht nur den ersten Hubschrauber entworfen, sondern auch das

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