Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)
merkwürdig. Trotzdem versuchte sie, es witzig zu nehmen. »Hey, du gehst ja ran, wenn du mich gleich beim ersten Date zu deinen Eltern schleppst.«
Er lachte. »Nein, nicht zu meinem Eltern. Zu jemandem, der … der dich beruflich interessieren könnte.«
»Du weißt doch gar nicht, was ich beruflich mache.«
»Modeln und schauspielen.«
»Jetzt sag bloß, du hast mich aus der Eiscremewerbung erkannt.«
»Nein, aber ich habe mitbekommen, worüber ihr euch unterhalten habt.«
Ob er Aprils hocherotischen Bericht auch gehört hatte?
»Ist in einer halben Stunde okay?«, fragte Jonas. »Und bitte ungeschminkt und in legerer Kleidung, falls es dir nichts ausmacht.«
Carly überlegte kurz. Es wäre ihr lieber gewesen, mit ihm in einen Pub zu gehen und ein bisschen zu quatschen. Aber vielleicht bot sich ihr gerade eine Chance auf eine Rolle, und die ließ man sich in einer heiß umkämpften Branche nicht entgehen.
»Okay.« Sie nannte ihm ihre Adresse, legte auf und schimpfte im nächsten Moment mit sich selbst: »Du naives Ding. April erzählst du, dass sie sich vor ihrem Ray in Acht nehmen soll, und selber …«
Da fiel ihr ein, dass sie Aprils neuen Lover googeln konnte. Schließlich galt es, eine halbe Stunde rumzukriegen. Wie praktisch, dass er eine Initiale im Namen hatte, dann würde sie nicht Millionen von Suchergebnissen bekommen. Wofür das T. wohl stand?
Sie klappte ihren Laptop auf und begann mit einer Bildersuche, denn es interessierte sie vor allem, ob dieser Immobilienmensch so attraktiv war, wie April ihn darstellte. Von Blain hatte sie ihr auch vorgeschwärmt, aber als Carly ihn dann kennenlernte, war sie ernüchtert gewesen. Nein, sie fand ihn weder umwerfend noch sexy, sondern zum Fürchten. Er war durchaus gut aussehend, aber er strahlte unerbittliche Strenge und Korrektheit aus. Davon fühlte sie sich verunsichert.
Als die erste Seite mit Suchergebnissen angezeigt wurde, pfiff Carly durch die Zähne. Es musste einen zweiten Raymond T. Falcon geben, denn der, nach dem sie suchte, war angeblich ein gestandener Geschäftsmann, kein jugendliches Unterwäschemodel.
Doch dann scrollte sie runter und sah denselben Kerl in Anzug und Krawatte, etwas älter und sogar noch attraktiver, und laut der dazugehörigen Website im Immobiliengeschäft tätig.
Sie scrollte wieder hoch und studierte ausführlich den halb nackten, jungen Ray. Ihr persönlich war er einen Tick zu muskulös, aber eine Augenweide stellte er auf jeden Fall dar, besonders auf den Fotos, auf denen er lächelte. Sie ging auf seine Immobilienseite und pfiff erneut durch die Zähne, als sie das Portfolio durchsah. Gab es wirklich Leute, die sich solche Villen, Penthäuser und Cottages leisten konnten? Kein Wunder, dass April Bedenken hatte, sich von Blain ein Luxusdomizil kaufen zu lassen. Das war geradezu dekadent!
Schließlich entdeckte Carly eine Wikipedia-Seite über Ray, und da wurde er als Musiker vorgestellt. Wie viele Facetten hatte er denn noch? Sie las alles Wort für Wort.
Raymond T. Falcon war dreißig Jahre alt, Sohn aus gutem Hause und musikalisch hochbegabt. Mit 19 Jahren wurde er an der Musikakademie angenommen. Eine glänzende Karriere war zu erwarten.
Fast schon zum Gähnen, dachte Carly. Viel zu glatt. Menschen, denen alles nur so zuflog, fand sie ätzend, wobei ein bisschen Neid mit hineinspielte, wie sie sich ehrlich eingestand. Doch Moment mal – warum verscherbelte er jetzt Immobilien, anstatt in Konzertsälen zu glänzen?
Nach einer Aufzählung der Preise, die er in jungen Jahren eingeheimst hatte, folgte endlich die entscheidende Information. Mit 22 wurde er vor einem Konzert in der Garderobe erwischt, wo er sich mit einer Cellistin »eindeutig sexuellen Handlungen hingab«. Weiter hieß es, er hätte anschließend so virtuos gespielt wie noch nie, trotzdem flog er schon am nächsten Tag hochkant von der Akademie. Seine Konzerte wurden abgesagt. Danach hielt Raymond sich eine Weile mit Modeljobs über Wasser, da seine Familie ihm jegliche finanzielle Unterstützung entzogen hatte.
Das fand Carly hart. Ihre Eltern waren nicht vermögend, aber sie würden sie immer unterstützen, und sei es nur moralisch, egal, was sie anstellte. Aber ein Clan wie die Falcons konnte ein schwarzes Schaf wie Ray wohl nicht dulden, nachdem er Schande über die Familie gebracht hatte. Wie lieblos!
Ray fand ein neues Betätigungsfeld. Er studierte BWL , wurde Makler und war damit so erfolgreich, dass er seiner verpatzten
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