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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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unmöglich.
    Er schluckte, und die Vorstellung schloss sich um seine Kehle wie eine Schlinge. Er richtete den Blick auf Jamie und sah die schmerzhafte Bestätigung in seinen Augen. Jamie schluckte ebenfalls.
    »Kennst du … ihren Namen?« Roger konnte kaum atmen und zwang die Worte heraus. Jamie schüttelte den Kopf, dann sammelte er sich und zog die Schultern hoch.
    Sie hatte aufgehört zu nuckeln, murmelte aber hin und wieder: »Mama?« Jamie nahm ihr das Taschentuch von den Lippen und drückte ihr ein paar Tropfen auf die geschwärzte Stirn, während er die Worte der Taufe flüsterte.
    Dann sahen sie einander an, gestanden sich ein, dass es nicht anders ging. Jamie war blass, und Schweißperlen standen zwischen den roten Bartstoppeln auf seiner Oberlippe. Er holte tief Luft, nahm seine Kraft zusammen und hielt Roger die Hände entgegen.
    »Nein«, sagte Roger leise. »Ich tue es.« Sie war sein; er konnte sie genauso wenig jemand anderem überlassen wie er sich einen Arm ausreißen konnte. Er griff nach dem Taschentuch, und Jamie drückte es ihm in die Hand, rußfleckig und feucht.
    So etwas hätte er nie gedacht, und auch jetzt konnte er nicht denken. Er brauchte es auch nicht; ohne Zögern schmiegte er sie an sich und legte ihr
das Taschentuch über Nase und Mund, dann drückte er seine Hand fest über das Tuch und spürte ihre kleine Nase zwischen Daumen und Zeigefinger stecken.
    Über ihnen im Laub regte sich der Wind, und ein goldener Regen fiel auf sie, flüsterte auf seiner Haut, strich ihm kühl über das Gesicht. Ihr war sicher kalt, dachte er, und er hätte sie gern zugedeckt, aber er hatte keine Hand frei.
    Seinen anderen Arm hatte er um sie gelegt, und die Hand ruhte auf ihrer Brust; er konnte das winzige Herz unter seinen Fingern spüren. Es hüpfte, schlug rasend, setzte aus, schlug noch zweimal… und hörte auf. Es erbebte kurz; er konnte spüren, wie es versuchte, die Kraft für einen letzten Schlag zu finden, und für eine Sekunde malte sich Roger aus, dass ihm das nicht nur gelingen würde, sondern dass es sich auch seinen Weg durch die zerbrechliche Wand ihrer Brust in seine Hand bahnen würde, weil es so sehr leben wollte.
    Doch der Augenblick verstrich, und die Illusion verschwand, und große Stille kam. In der Nähe rief ein Rabe.
     
    Sie hatten das Begräbnis beinahe vollendet, als der Klang von Hufen und klingelndem Zaumzeug Besuch ankündigte – eine Menge Besuch.
    Roger sah Jamie an, bereit, sich in den Wald davonzumachen, doch sein Schwiegervater schüttelte den Kopf und beantwortete so seine unausgesprochene Frage.
    »Nein, sie würden nicht zurückkommen. Wozu?« Sein trostloser Blick überflog die qualmende Ruine der Siedlungsstelle, den zertrampelten Hof und die flachen Grabhügel. Das kleine Mädchen lag noch immer da, mit Rogers Umhang bedeckt. Er hatte es noch nicht ertragen können, sie in die Erde zu senken; zu kurz war es her, dass er sie lebend im Arm gehalten hatte.
    Jamie richtete sich auf und dehnte seinen Rücken. Roger beobachtete, wie er sich mit einem Blick davon überzeugte, dass sein Gewehr griffbereit war. Es lehnte an einem Baumstamm. Dann stützte er sich auf das Brett, das er als Schaufel benutzt hatte, und wartete.
    Der erste Reiter kam aus dem Wald; sein Pferd schnaubte und schüttelte den Kopf, als es den Brandgeruch einatmete. Der Reiter wendete es geschickt und trieb es näher heran, dann beugte er sich vor, um zu sehen, wer sie waren.
    »Ihr seid das also, Fraser, wie?« Richard Browns faltiges Gesicht stellte jovialen Grimm zur Schau. Er warf einen Blick auf die verkohlten, rauchenden Holzreste, dann auf seine Kameraden. »Dachte ich mir doch, dass Ihr Euer Geld nicht nur mit dem Whiskyverkauf verdient.«
    Die Männer – Roger zählte sechs Mann – rutschten im Sattel hin und her und prusteten vor Lachen.

    »Zeigt etwas Respekt vor den Toten, Brown.« Jamie wies kopfnickend auf die Gräber, und Browns Gesicht verhärtete sich. Er richtete den Blick abrupt auf Jamie, dann auf Roger.
    »Nur Ihr beide, wie? Was macht Ihr hier?«
    »Gräber ausheben«, sagte Roger. Seine Handflächen waren voller Blasen; er rieb sich langsam mit der Hand über die Hose. »Was macht Ihr hier?«
    Brown richtete sich abrupt im Sattel auf, doch es war sein Bruder Lionel, der die Frage beantwortete.
    »Wir kommen aus Owenawisgu«, sagte er und wies mit einem Ruck seines Kopfes auf die Pferde. Roger folgte seinem Blick und sah, dass sie vier Packpferde dabeihatten, die mit

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