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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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lachte auf und drehte sich ebenfalls um.
    »Oh, aye, und ist es das? Faszinierend?«
    »Mehr als ich je gedacht hätte«, versicherte ihm Roger extrem trocken. »Aber warum fragst du mich das jetzt? Ich habe dir doch schon vor einem Jahr gesagt, dass wir bleiben.«
    Jamie nickte und spitzte die Lippen.
    »Das stimmt. Es ist aber so – ich glaube, ich muss einen oder mehrere Edelsteine verkaufen.«
    Das ließ ihn auffahren. Natürlich hatte er nie bewusst darüber nachgedacht – aber das Bewusstsein, dass die Steine notfalls da waren… bis jetzt war ihm gar nicht klar gewesen, welch ein Gefühl der Sicherheit ihm dieses Wissen gegeben hatte.
    »Sie gehören doch dir«, erwiderte er vorsichtig. »Aber warum gerade jetzt? Ist die Lage so schwierig?«
    Jamie bedachte ihn mit einem überaus ironischen Blick.
    »Schwierig«, wiederholte er. »Aye, so könnte man es ausdrücken.« Und dann ließ er eine ausführliche Erklärung der Situation folgen.
    Die Marodeure hatten nicht nur den fermentierenden Whisky eines ganzen Jahres vernichtet, sondern gleichzeitig die Mälzerei, die erst jetzt wieder aufgebaut wurde. Dies bedeutete, dass es in diesem Jahr keinen überschüssigen Whisky geben würde, den sie verkaufen oder gegen das Notwendigste eintauschen konnten. Es gab in Fraser’s Ridge zweiundzwanzig neue Pächterfamilien, an die er denken musste und von denen die meisten mit einem Ort und einem Handwerk kämpften, das sie sich nie hätten träumen lassen.
Sie versuchten nur, so lange am Leben zu bleiben, dass sie lernen konnten, wie sich dies am besten bewerkstelligen ließ.
    »Und dann«, fügte Jamie grimmig hinzu, »ist da noch MacDonald – wenn man vom Teufel spricht.«
    Der Major war aus dem Haus getreten, und sein roter Rock leuchtete in der Morgensonne. Roger sah, dass er reisefertig war, gestiefelt und gespornt, die Perücke auf dem Kopf, den mit Spitze besetzten Hut in der Hand.
    »Ein Kurzbesuch, wie ich sehe.«
    Jamie stieß ein leises, unartikuliertes Geräusch aus.
    »Lang genug, um mir mitzuteilen, dass ich versuchen muss, den Kauf von dreißig Musketen nebst Munition zu arrangieren – natürlich auf meine Kosten, die mir irgendwann von der Krone zurückerstattet werden«, fügte er hinzu, und sein Tonfall war so zynisch, dass er keinen Zweifel daran ließ, für wie unwahrscheinlich er diese Eventualität hielt.
    »Dreißig Musketen.« Roger dachte darüber nach und spitzte die Lippen zu einem lautlosen Pfeifen. Jamie war ja nicht einmal in der Lage gewesen, das Gewehr zu ersetzen, das er Bird für seine Hilfe in Brownsville geschenkt hatte.
    Jamie zuckte mit den Achseln.
    »Und dann sind da noch Kleinigkeiten wie die Mitgift, die ich Lizzie Wemyss versprochen habe, wenn sie heiratet. Und Marsalis Mutter Laoghaire -« Er warf Roger einen argwöhnischen Blick zu, weil er nicht sicher war, wie viel dieser über Laoghaire wusste. Mehr als Jamie lieb sein würde, dachte Roger und gab sich Mühe, ein unbeteiligtes Gesicht zu machen.
    »Ich bin ihr etwas für ihren Lebensunterhalt schuldig. Wir können von dem leben, was wir haben, aye – aber für den Rest… muss ich Land verkaufen oder die Steine. Und das Land gebe ich nicht auf.« Seine Finger trommelten unruhig gegen seinen Oberschenkel, dann hielten sie inne, weil er die Hand hob, um dem Major zuzuwinken, der sie gerade über die Lichtung hinweg erspäht hatte.
    »Ich verstehe. Tja dann…« Es musste wohl sein; es war töricht, auf einem Vermögen in Edelsteinen zu hocken, nur weil sie eines Tages für einen weit hergeholten, riskanten Zweck benötigt werden könnten. Dennoch bekam Roger bei dieser Vorstellung ein etwas hohles Gefühl, so als schnitte jemand seine Sicherheitsleine durch, während er sich von einer Klippe abseilte.
    Jamie atmete hörbar auf.
    »Nun gut. Ich werde Seiner Lordschaft in Virginia einen der Steine schicken. Bobby Higgins kann ihn mitnehmen. Er wird wenigstens einen guten Preis für mich erzielen.«
    »Aye, das ist eine -« Roger hielt inne, denn die Szene, die sich vor ihm abspielte, lenkte ihn ab.
    Der Major, offenbar bester Laune nach einem guten Frühstück, war die
Eingangsstufen hinuntergestiegen und schlenderte jetzt auf sie zu – ohne die weiße Sau zu bemerken, die aus ihrem Unterschlupf unter dem Fundament hervorgekommen war und an der Hauswand entlangtrottete, um sich ihr eigenes Frühstück zu suchen. Es würde nur noch eine Sache von Sekunden sein, bevor sie den Major entdeckte.
    »Hoy!«, brüllte Roger und

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