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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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irgendeinem Körperteil Allan Christies zusammengeprallt war.
    »Es ist meine Schuld«, sagte er zum dritten Mal. »Ich hätte mir irgendeine vernünftige Ausrede einfallen lassen sollen.«
    »Halt den Mund«, sagte sie, denn allmählich riss ihr der dünne Geduldsfaden. »Wenn du weiter redest, hört es nicht auf zu bluten.« Es waren die ersten Worte, die sie seit dem Faustkampf zu ihm sagte.
    Mit einer gemurmelten Entschuldigung nahm er ihr das Taschentuch ab
und presste es an seinen Mund. Weil er aber nicht stillhalten konnte, stand er auf und ging zur offenen Tür der Hütte, um hinauszusehen.
    »Er treibt sich doch nicht immer noch hier herum, oder? Allan?« Sie trat zu ihm, um ihm über die Schulter zu blicken. »Wenn ja, lass ihn in Ruhe. Ich werde -«
    »Nein, er ist nicht da«, unterbrach Roger sie. Die Hände an den Mund gepresst, wies er kopfnickend auf das Haupthaus am anderen Ende der ansteigenden Lichtung. »Es ist Tom.«
    Und tatsächlich stand Tom Christie auf der Eingangstreppe. Stand einfach nur da, anscheinend tief in Gedanken versunken. Während sie ihn beobachteten, schüttelte er den Kopf wie ein Hund, der sich das Wasser aus dem Pelz schüttelte, und setzte sich entschlossen in Richtung seiner eigenen Hütte in Bewegung.
    »Ich gehe und rede mit ihm.« Roger warf das Taschentuch auf den Tisch.
    »Oh, nein, das tust du nicht« Sie packte ihn am Arm, als er sich der Tür zuwandte. »Halt dich da heraus, Roger.«
    »Ich will mich ja nicht mit ihm schlagen«, sagte er und tätschelte ihr auf eine Weise, die er eindeutig für beruhigend hielt, die Hand. »Aber ich muss mit ihm reden.«
    »Nein, das musst du nicht.« Sie umklammerte seinen Arm noch fester und zog daran, um ihn zum Kamin zurückzuholen. »Du machst es nur noch schlimmer. Lass sie in Ruhe.«
    »Nein, das tue ich nicht«, beharrte er, und sein Gesicht nahm einen gereizten Ausdruck an. »Was meinst du damit, ich mache es nur noch schlimmer? Wofür hältst du mich?«
    Das war keine Frage, die sie im Moment beantworten wollte. Bebend vor Anspannung nach der Operation, der Entladung des Streits und des nagenden Stachels der Beleidigung, die Allan ausgerufen hatte, traute sie sich kaum zu sprechen, ganz zu schweigen davon, es taktvoll zu tun.
    »Geh nicht«, wiederholte sie und zwang sich, die Stimme zu senken und ruhig zu sprechen. »Sie sind alle mit den Nerven am Ende. Warte wenigstens, bis sie sich wieder beruhigt haben. Oder besser, warte, bis Pa wieder da ist. Er kann -«
    »Aye, er kann alles besser als ich, das weiß ich wohl«, erwiderte Roger beißend. »Aber ich bin es, der Malva versprochen hat, dass ihr nichts geschieht. Ich gehe.« Er riss so fest an seinem Ärmel, dass sie spürte, wie die Naht unter seinem Arm nachgab.
    »Schön!« Sie ließ los und schlug ihn fest auf den Arm. »Geh! Kümmere dich um jeden auf der Welt außer deiner eigenen Familie. Geh! Geh , zum Teufel!«
    »Was?« Er hielt mit finsterer Miene an, gefangen zwischen Ärger und Erstaunen.
    »Du hast mich doch gehört. Geh!« Sie stampfte mit dem Fuß auf, und das Glas mit den Dauco samen, das zu dicht an der Regalkante gestanden
hatte, fiel herunter, zersprang auf dem Boden und verstreute winzige schwarze Samen wie Pfefferkörner. »Jetzt sieh nur, was du getan hast!«
    »Was ich -«
    »Egal! Völlig egal. Verschwinde von hier.« Sie schnaufte wie ein Orca, so sehr strengte sie sich an, nicht zu weinen. Ihre Wangen waren heiß und rot, und ihre Augäpfel fühlten sich blutunterlaufen und so heiß an, dass sie das Gefühl hatte, ihn mit ihren Blicken versengen zu können – zumindest wünschte sie, sie könnte es.
    Er zögerte. Ihm war anzusehen, dass er versuchte zu entscheiden, ob er bleiben und sich mit seiner aufgebrachten Frau versöhnen oder zum ritterlichen Schutz Malva Christies davoneilen sollte. Er trat einen zögerlichen Schritt auf die Tür zu, und sie stürzte sich mit einem Satz auf den Besen, mit dem sie unter hirnlosem, schrillem, zusammenhanglosem Wutgekreische nach seinem Kopf zielte.
    Er duckte sich, aber beim zweiten Schlag erwischte sie ihn und traf ihn krachend quer vor die Rippen. Er fuhr überrascht zusammen, erholte sich aber so schnell, dass er den Besen beim nächsten Schlag abfing. Er riss ihn ihr aus der Hand und splitterte ihn vor Anstrengung ächzend über seinem Knie entzwei.
    Er warf ihr die beiden Stücke scheppernd vor die Füße und funkelte sie an, wütend, aber Herr seiner selbst.
    »Was in Gottes Namen ist mit dir

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