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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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die McCallums?«
    Jamie nickte nur, aber Roger hatte das Gefühl, dass eine Spur von Verständnis in seinen Augen aufflackerte.
    »Ich habe… so etwas schon öfter gemacht. So ähnlich, wenn es nötig war. Und -« Er zuckte mit der Hand, weil er nicht wusste, wie er Dinge wie seine Begegnung mit Hermon Husband am Ufer des Alamance oder seine nächtlichen Zwiegespräche mit seinem verstorbenen Vater auch nur ansatzweise beschreiben sollte.
    Er seufzte erneut, holte aus, um einen Kieselstein ins Wasser zu werfen, hielt sich aber gerade noch zurück, als er sah, dass sich Jamies Hand an der Angel anspannte. Er hustete, weil er die vertraute raue Enge in seinem Hals spürte, und schloss die Finger um den Kiesel.
    »Predigen, aye, das werde ich wohl schaffen. Aber es sind die anderen Dinge – o Gott, das klingt verrückt, und vielleicht bin ich das ja auch. Aber es sind die Begräbnisse und die Taufen und die – die – vielleicht einfach nur, dass ich helfen kann, selbst wenn es nur durch Zuhören und Beten geschieht.«
    »Du willst dich um sie kümmern«, sagte Jamie leise, und es war keine Frage, sondern vielmehr nahm er es zustimmend zur Kenntnis.
    Roger lachte unglücklich auf und schloss die Augen zum Schutz vor dem Glitzern der Sonne auf dem Wasser.
    »Ich will es nicht tun«, sagte er. »Es ist der letzte Gedanke, der mir gekommen wäre, denn ich bin im Haus eines Pfarrers aufgewachsen. Ich meine, ich weiß, wie das ist. Aber irgendjemand muss es tun, und ich habe das Gefühl, das bin ich.«
    Eine Weile schwiegen beide. Roger öffnete die Augen und beobachtete
das Wasser. Algen überwucherten die Felsen und trieben in der Strömung wie die Locken einer Meerjungfrau. Fraser holte mit einer kleinen Bewegung seine Rute ein.
    »Glauben die Presbyterianer denn an die Sakramente?«
    »Ja«, sagte Roger überrascht. »Natürlich tun wir das. Hast du denn noch nie -« Nun, nein. Wahrscheinlich hatte Fraser noch nie mit einem Nichtkatholiken über solche Dinge gesprochen. »Das tun wir«, wiederholte er. Er tauchte sanft die Hand ins Wasser und wischte sich damit über die Stirn, so dass es kühl über sein Gesicht, seinen Hals und dann in sein Hemd rann.
    »Es ist die Weihe, die ich meine, verstehst du?« Die eingetauchte Fliege trieb durch das Wasser, ein winziger roter Fleck. »Muss du nicht ordiniert werden?«
    »Oh, ich verstehe. Aye, das müsste ich wohl. Es gibt ein Presbyterianerseminar in Mecklenburg County. Ich werde dort hinreiten und mich erkundigen. Obwohl ich nicht glaube, dass es lange dauern wird; Griechisch und Latein kann ich ja schon, was auch immer das hier wert ist -« Er lächelte unwillkürlich. »Aber ich habe einen Abschluss der Universität von Oxford. Glaube es oder nicht, aber ich habe einmal als gebildeter Mann gegolten.«
    Jamies Mundwinkel zuckte, als er den Arm zurückschwang und das Handgelenk vorschnellen ließ. Die Schnur segelte träge in einer Kurve über das Wasser, und die Fliege landete. Roger blinzelte; tatsächlich – die Oberfläche des Wassers begann sich zitternd zu kräuseln, und winzige Wellen breiteten sich kreisförmig von den aufsteigenden Larven der Eintagsfliegen und Seejungfern aus.
    »Hast du schon mit deiner Frau darüber gesprochen?«
    »Nein«, sagte er und starrte über den Teich hinweg.
    »Warum nicht?« Die Frage hatte nichts Vorwurfsvolles an sich; eher Neugier. Warum hätte er sich schließlich entscheiden sollen, zuerst mit seinem Schwiegervater zu sprechen, nicht mit seiner Frau?
    Weil du weißt, was es bedeutet, ein Mann zu sein , dachte er, und sie weiß es nicht . Doch was er sagte, war eine andere Version der Wahrheit.
    »Ich möchte nicht, dass sie mich für einen Feigling hält.«
    Jamie stieß ein leises »Hmpf« aus, beinahe überrascht, doch er antwortete nicht sofort, sondern konzentrierte sich darauf, seine Angelschnur einzuholen. Er nahm die durchnässte Fliege vom Haken, dann betrachtete er zögernd die Sammlung an seinem Hut und wählte schließlich ein zartes grünes Exemplar mit einem geschwungenen Hauch einer schwarzen Feder.
    »Glaubst du denn, das würde sie?« Ohne eine Antwort abzuwarten, stand Fraser auf und schwang die Angelschnur hin und her, bis die Fliege gemächlich wie ein Blatt in der Mitte des Teiches landete.
    Roger sah zu, wie er sie wieder einholte, sie spielerisch über das Wasser tanzen ließ. Der Reverend war Angler gewesen. Ganz plötzlich sah er den
Ness und seine glitzernden Wellen vor sich, die klar und braun über

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