Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
los?«
    Sie richtete sich zu voller Größe auf und erwiderte seinen Blick.
    »Was ich gesagt habe. Wenn du so viel Zeit bei Amy McCallum verbringst, dass alle Welt darüber redet, dass du eine Affäre mit ihr hast -«
    »Das ich was ?« Seine Stimme überschlug sich entrüstet, doch der ausweichende Ausdruck seiner Augen verriet ihn.
    »Dann hast du es also auch gehört – nicht wahr?« Sie empfand keinen Triumph dabei, ihn ertappt zu haben, sondern eher lähmende Wut.
    »Du kannst doch unmöglich glauben, dass das wahr ist, Brianna«, sagte er, und seine Stimme schwankte unsicher zwischen vorwurfsvoller Wut und Flehen.
    »Ich weiß, dass es nicht wahr ist«, sagte sie, und es versetzte sie in Rage zu hören, dass ihre Stimme genauso zitterte und stockte wie die seine. »Darum geht es nicht, Roger!«
    »Darum geht es nicht«, echote er. Seine Stirn war gerunzelt, sein Blick scharf und dunkel.
    »Worum es geht«, sagte sie und schnappte nach Luft, »ist, dass du ständig fort bist. Malva Christie, Amy McCallum, Marsali, Lizzie – du hilfst ja sogar Ute McGillivray, zum Kuckuck.«
    »Wer soll es denn sonst tun?«, fragte er scharf. »Dein Vater oder dein Vetter würden es ja vielleicht tun, aye – aber die müssen ständig zu den Indianern.
Ich bin hier. Und ich bin nicht ständig fort«, fügte er noch hinzu. »Ich bin jede Nacht zu Hause, oder nicht?«
    Sie schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten, so dass sie spürte, wie sich ihre Nägel in die Handflächen gruben.
    »Du hilfst jeder Frau außer mir«, sagte sie und öffnete die Augen. »Wie kommt das?«
    Er warf ihr einen langen, festen Blick zu, und sie fragte sich eine Sekunde lang, ob es wohl so etwas wie schwarze Smaragde gab.
    »Vielleicht hatte ich ja nicht das Gefühl, dass du mich brauchst«, sagte er, und machte auf dem Absatz kehrt und ging.

51
    Berufen
    Das Wasser lag still wie geschmolzenes Silber, nur die Schatten der Abendwolken bewegten sich darauf. Doch die Larven waren kurz vor dem Aufsteigen; man konnte es spüren. Oder womöglich, dachte Roger, war das, was er spürte, ja die Erwartung seines Schwiegervaters, der wie ein Leopard am Ufer des Forellenteichs hockte und Angelrute und Fliege bereithielt für das erste Anzeichen einer Bewegung.
    »Wie der Teich von Bethesda«, sagte er belustigt.
    »Oh, aye?«, antwortete Jamie mit sturem blick nach vorn, denn seine gesamte Aufmerksamkeit galt dem Wasser.
    »Dort ist dann und wann ein Engel ins Wasser gestiegen und hat es in Wallung gebracht. Also saß alles da und wartete, um sich bei der ersten Bewegung des Wassers hineinzustürzen.«
    Jamie lächelte, wandte aber immer noch nicht den Kopf. Angeln war eine ernste Angelegenheit.
    Das war gut; es war ihm lieber, wenn Jamie ihn nicht ansah. Aber er würde sich beeilen müssen, wenn er etwas loswerden wollte; Fraser ließ bereits die Schnur durch seine Finger gleiten, um sich mit ein paar Würfen aufzuwärmen.
    »Ich glaube -« Er unterbrach sich, um sich zu verbessern. »Nein, ich glaube es nicht. Ich weiß es. Ich möchte -« Zu seinem Ärger ging ihm mit einem Keuchlaut die Luft aus; das Letzte, was er wollte, war so zu klingen, als hegte er Zweifel in Bezug auf das, was er sagte. Er holte tief Luft, und die nächsten Worte kamen wie aus der Pistole geschossen. »Ich habe vor, Pfarrer zu werden.«
    Nun denn. Er hatte es laut ausgesprochen. Er blickte unwillkürlich auf,
aber der Himmel war tatsächlich nicht eingestürzt. Er war dunstig und mit Federwolken überzogen, durch die jedoch ein stilles Blau hindurchschimmerte, und der frühe Mond hing wie ein Geist dicht über dem Bergrücken.
    Jamie sah ihn nachdenklich an, schien aber nicht schockiert oder verblüfft zu sein. Das war immerhin ein kleiner Trost.
    »Pfarrer. Ein Prediger, meinst du?«
    »Nun … aye. Das auch.«
    Dieses Eingeständnis brachte ihn aus der Ruhe. Er würde wohl predigen müssen , obwohl ihm schon der bloße Gedanke daran Angst machte.
    »Das auch ?«, wiederholte Fraser mit einem Seitenblick.
    »Aye. Ich meine – ein Pfarrer predigt natürlich.« Natürlich. Worüber? Wie? »Aber das ist nicht – ich meine, das ist nicht die Hauptsache. Nicht der Grund, warum ich – ich es tun muss.« Er machte ihn nervös, dieser Versuch, etwas eindeutig zu erklären, das er sich nicht einmal selbst richtig erklären konnte.
    Er seufzte und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
    »Aye, es ist so. Du erinnerst dich doch an das Begräbnis der alten Mrs. Wilson. Und an

Weitere Kostenlose Bücher