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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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beobachtete. Der Feuerschein leuchtete in ihren Gesichtern, spiegelte sich in ihren Zähnen, fing sich im feuchten Glanz ihrer Augen und dem weichen, dunklen Inneren ihrer Münder, wenn sie lachten. Das Feuer glänzte heller in ihren Gesichtern, als es je im Kristall und Silber von Rose Hall gestrahlt hatte.
    »Also, Mann«, sagte Emily und senkte sittsam die Augenlider. »Erzähl uns von dieser Frau mit den grünen Augen.«
    Er trank nachdenklich einen Schluck Bier, dann noch einen.
    »Oh«, sagte er. »Sie war eine Hexe und eine sehr durchtriebene Frau – aber sie hat gutes Bier gebraut.«
    Emily riss die Augen weit auf, und alle lachten. Er schaute ihr in die Augen und sah es deutlich – das Bild des Feuers hinter ihm, das ihn willkommen hieß, winzig und perfekt.
    »Aber nicht so gut wie deins«, sagte er. Er hob salutierend den Eimer und trank in tiefen Zügen.

70
    Emily
    Am Morgen erwachte Brianna mit steifen Gelenken und schmerzenden Gliedern, doch mit einem klaren Gedanken im Kopf. Okay. Ich weiß, wer ich bin. Sie hatte keine klare Vorstellung, wo sie war, aber das spielte keine Rolle. Sie blieb noch einen Moment still liegen und empfand ein merkwürdiges Gefühl des Friedens, obwohl sie pinkeln musste.
    Wie lange war es her, fragte sie sich, dass sie zuletzt allein und in Frieden aufgewacht war und ihre Gedanken ihre einzige Gesellschaft gewesen waren? Eigentlich nicht mehr, dachte sie, seit sie die Steine durchschritten hatte, um sich auf die Suche nach ihrer Familie zu machen. Und sie gefunden hatte.
    »Und zwar in Massen«, murmelte sie und räkelte sich vorsichtig. Sie stöhnte, rappelte sich hoch und schlurfte ins Gebüsch, um zu pinkeln und ihre eigenen Kleider wieder anzuziehen, bevor sie an den geschwärzten Ring ihrer Feuerstelle zurückkehrte.
    Sie entflocht ihr zerzaustes Haar und begann benommen, es mit den Fingern auszukämmen. Von Ian oder dem Hund war nichts zu sehen, doch das machte ihr keine Sorgen. Der Wald ringsum war vom Lärm der Vögel erfüllt, keine Alarmrufe, sondern nur alltägliches Flattern und Füttern, ein fröhliches Geplapper, dessen Tonfall sich auch nicht änderte, als sie sich erhob. Die Vögel beobachteten sie seit Stunden; sie machten sich ebenso wenig Sorgen.
    Das Aufwachen fiel ihr immer schwer, doch der schlichte Genuss, nicht von den beharrlichen Forderungen ihrer Frühaufsteher aus dem Schlaf gerissen zu werden, ließen ihr die Morgenluft besonders süß erscheinen, trotz des bitteren Aschegeruchs, der vom erloschenen Feuer aufstieg.
    Weitgehend wach, wischte sie sich als Morgentoilette mit einer Hand voll taunasser Pappelblätter über das Gesicht, dann hockte sie sich ans Feuer und machte sich daran, es neu zu entzünden. Sie hatten zwar keinen Kaffee, für den sie kochendes Wasser gebraucht hätten, aber Ian war bestimmt auf der Jagd. Mit etwas Glück würde es etwas zu kochen geben; bis auf einen Brotkanten hatten sie alles aufgegessen, was in dem Rucksack gewesen war.
    »Zum Kuckuck damit«, murmelte sie, als sie Feuerstein und Stahl zum dutzendsten Mal aneinander schlug und zusah, wie die verstreuten Funken erloschen, ohne Fuß zu fassen. Hätte Ian ihr doch nur gesagt, dass sie campen würden, dann hätte sie ihren Feueranzünder mitgebracht oder ein paar Streichhölzer – obwohl sie sich andererseits nicht sicher war, dass das ungefährlich war. Sie konnten leicht in ihrer Tasche in Flammen aufgehen.

    »Wie haben die Griechen das nur gemacht?«, sagte sie laut und warf einen finsteren Blick auf das kleine, verkohlte Tuch, auf dem sie versuchte, einen Funken zum Zünden zu bringen. »Irgendeine Methode mussten sie doch haben.«
    »Was haben die Griechen gemacht?«
    Ian und Rollo waren zurück und hatten ein halbes Dutzend Süßkartoffeln beziehungsweise einen undefinierbaren blaugrauen Wasservogel mitgebracht. Rollo weigerte sich, ihn ihr vorzuführen, und schleppte seine Beute, deren lange, gelbe Beine schlaff über den Boden schleiften, unter einen Busch, um sie dort ungestört zu verspeisen.
    »Was hatten die Griechen?«, wiederholte Ian und wendete seine Tasche nach außen. Sie war voller Esskastanien, deren rotbraune Schalen noch von den Stachelhüllen glänzten.
    »Eine Substanz namens Phosphor. Hast du schon einmal davon gehört?«
    Ian zog ein verständnisloses Gesicht und schüttelte den Kopf.
    »Nein. Was ist das?«
    »Eine Substanz eben«, sagte sie, weil ihr auf Anhieb kein besseres Wort einfiel. »Lord John hat mir etwas davon geschickt,

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