Ein Hauch von Schnee und Asche
jene Zeiten des lichterfüllten Taumels gewesen sein, die ihn auf sie gebracht hatte.
Er dachte nur selten an die Herrin – so hatten die Sklaven und die anderen Jungen sie genannt; sie brauchte keinen anderen Namen als diesen, denn niemand konnte sich eine zweite Frau wie sie vorstellen. Er schätzte seine Erinnerungen an sie nicht besonders, aber Onkel Jamie hatte ihm gesagt, er solle sich nicht vor ihnen verstecken, und er gehorchte und stellte fest, dass es ein guter Rat war.
Er starrte gebannt auf das Feuer und lauschte Snakes Vortrag der Geschichte von Goose und wie er den Teufel mit List dazu gebracht hatte, den Menschen den Tabak zu bringen und Old Man das Leben zu retten. Ob sie es wohl war, die er im Feuer sah?
Er glaubte es nicht. Wenn er die Frau im Feuer sah, erfüllte ihn ein Gefühl der Wärme, das von seinem erhitzten Gesicht durch seine Brust lief und seinen Bauch mit Glut durchzog. Die Frau im Feuer hatte kein Gesicht; er sah ihre Gliedmaßen, ihren geschwungenen Rücken, ihr langes, glattes Haar, ihm zugewandt, um in der nächsten Sekunde zu verschwinden; er hörte sie lachen, sanft und hauchend, weit fort – und es war nicht Mrs. Abernathys Lachen.
Dennoch hatten Turtles Worte sie ihm ins Bewusstsein gerufen, und er konnte sie dort sehen. Er seufzte und fragte sich, was er wohl erzählen konnte, wenn die Reihe an ihn kam. Vielleicht würde er von Mrs. Abernathys Zwillingssklaven erzählen, den schwarzen Riesen, die ihr jeden Wunsch erfüllten; er hatte einmal gesehen, wie sie gemeinsam ein Krokodil erlegten und es vom Fluss hinauftrugen, um es ihr zu Füßen zu legen.
Es machte ihm kaum etwas aus. Nachdem er zum ersten Mal im Rausch von ihr erzählt hatte, hatte er festgestellt, dass die Erzählung auch seine Erinnerung veränderte – als sei sie eine Geschichte, interessant, aber nicht real. Vielleicht hatte es sie ja gegeben, genau wie Goose vielleicht tatsächlich den Tabak zu Old Man gebracht hatte – doch es kam ihm nicht mehr so vor, als habe es sie auch für ihn gegeben.
Und schließlich hatte er keine Narben wie Walking Elk , die sowohl seine Zuhörer als ihn selbst daran erinnerten, dass er die Wahrheit sagte.
In Wahrheit langweilten ihn allerdings das Trinken und die Geschichten allmählich. In Wahrheit sehnte er sich danach, unter die Felle und in das kühle Dunkel seines Bettpodestes zu flüchten, seine Kleider abzulegen und sich heiß und nackt um seine Frau zu schlingen. Sie trug zwar den Namen Works with her Hands , doch in der Abgeschiedenheit ihres Bettes nannte er sie Emily.
Ihre Zeit wurde langsam knapp; noch zwei Monde, und Emily würde ihn verlassen, um in das Haus der Frauen zu ziehen, wo er sie nicht sehen würde. Dann noch ein Mond, bis das Kind kam, und danach noch einer zur
Reinigung… der Gedanke, zwei Monate lang kalt und allein zu sein, ohne dass sie nachts neben ihm lag, reichte aus, um ihn nach dem Bier greifen zu lassen, als es an ihm vorbeikam, und einen tiefen Schluck zu trinken.
Nur, dass der Eimer leer war. Seine Freunde kicherten, als er ihn umgekehrt über seinen offenen Mund hielt und ein einzelner, bernsteinfarbener Tropfen ihn überraschend an der Nase traf.
Eine kleine Hand langte über seine Schulter und nahm ihm den leeren Eimer ab, während ihr Gegenstück ihm über die andere Schulter einen vollen reichte.
Er nahm den Eimer entgegen, drehte sich um und lächelte zu ihr auf. Works with her Hands – Die-mit-den-Händen-arbeitet – lächelte selbstzufrieden zurück; es bereitete ihr großes Vergnügen, seine Bedürfnisse voraus zu ahnen. Sie kniete sich hinter ihn, drückte ihren runden, warmen Bauch an seinen Rücken und wehrte Turtles Hand ab, als dieser nach dem Bier griff.
»Nein, mein Mann soll es haben! Er erzählt viel besser, wenn er betrunken ist.«
Turtle kniff ein Auge zu und fixierte sie mit dem anderen. Er schwankte leicht.
»Erzählt er besser, wenn er betrunken ist?«, fragte er. »Oder glauben wir nur, dass es besser ist, weil wir betrunken sind?«
Works with her Hands ignorierte diese tiefsinnige Frage und schaffte Platz für sich am Feuer, indem sie ihren festen Hintern wie einen Rammbock hin und her bewegte. Sie ließ sich gemütlich neben Ian nieder und verschränkte die Arme über ihrem Kugelbauch.
Mit ihr waren einige andere junge Frauen hereinspaziert, die neues Bier brachten. Sie drängten sich murmelnd, schubsend und lachend zwischen die jungen Männer. Er hatte Unrecht gehabt, dachte Ian, als er sie
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