Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
war.
    »Ich hatte letzte Nacht schreckliche Rückenschmerzen, so dass ich nicht schlafen konnte, und die Jungen haben mich abwechselnd massiert. Aber es hat nicht viel geholfen, und als ich heute Morgen aufgestanden bin, um zum Abort zu gehen, kam das ganze Wasser zwischen meinen Beinen hervorgeschossen – genau, wie Ihr gesagt habt, dass es kommen würde, Ma’am!«, sagte sie zu Claire. »Also habe ich zu Jo und Kezzie gesagt, sie müssten Euch schnell holen, aber ich wusste nicht, was ich als Nächstes tun sollte. Also habe ich mich hingesetzt, um Teig für Fladenbrot zum Frühstück zu machen -«, sie wies zum Tisch, wo eine Schüssel Mehl, ein Krug Milch und zwei Eier standen, »- und plötzlich hatte ich diesen schrecklichen Drang zu – zu -« Sie wurde rot, eine hübsche, kräftige Pfingstrosenfarbe.

    »Nun ja, ich habe es nicht einmal bis zum Nachttopf geschafft. Ich habe mich einfach hier vor den Tisch gehockt und – und – pop! Da lag er unter mir auf dem Boden!«
    Claire hatte den Neuankömmling aufgehoben und gurrte ihm beruhigend zu, während sie geschickt untersuchte, was auch immer man bei Neugeborenen untersuchte. Lizzie hatte vorsorglich eine Decke angefertigt, die sie liebevoll aus Lammwolle gestrickt und mit Indigo gefärbt hatte. Claire warf einen Blick auf die jungfräuliche Decke, dann zog sie ein Stück fleckigen, weichen Flanellstoff aus ihrer Tasche. Sie wickelte das Baby darin ein und reichte es Brianna.
    »Halt ihn kurz, während ich die Nabelschnur abbinde, ja, Schatz?«, sagte sie und zog Schere und Faden aus ihrer Tasche. »Dann kannst du ihn ein bisschen sauber machen – in der Tasche ist ein Fläschchen Öl -, und ich kümmere mich um Lizzie. Und ihr zwei -«, fügte sie mit einem strengen Blick auf die Beardsleys hinzu, »geht nach draußen.«
    Das eingewickelte Baby bewegte sich plötzlich, und Brianna schrak zusammen, weil sie plötzlich lebhaft an den Schubs winziger, fester Gliedmaßen von innen erinnert wurde; ein Tritt in die Leber, das Auf und Ab, wenn sich die feste Rundung von Kopf oder Po unter ihren Rippen vorwölbte.
    »Hallo, Kleiner«, sagte sie leise und drückte ihn an ihre Schulter. Er roch merkwürdig und kräftig nach der See, dachte sie, und seltsam frisch in der durchdringenden Schärfe der Häute vor der Hütte.
    »Ooh!« Lizzie quietschte verblüfft auf, als Claire ihr den Bauch knetete, und es folgte ein saftiges Glitschgeräusch. Auch daran erinnerte sich Brianna lebhaft; die Plazenta, dieser leberähnliche, schlüpfrige Nachkömmling der Geburt, die beinahe wohltuend über das arg mitgenommene Gewebe glitt und ein friedliches Gefühl der Vollendung hinterließ. Alles vorbei, und der vom Donner gerührte Verstand begann zu begreifen, dass er überlebt hatte.
    An der Tür schnappte jemand nach Luft, und als sie aufblickte, sah sie die Beardsleys mit großen Augen nebeneinander stehen.
    »Kusch!«, sagte sie entschlossen und winkte sie beiseite. Sie verschwanden auf der Stelle, und sie blieb mit der unterhaltsamen Aufgabe allein, die zappelnden Arme und Beine und das faltige Körperchen zu säubern und einzuölen. Er war ein kleines Baby, aber rund, mit einem runden Gesicht, sehr runden Augen für ein Neugeborenes – er hatte überhaupt nicht geweint, war aber eindeutig hellwach und aufmerksam – und einem runden Bäuchlein, aus dem der Stumpf der Nabelschnur ragte, dunkelrot und frisch.
    Der Ausdruck des Erstaunens in seinem Gesicht hatte nicht nachgelassen; er blickte mit großen Augen feierlich zu ihr auf wie ein Fisch, und sie konnte spüren, dass sich auch ihr eigenes Gesicht mit einem breiten Lächeln überzog.
    »Du bist so süß!«, sagte sie zu ihm. Er schmatzte nachdenklich mit den Lippen und legte die Stirn in Falten.

    »Er hat Hunger«, rief sie hinter sich. »Bist du bereit?«
    »Bereit?«, krächzte Lizzie. »Mutter Gottes, wie kann man denn für so etwas bereit sein?«, woraufhin Claire und Brianna hemmungslos lachten.
    Dennoch griff Lizzie nach dem kleinen, blau eingewickelten Bündel und legte es unsicher an ihre Brust. Es folgte hektisches Suchen und zunehmend forderndes Grunzen des Babys, doch schließlich war die richtige Verbindung hergestellt, was Lizzie überrascht aufkreischen ließ, und jedermann atmete erleichtert auf.
    An diesem Punkt wurde Brianna bewusst, dass draußen schon seit einiger Zeit eine Unterhaltung im Gange war – murmelnde Männerstimmen, die bewusst leise ihre Spekulationen und ihre Verwunderung miteinander

Weitere Kostenlose Bücher