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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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teilten.
    »Ich denke, du kannst sie jetzt hereinlassen. Dann stell bitte das Blech aufs Herdfeuer.« Claire strahlte Mutter und Kind liebevoll an, während sie den vernachlässigten Teig verrührte.
    Brianna steckte den Kopf zur Hüttentür hinaus und sah, dass sich Jo, Kezzie, ihr Vater, Roger und Jemmy in einiger Entfernung umeinander geschart hatten. Sie blickten alle auf, als sie Brianna sahen, und ihre Mienen reichten von verschämtem Stolz bis hin zu schlichter freudiger Erregung.
    »Mama! Ist das Baby da?« Jem kam zu ihr gerannt und versuchte, sich an ihr vorbei in die Hütte zu schieben, und sie packte ihn am Kragen.
    »Ja. Du kannst es dir ansehen, aber du musst leise sein. Es ist noch ganz neu, und du willst ihm doch keine Angst machen, oder?«
    »Ihm?«, fragte einer der Beardsleys aufgeregt. »Ist es ein Junge?«
    »Ich hab’s dir doch gesagt!«, sagte sein Bruder und stieß ihm in die Rippen. »Ich habe doch gesagt, ich habe einen kleinen Schwanz gesehen!«
    »Man sagt nicht Schwanz vor einer Dame«, unterrichtete ihn Jemmy streng und drehte sich stirnrunzelnd zu ihm um. »Und Mama sagt, seid leise!«
    »Oh«, sagte der Zwilling verlegen. »Oh, aye, natürlich.«
    Mit solch übertriebener Vorsicht, dass Brianna am liebsten gelacht hätte, betraten die Zwillinge auf Zehenspitzen die Hütte, gefolgt von Jem, dem Jamie die Hand fest auf die Schulter gelegt hatte, und Roger.
    »Geht es Lizzie gut?«, fragte dieser leise, als er kurz stehen blieb, um sie im Vorübergehen zu küssen.
    »Ich glaube, sie ist ein bisschen überwältigt, aber sonst geht es ihr gut.«
    Lizzie hatte sich in der Tat hingesetzt. Ihr weiches blondes Haar war jetzt gekämmt und hing ihr glänzend um die Schultern, und sie strahlte Jo und Kezzie, die grinsend wie die Affen an ihrem Bett knieten, glücklich an.
    »Möge der Segen der Heiligen Brigitta und Columba mit dir sein, junge Frau«, sagte Jamie formell auf Gälisch und verneigte sich vor ihr, »und möge die Liebe Christi dir in deiner Mutterschaft stets eine Stütze sein. Möge Milch aus deinen Brüsten entspringen wie Wasser aus den Felsen, und mögest
du geborgen sein in den Armen deines -«, er hüstelte und warf einen Blick auf die Beardsleys, »- Mannes.«
    »Wenn man nicht Schwanz sagen darf, warum darf man dann Brüste sagen?«, erkundigte sich Jemmy neugierig.
    »Man darf es gar nicht, es sei denn, es ist ein Gebet«, unterrichtete ihn sein Vater. »Großvater hat einen Segen über Lizzie gesprochen.«
    »Oh. Gibt es auch Gebete mit Schwänzen darin?«
    »Bestimmt«, sagte Roger, der Briannas Blick sorgfältig auswich, »aber man betet sie nicht laut. Wie wär’s, wenn du Oma beim Frühstückmachen hilfst?«
    Fett brutzelte auf dem Eisenblech, und der Duft des frischen Teigs zog durch die Hütte, als Claire jetzt begann, ihn löffelweise auf dem heißen Metall zu verteilen.
    Nachdem Jamie und Roger Lizzie ihre Glückwünsche ausgesprochen hatten, waren sie einen Schritt zurückgetreten, damit die kleine Familie einen Moment für sich selbst hatte – obwohl die Hütte so klein war, dass sie kaum alle hineinpassten.
    »Du siehst so schön aus«, flüsterte Jo – oder möglicherweise Kezzie – und berührte ehrfurchtsvoll ihr Haar mit dem Zeigefinger. »Du strahlst ja richtig, Lizzie.«
    »Hattest du große Schmerzen, Liebste?«, murmelte Kezzie – oder vielleicht Jo – und streichelte ihren Handrücken.
    »Nicht sehr«, sagte sie und streichelte Kezzies Hand, dann strich sie Jo mit der Handfläche über die Wange. »Schaut nur. Ist er nicht das Süßeste, was ihr je gesehen habt?« Das Baby hatte sich satt getrunken und war eingeschlafen; es ließ ihre Brustwarze mit einem hörbaren Plop! los und sank mit offenem Mund in den Arm seiner Mutter wie ein Mäuschen.
    Die Zwillinge stießen identische Laute der Ehrfurcht aus und blickten mit Rehaugen auf ihren – nun, was sollte man sonst sagen?, dachte Brianna – ihren Sohn.
    »Oh, die kleinen Fingerchen!«, hauchte Kezzie – oder Jo – und berührte die winzige rosa Faust mit dem schmutzigen Zeigefinger.
    »Ist er auch ganz?«, fragte Jo – oder Kezzie. »Hast du nachgesehen?«
    »Ja«, versicherte ihm Lizzie. »Hier – möchtest du ihn nehmen?« Ohne auf seine Bestätigung zu warten, legte sie ihm das Bündel in die Arme. Der Zwilling – welcher es auch immer war – sah zugleich begeistert und zu Tode erschrocken aus und blickte sich wild nach seinem Bruder um, um sich dessen Unterstützung zu

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