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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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    Brianna, die ihren Spaß an diesem Anblick hatte, spürte Roger dicht hinter sich.
    »Sind sie nicht süß?«, flüsterte sie und tastete nach seiner Hand.
    »Oh, aye«, sagte er mit einem Lächeln in der Stimme. »So süß, dass man gleich noch eins möchte, oder?«

    Es war eine unschuldige Bemerkung; sie konnte spüren, dass er sich nichts dabei gedacht hatte – doch er hörte das Echo genauso wie sie und ließ hustend ihre Hand los.
    »Hier – das ist für Lizzie.« Claire reichte Jem einen Teller mit duftenden Pfannküchlein, die mit Butter und Honig beträufelt waren. »Hat sonst noch jemand Hunger?«
    Im allgemeinen Ansturm, der auf diese Worte einsetzte, konnte Brianna ihre Gefühle verbergen, doch sie waren unverändert da – und schmerzhaft deutlich, wenn auch noch verworren.
    Ja, sie wünschte sich noch ein Kind. Danke schön, dachte sie aufgebracht an Rogers ahnungslosen Rücken gewandt. In der Sekunde, in der sie das neugeborene Kind in den Arm nahm, wünschte sie es sich mit einer körperlichen Sehnsucht, die stärker war als Hunger oder Durst. Und zu gern hätte sie ihm die Schuld dafür zugeschoben, dass es noch nicht geschehen war.
    Es war ein Akt schieren Gottvertrauens gewesen, den Sprung über den Schwindel erregenden Abgrund ihres Wissens zu wagen und die Dauco samen beiseite zu legen, deren Kügelchen ihr zerbrechlichen Schutz boten. Doch sie hatte es getan. Und … nichts. In letzter Zeit hatte sie oft beklommen an das gedacht, was Ian ihr über seine Frau erzählt hatte und über ihre verzweifelten Versuche zu empfangen. Natürlich hatte sie selbst keine Fehlgeburt gehabt, und dafür war sie zutiefst dankbar. Doch der Teil der Geschichte, in dem ihre Zärtlichkeiten zunehmend mechanischer und verzweifelter geworden waren – das begann wie ein Gespenst in der Ferne zu lauern. Es war zwar noch nicht so schlimm – doch immer öfter wand sie sich in Rogers Armen und dachte dabei: »Jetzt? Wird es diesmal klappen?« Doch nie geschah es.
    Die Zwillinge wurden jetzt selbstsicherer im Umgang mit ihrem Nachwuchs; sie hatten die dunkelhaarigen Köpfe zusammengesteckt, zeichneten die runden Gesichtszüge des schlafenden Babys nach und stellten sich ausgerechnet die idiotische Frage, wem es am ähnlichsten sah.
    Lizzie vertilgte zielstrebig ihren zweiten Teller Pfannküchlein, zu denen sich Grillwürstchen gesellten. Es duftete wunderbar, doch Brianna hatte keinen Hunger.
    Es war gut, dass sie Gewissheit hatten, sagte sie sich, während sie zusah, wie Roger jetzt das Baby nahm und sein dunkles, hageres Gesicht weicher wurde. Hätten noch Zweifel bestanden, dass Jemmy Rogers Kind war, hätte er sich dieselben Vorwürfe gemacht wie Ian, geglaubt, dass etwas mit ihm nicht stimmte. So jedoch…
    War mit ihr etwas geschehen?, fragte sie sich beklommen. Hatte Jemmys Geburt irgendetwas verletzt?
    Jetzt hatte Jamie das neugeborene Baby im Arm. Eine seiner großen Hände umfasste das runde Köpfchen, auf das er mit diesem Ausdruck sanfter Zuneigung hinunterblickte, der so charakteristisch für Männer ist – und
sie so liebenswert macht. Sie wünschte sich so sehr, diesen Ausdruck in Rogers Gesicht zu sehen, während er sein eigenes neu geborenes Kind wiegte.
    »Mr. Fraser.« Lizzie, die sich endlich satt gegessen hatte, stellte ihren leeren Teller beiseite und beugte sich vor, um ernst zu Jamie aufzublicken. »Mein Vater. Weiß – weiß er Bescheid?«
    Das schien Jamie kurz aus der Fassung zu bringen.
    »Ah«, sagte er und reichte das Baby vorsichtig wieder an Roger weiter, wohl um die Pause zu nutzen und sich die am wenigsten schmerzhafte Formulierung für die Wahrheit zu überlegen.
    »Aye, er weiß, dass das Baby unterwegs war«, sagte er vorsichtig. »Ich habe es ihm gesagt.«
    Und er war nicht gekommen. Lizzie presste die Lippen zusammen, und ein trauriger Schatten huschte über ihr leuchtendes Gesicht.
    »Sollten wir – sollte ich – einer von uns – nicht besser gehen und es ihm sagen, Sir?«, fragte einer der Zwillinge zögernd. »Dass das Kind da ist, meine ich, und… und dass es Lizzie gut geht.«
    Jamie überlegte. Er hatte sichtlich seine Zweifel, ob das eine gute Idee war oder nicht. Mr. Wemyss, der stets blass war und kränklich aussah, hatte seine Tochter, seine mutmaßlichen Schwiegersöhne oder sein theoretisches Enkelkind seit dem Wirrwarr um Lizzies Mehrfachhochzeit mit keinem Wort mehr erwähnt. Nun, da das Enkelkind jedoch zur Tatsache geworden war…
    »Was auch immer er

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