Ein Hauch von Schnee und Asche
und lächelte freundlich, um es den Christies leichter zu machen, die alle drei vibrierten wie Perlen auf einem fest gespannten Draht.
Ich selbst war nicht besonders verblüfft, diese Nachricht zu hören, auch wenn sie mich natürlich nicht gleichgültig ließ. Malva hatte immer schon beträchtliche Aufmerksamkeit der jungen Männer auf sich gezogen, und obwohl ihr Bruder und ihr Vater jedes offene Werben wachsam verhindert hatten, hätte man Malva in ein Verlies sperren müssen, um die jungen Männer ganz von ihr fern zu halten.
Wer war der erfolgreiche Freier gewesen?, fragte ich mich. Obadiah Henderson? Bobby vielleicht? Einer der McMurchie-Brüder? Bitte, Gott, hoffentlich nicht alle beide. Sie alle – und einige andere dazu – hatten aus ihrer Bewunderung keinen Hehl gemacht.
Tom Christie reagierte mit versteinertem Schweigen auf Jamies Versuch einer scherzhaften Bemerkung, während sich Allan krampfhaft bemühte zu lächeln. Er war beinahe genauso bleich wie seine Schwester.
Jamie hustete.
»Nun denn. Gibt es irgendetwas, womit ich Euch helfen könnte, Tom?«
»Sie sagt«, begann Christie schroff mit einem durchdringenden Blick auf seine Tochter, »dass sie den Namen des Mannes nur in Eurer Gegenwart nennen will.« Er richtete den Blick voll Abneigung auf Jamie.
»In meiner Gegenwart?« Jamie hustete erneut, denn es war ihm peinlich, was dies bedeuten musste – dass Malva davon ausging, dass ihre männlichen
Verwandten sie entweder körperlich züchtigen oder ihrem Geliebten Gewalt antun würden, wenn ihnen nicht die Anwesenheit des Landverpächters Zurückhaltung gebot. Ich persönlich hielt diese Angst für wohlbegründet und sah Tom Christie meinerseits scharf an. Hatte er schon – vergeblich – versucht, die Wahrheit aus ihr herauszuprügeln?
Ungeachtet der Gegenwart Jamies machte Malva keinerlei Anstalten, den Namen des Kindsvaters preiszugeben. Sie legte nur wieder und wieder ihre Schürze in Falten und hielt den Blick auf ihre Hände gerichtet.
Ich räusperte mich leise.
»Wie – äh – weit seid Ihr denn, meine Liebe?«
Sie antwortete nicht direkt, sondern presste zitternd beide Hände auf ihre Schürze, um sie zu glätten, so dass die Rundung ihrer Schwangerschaft plötzlich sichtbar wurde, glatt wie eine Melone und überraschend groß. Sechs Monate vielleicht; ich war verblüfft. Offenbar hatte sie es so lange wie möglich hinausgezögert, es ihrem Vater zu sagen – und es geschickt geheim gehalten.
Die Stille war mehr als unangenehm. Allan rutschte beklommen auf seinem Hocker hin und her und beugte sich vor, um seiner Schwester ein paar beruhigende Worte zuzumurmeln.
»Es wird alles gut, Mallie«, flüsterte er. »Aber du musst es sagen.«
Da holte sie tief Luft und hob den Kopf. Ihre Augen waren gerötet, aber nach wie vor sehr schön – und groß, weil sie so nervös war.
»Oh, Sir«, sagte sie, verstummte dann aber.
Inzwischen sah Jamie fast genauso beklommen aus wie die Christies, gab sich aber alle Mühe, weiterhin gütig zu wirken.
»Wollt Ihr es mir denn nicht sagen, Kleine?«, sagte er so sanft wie möglich. »Ich verspreche Euch, dass Euch nichts geschieht.«
Tom Christie stieß ein gereiztes Geräusch aus, wie ein Raubtier, das bei seiner Mahlzeit gestört wird, und Malva wurde leichenblass, wandte aber den Blick nicht von Jamie ab.
»Oh, Sir«, sagte sie, und ihre Stimme war leise, aber glockenklar, und Tadel hallte darin wider. »Oh, Sir, wie könnt Ihr das zu mir sagen, wo Ihr doch die Wahrheit genauso gut kennt wie ich?« Bevor irgendjemand darauf reagieren konnte, wandte sie sich ihrem Vater zu, hob ihre Hand und zeigte direkt auf Jamie.
»Er war es«, sagte sie.
Ich bin in meinem Leben noch nie so dankbar für irgendetwas gewesen wie für die Tatsache, dass ich meinen Blick auf Jamies Gesicht gerichtet hatte, als sie es sagte. Er hatte keine Vorwarnung, keine Gelegenheit, seine Gesichtszüge zu beherrschen – und er tat es auch nicht. Seine Miene zeigte weder Wut noch Angst, weder Verleugnung noch Überraschung; nichts außer dem offenen Mund und der Leere völliger Verständnislosigkeit.
»Was?«, sagte er und blinzelte. Dann kam die Realisation wie eine Flut über sein Gesicht.
»WAS?«, sagte er in einem Ton, der die kleine Schlampe flach auf ihren verlogenen kleinen Hintern hätte werfen sollen.
Dann blinzelte sie und senkte den Blick, ein Bild geschmähter Tugend. Sie wandte sich ab, als könnte sie seinen Blick nicht ertragen, und streckte
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