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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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bestrich es dick mit Butter und gab es ihm, dann nahm ich mir selbst eins. Meine Geschmacksknospen zögerten, schwankten aber, kurz davor, mir den Gallbeerensirup zu verzeihen.
    »Was hast du denn gemacht?«, fragte ich, denn langsam wurde ich so wach, dass ich wieder funktionierte. Er machte einen müden, aber zuversichtlicheren Eindruck als vorhin, als er aus dem Haus gegangen war.
    »Habe mich mit Roger Mac über Indianer und Protestanten unterhalten.« Er betrachtete stirnrunzelnd das halb gegessene Stück Brot in seiner Hand. »Stimmt etwas nicht mit dem Brot, Sassenach? Es schmeckt merkwürdig.«
    Ich machte eine entschuldigende Handbewegung.
    »Tut mir Leid, das liegt an mir. Ich habe mich ein paar Mal gewaschen, aber ich habe es offensichtlich nicht ganz wegbekommen. Vielleicht solltest du die Brote lieber schmieren.« Ich schob das Brot mit dem Ellbogen zu ihm hinüber und wies auf den Buttertopf.
    »Hast was nicht wegbekommen?«
    »Nun, wir haben es immer wieder mit dem Sirup versucht, aber es hat nichts genützt; Lizzie konnte ihn einfach nicht bei sich behalten, die Arme. Aber dann ist mir eingefallen, dass man Chinin auch durch die Haut aufnehmen kann. Also habe ich den Sirup mit Gänseschmalz vermischt und sie damit eingerieben. O ja, danke.« Ich beugte mich vor und biss vorsichtig in das mit Butter bestrichene Stück Brot, das er mir hinhielt. Meine Geschmacksknospen ergaben sich dankbar, und mir wurde klar, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte.
    »Und das hat gewirkt?« Er sah zur Decke auf. Mr. Wemyss und Lizzie teilten sich das kleinere Zimmer im ersten Stock, doch oben war alles still.
    »Ich glaube schon«, sagte ich und schluckte. »Irgendwann ist das Fieber gesunken, und jetzt schläft sie. Wir machen damit weiter; wenn das Fieber in zwei Tagen nicht wiederkehrt, wissen wir, dass es funktioniert.«
    »Das ist ja gut.«
    »Nun ja, und dann waren da noch Bobby und seine Hakenwürmer. Zum Glück habe ich Ipecacuanha und Terpentin.«
    »Zum Glück für die Würmer oder für Bobby?«
    »Eigentlich für keinen von beiden«, sagte ich und gähnte. »Aber ich gehe davon aus, dass es klappt.«
    Er lächelte schwach und entkorkte eine Flasche Bier, die er sich automatisch unter die Nase hielt. Er befand es für gut und schenkte mir etwas ein.
    »Aye, nun ja, es ist tröstlich zu wissen, dass ich die Dinge in deinen kundigen
Händen zurücklasse, Sassenach. Übel riechend«, fügte er hinzu und rümpfte seine lange Nase in meine Richtung, »aber kundig.«
    »Vielen Dank.« Das Bier war außergewöhnlich gut; Mrs. Bug musste es gebraut haben. Wir nippten eine Weile kameradschaftlich vor uns hin, beide zu müde, um aufzustehen und den Eintopf aufzutischen. Ich beobachtete ihn durch meine Wimpern; das tat ich jedes Mal, wenn er im Begriff war, eine Reise anzutreten, um mir bis zu seiner Rückkehr einen Vorrat kleiner Erinnerungen an ihn anzulegen.
    Er sah müde aus, und die kleinen Zwillingsfalten zwischen seinen dichten Augenbrauen verrieten seine leise Sorge. Doch der Kerzenschein glühte auf den kräftigen Knochen seines Gesichts und warf seinen Schatten klar und deutlich hinter ihm an die verputzte Wand, kraftvoll und kühn. Ich sah, wie der Schatten sein Geisterbierglas hob, und das Licht ließ das Schattenglas bernsteinfarben leuchten.
    »Sassenach«, sagte er plötzlich und stellte das Glas hin, »wie oft, würdest du sagen, bin ich schon dem Tod nahe gewesen?«
    Ich starrte ihn eine Sekunde an, doch dann zuckte ich mit den Achseln und begann zu überlegen, indem ich meine widerstrebenden Synapsen zur Mitarbeit zwang.
    »Nun … ich weiß ja nicht, was für schreckliche Dinge dir zugestoßen sind, bevor ich dir begegnet bin, aber… nun ja, in der Abtei warst du furchtbar krank.« Ich sah ihn verstohlen an, doch der Gedanke an das Gefängnis von Wentworth und das, was man ihm dort angetan hatte und damit seine Krankheit verursacht hatte, schienen ihn nicht aus der Fassung zu bringen.
    »Hmm. Und in der Zeit nach Culloden – du sagst, du hattest schreckliches Fieber von deinen Verletzungen und hast geglaubt, du könntest sterben, aber Jenny hat dich gezwungen – ich meine, hat dich gesund gepflegt.«
    »Und dann hat Laoghaire mich angeschossen«, sagte er ironisch. »Und du hast mich gezwungen, gesund zu werden. Genau wie vor zwei Jahren, als mich die Schlange gebissen hat.« Er überlegte kurz.
    »Als kleiner Junge hatte ich die Pocken, aber ich glaube nicht, dass ich in Lebensgefahr

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