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Ein Hauch von Seele

Ein Hauch von Seele

Titel: Ein Hauch von Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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meinte, wäre Taznak erlöst und könnte wieder als normaler Höllenfürst Angst und Schrecken verbreiten, statt Wege zu suchen, Rosen in die Civitas Diaboli zu bringen, ohne dass diese sofort verwelkten.
    „Was willste denn dann von mir?“
    „Ich hatte heute ein Gespräch mit Madame de Lorville.“
    „Uha.“ Groshphank rieb sich mit einer dreifingrigen Klaue über seine Schuppenhaut. Allem Anschein nach hatte er bereits die eine oder andere schmerzhafte Begegnung mit dieser Dame.
    „Sie sagte, dass Alvahars Sohn einen Fluch von seiner Succubus-Mutter geerbt hat. Was weißt du darüber?“
    „Nichts!“ Der Dämon quiekte das Wort regelrecht, und schrie sofort danach auf – der Pakt sorgte dafür, dass jede Lüge mit Schmerz bestraft wurde.
    „Jeremy, bitte nicht …!“ Groshphank winselte erbärmlich. „Wenn ich das sage, erfährt Vivienne davon. Die grässliche Vettel würde mich braten und filetieren, bei lebendigem Leibe, und anschließend an ihre Hunde verfüttern!“
    „Du bist ein Dämon!“, herrschte Jeremy ihn streng an.
    „Na, sie doch auch, du Flachhirn, Vampire sind Dämonen!“
    „Du müsstest in der Hierarchie höher stehen, da Madame Vivienne menschgeboren ist.“
    „Du Schwachkopf von Menschling hast ja keine Ahnung!“, kreischte Groshphank empört. Es folgten einige deftige Flüche, bei denen die Kerzen zu flackern begannen.
    Nicht zum ersten Mal dachte Jeremy darüber nach, beim Pakt ein Verbot von Beleidigungen einzufügen, aber möglicherweise würde der Dämon eher für die zwölf Stunden, der maximalen Obergrenze der Beschwörungsdauer, im Bannkreis festsitzen, als darauf verzichten zu wollen.
    „Gut, gut. Sie ist dir also über“, beschwichtigte er rasch. „Was kannst du mir denn über Zedrik erzählen? Warum handelt er so selbstzerstörerisch?“
    „Hast du dein Herz an das Herzchen verloren?“ Höhnisch grinsend zeigte der Dämon mehr nadelspitze Zähne, als von Rechts wegen in seinen winzigen Mund passen dürften. „Denk doch mal nach, du Mikrobenhirn. Succubus als Mama bedeutet: Keine Seele. Fein. Mensch als Papa bedeutet: Ein Hauch von Seele. Na, bimmelt’s schon? Zedrik hat ein bisschen Seele. Gerade genug, um wie ein Hund zu leiden. Er will nicht unbedingt die große Liebe finden, er weiß eigentlich gar nicht, was er will, aber ja, er hat nicht allzu viel Spaß an diesem Leben.“
    „Ein bisschen Seele geht genauso wenig wie ein bisschen schwanger“, murmelte Jeremy verwirrt. Litten alle Halbsuccubi auf diese Weise? Es gab nur sehr wenige von ihnen, es ließ sich schwerlich sagen.
    „Na klar geht das! Seelen können wachsen, verkümmern, erblühen, verkrüppelt und zerstört werden, man kann sie rauben, übertragen, teilen, ein bisschen davon irgendwo verlieren, vergiften, verstecken … Uups.“ Hastig schlug Groshphank sich gegen das geschwätzige Dämonenmaul.
    Jeremy dachte irritiert über dessen Worte nach, fand nichts, was ihm spontan weiterhelfen würde, beschloss allerdings, sie nachher zu notieren. Falls er Zeit hatte. Wichtig war es vermutlich nicht.
    „Nun gut. Er leidet also. Was kann man dagegen tun?“
    „Er müsste einen wirklich hochrangigen Dämonenfürst finden, der ihm diesen Hauch abnimmt. Danach wäre er ganz und gar seelenlos und könnte alle Laster und Sünden dieser Welt genießen. Sein Dämonenblut schützt ihn davor, dass sich jede dahergelaufene Höllenkreatur daran laben könnte. Selbst Vivienne kann das nicht.“ Wieder rieb er über seine Schuppenhaut. Die Vampirkönigin schien ihm schwer zugesetzt zu haben.
    „Sagen wir mal, ein Fürst wie Taznak, könnte der Zedrik weiterhelfen?“
    Groshphank schauderte, nickte dann allerdings.
    „Könnte er. Er müsste bloß einen Grund haben, das auch zu wollen. Seelenraub ist anstrengend, das bisschen von Zedrik ist die Mühe echt nicht wert.“
    „Lassen wir das“, murmelte Jeremy. „Wir haben wieder einen Poltergeist im Bezirk. Hat sein Erscheinen etwas mit Taznak zu tun?“
    Groshphank zuckte die hässlichen Schultern. „Kann sein. Ich weiß nun wirklich nicht alles.“ Hibbelte er lediglich bei dieser Antwort oder unterdrückte er gerade eine Schmerzreaktion auf eine Lüge?
    Aus dem Nebenraum erscholl ein gequälter Schrei. Jeremy wollte instinktiv loshechten, doch der Dämon wedelte bereits nachlässig mit der Klaue.
    „Der hat nur ’n Albtraum, kein Grund, sich ins Hemd zu pissen. War ’s das?“
    „Ja, das reicht fürs Erste.“ Jeremy warf ihm einen Schokoladenriegel zu

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