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Ein Hauch von Seele

Ein Hauch von Seele

Titel: Ein Hauch von Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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versehenen Dachkammer einen luxuriös ausgestatteten Raum inklusive stilvollem Eichensarg, Blutkonserven in einem Kühlschrank mit Eisfach, schweren Rotwein aus Frankreich und Süßigkeiten aus aller Herren Länder – Vampire waren für ihre Naschsucht bekannt.
    „Er ist succubisch-menschlicher Abstammung, Harrison. Das Gästezimmer wird genügen.“
    „Das im ersten Stock, Sir?“
    „Selbstverständlich. So habe ich ein Ohr auf ihn.“
    Das Gästezimmer im ersten Stock war mit Jeremys Schlafraum verbunden.
    „Ich lege Ebereschenstaub bereit, Sir.“
    „Tun Sie das, Harrison.“ Nicht auszudenken, wenn Zedrik mitten in der Nacht erwachen sollte und im vollgedröhnten Zustand durch die Straßen irrte! Was die Nachbarn denken würden!
    „Oh, und die Beschwörungskerzen bitte, ich brauche sie gleich.“
    „Sehr wohl, Sir.“ Harrison verneigte sich, ohne mit den Augenbrauen zu zucken. Er war eben der vollkommene Butler.
    „So, ich denke, ich befreie dich jetzt mal aus der Brühe hier“, murmelte Jeremy, wusch ein letztes Mal mit dem weichen Lappen über Zedriks Gesicht und ließ das Wasser ab. Da sein Partner noch halb bei Bewusstsein war, ging es leichter als gedacht, ihn aus der Wanne herauszuholen und auf dem Boden in das Handtuch einzurollen. Obwohl Zedrik bloß drei Jahre jünger war als er selbst – achtundzwanzig, um genau zu sein – wirkte er erschreckend jung und hilflos, als er nackt unter ihm lag. Jeremy schluckte die Beklommenheit herunter und streichelte ihm kurz über die stoppeligen Wangen, bevor er sich wieder im Griff hatte. Er durfte nicht nachgeben. Das hier war ein Halbdämon, unfähig, irgendwelche guten Empfindungen zu hegen. Leidenschaft, Lust, Wut, Hass, Verzweiflung, Angst, vielleicht sogar Schuld – ja, das alles war möglich. Doch bereits Freundschaft war ausgeschlossen, und Liebe … Gar nicht erst dran denken. Zedrik blieb bei ihm, weil Jeremy ihm die Möglichkeit bot, legal gegen Dämonen zu kämpfen, und ihm auch noch Geld dafür bezahlte. Aus keinem anderen Grund. Es war manchmal schwer, sich daran zu erinnern, weil der charmante Bursche so geschickt darin war, freundliche Gefühle, Sorge und Mitgefühl zu heucheln.
    „Ich hab Scheiß gebaut, oder?“, wisperte Zedrik mit geschlossenen Augen.
    „Nicht mehr als sonst, keine Bange.“ Jeremy tätschelte ihm beruhigend den Arm, bevor er ihn auf die Beine zwang. „Du kommst jetzt in ein nettes, gemütliches Bett, mit einer großen Schüssel für Unpässlichkeiten in Reichweite. Ich schlafe direkt nebenan, falls etwas sein sollte.“ Gemeinsam torkelten sie durch die Tür in Richtung Treppe.
    „Sei a-aber nich’ so laut mit deiner … deiner Freundin.“ Zedriks Kopf fiel schwer gegen Jeremys Schulter. Es war unmöglich, in dieser Haltung festzustellen, ob sein Partner kicherte oder weinte.
    „Ich habe keine Freundin.“ Jeremy seufzte tief. „Ich wohne hier allein mit meinem Butler.“
    „Isser’n heißer Typ?“
    „Nur, wenn du auf Großväter stehst.“ Harrison war zwar erst Ende vierzig, so ins Detail würde Jeremy heute Abend allerdings nicht mehr gehen.
    Ohne weiteren Widerstand ließ Zedrik sich ins Bett packen und sah ihm zu, wie Jeremy einen Ebereschenbannkreis legte.
    „Muss das sein?“, murrte er leise.
    „Ich hab einen irren Dämonenfürsten, der da draußen wildert, einen Poltergeist, der eine Schule terrorisiert und ein Koboldnest, das verdammt sauer auf dich ist, Partner. Du kommst erst wieder hier raus, wenn dein Kopf klar ist und ich mich darauf verlassen kann, dass du weißt, was du tust.“
    „Scheiße Mann, dann bin ich tot!“ Stöhnend vergrub Zedrik das Gesicht im Kissen.
    „Vielleicht auch das.“ Jeremy unterdrückte das Grinsen und konzentrierte sich auf seine Aufgabe.
    „Zu Vollmond muss ich raus.“ Das war fast schon ein Befehl, keine Feststellung mehr. Seufzend nickte Jeremy, er kannte den Grund. Immerhin musste er in jeder Vollmondnacht allein die Stellung halten, was verdammt noch mal nicht leicht war.
    „Es sei denn, du willst mir deinen Hintern hinhalten …“
    „Schlaf gut, Zedrik.“ Jeremy sah ihn nicht an, als er das Licht ausmachte und die Tür schloss. Sein Partner sollte die Sehnsucht nach Sex wie auch die Trauer auf seinem Gesicht nicht bemerken, selbst wenn er sich daran morgen früh wohl kaum noch erinnern würde. Niemand wusste, dass David in dieser Nacht vor zwei Jahren sterben musste, weil Jeremy mit einem Vampir gevögelt hatte,statt ihm beizustehen.
     

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