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Ein Hauch von Seele

Ein Hauch von Seele

Titel: Ein Hauch von Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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lediglich einen bordeauxfarbenen Morgenmantel, denn er hatte bereits im Bett gelegen, bis ihn seine Ruhelosigkeit wieder auf die Füße trieb. David ging ihm nicht aus dem Kopf. Dieser schreckliche Jahrestag machte ihn fix und fertig. Er fühlte sich elend, schuldig und hätte am liebsten den ganzen Abend auf den Knien gelegen, um Gott und Dave gleichermaßen um Vergebung anzuflehen. Stattdessen schlug er sich mit Zedrik herum.
    Er hatte es mit Vernunft versucht, mit Regeln und mit Strafen. Zedrik widerstand allen Versuchen, aus ihm einen anständigen Bürger zu machen. Natürlich machte dieses aufrührerische Verhalten einen Teil seines Charmes aus und dann half lediglich das Mantra David, damit er diesem Kindskopf nicht juchzend um den Hals fiel.
    Jeremy merkte, dass er die goldbraune Flüssigkeit in seinem Glas viel zu heftig schwenkte. Rasch stellte er es auf einem Mahagonitischchen ab. Seufzend schaute er auf den sanft schwappenden Cognac. Kokain! Das war das erste Mal, dass er Zedrik mit Koks erwischt hatte. Was käme als nächstes? Heroin? Wann würde Zedrik seine dämonischen Regenerierungskräfte austricksen und elendig verrecken? Er verspürte keinerlei Verlangen, diesen Dickschädel irgendwann einmal an seinem eigenen Erbrochenen erstickt aufzufinden. Denn dann müsste er sich am Tod zweier Partner schuldig fühlen, und bereits einer war mehr, als er eigentlich verkraften konnte. Verstohlen wischte sich Jeremy eine Träne aus dem Augenwinkel.
    Verdammter,herzallerliebster Mistkerl! Ständig schwankte er zwischen Zedrik verprügeln und Zedrik küssen wollen. Jeremy raufte sich die Haare.
    Disziplin, ermahnte er sich. Disziplin. Ohne Contenance kommt es zu Katastrophen.
    Er sollte die Kurve kriegen und Zedrik am besten kündigen. Dieser vermaledeite Halbdämon sorgte ohnehin nur für Ärger. Allein wenn er daran dachte, wie verärgert Hruss gewesen war, dass Zedrik ihm sein Nest anzuzünden drohte, wenn er keine Sensoren setzen durfte. Mit Kobolden musste man sensibel umgehen. Leider war Zedrik in etwa so zartfühlend wie eine Brechstange.
    Jeremy griff sich den Cognac und trank ihn in einem Zug aus. Dann trat er an die Verbindungstür und lauschte. Es war nichts zu hören. Gut. Wer schläft, der sündigt nicht.
     
    ~*~
     
    „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ Zedrik stand vor seinem Schließfach am Bahnhof. Es handelte sich dabei um das Schließfach, das er seit Jahren mangels einer eigenen Wohnung für die Aufbewahrung seines Hab und Gutes benutzte. Und nebenbei auch als Sparstrumpf gebrauchte. Jetzt zeigte die Tür deutliche Spuren eines Aufbruchs und das Fach dahinter war leer. Nicht einmal eine Staubfluse befand sich darin. Schon gar kein Umschlag mit seinem Ersparten für die Vollmondnacht. Sein halbes Monatseinkommen war weg. Futsch! Verschwunden! Adiedah! Verzweifelt nahm Zedrik die Sonnenbrille ab, rieb sich die Augen und schaute noch einmal hin. Leer.
    Mit der Faust schlug er wütend gegen die Schließfächer.
    „Scheiße!“
    Wo sollte er auf die Schnelle ein halbes Monatseinkommen herzaubern? Eine Bank überfallen? Alte Omis abzocken? Jeremy anpumpen?
    „Scheiße!“ Erneut donnerte seine Faust gegen die Fächer und schlug Dellen hinein. Er brauchte die Kohle dringend. Das PurpleRaincoat war ein exklusiver Club. Teuer, doch Diskretion war eben teuer. Dieser Club konnte ihm morgen geben, was er dringend brauchte. Der einzige Club ohne jegliche Tabus und der Dämonen duldete …
    Krach! Seine Faust hämmerte abermals in die Fächer. Er war ein halber Succubus. Natürlich konnte er sich jemanden von der Straße kurzerhand gefügig machen und für seine Zwecke missbrauchen. Jeder Succubus würde das tun. Dummerweise war er allerdings auch ein halber Mensch. Und Menschen hatten normalerweise gewisse Wertvorstellungen. Verschleppung und Vergewaltigung gehörten nicht zu den üblichen standardmäßigen Moralgrundsätzen. Er hatte sich bewusst für die Welt der Menschen entschieden, also hielt er sich auch als Seelenloser an deren Werte.
    „Wenn ich das Schwein erwische, das mich beklaut hat, dann kann das was erleben. Die Sau mache ich fertig!“, schrie er erbost und rüttelte zur Abwechslung an den Schließfächern. Was sollte er jetzt tun?
    „Scheiße!“ Er begann nun mit beiden Händen auf die Stahlblechkonstruktion vor sich einzuschlagen, um sich abzureagieren.
    „Scheiße! Scheiße! Scheiße!“
    Zufrieden registrierte er, wie sich die Türen unter seinen wilden Hieben verzogen,

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