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Ein Hauch von Seele

Ein Hauch von Seele

Titel: Ein Hauch von Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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und sprach die Worte, die den Dämon zurück in dessen Sphäre brachten. Er löschte sorgfältig die Kerzen, hob den Bannkreis auf, der andernfalls von höherstehenden Dämonen als Pforte genutzt werden könnte, und eilte erst danach zur Tür, die ihn zu Zedrik bringen würde.
    Tief seufzend stählte er sich für alles, was ihn dort erwarten mochte.
     

Kapitel 6
     
    Hüpft die Maus aus dem Haus …
     
    Er war angekettet! Seine Fesseln gaben ihm so viel Raum, dass er sogar einige Schritte laufen konnte, dennoch umschlossen eiserne Manschetten seine Handgelenke. Und das musste schon seit langer, sehr langer Zeit so sein, denn sie waren nahezu in das gerötete Fleisch eingewachsen. Zedrik hockte auf einem Stapel Kissen und Decken, die ihm ein behagliches Lager boten und schaute sich mit wachsender Panik um. Fels, Fels und noch mehr Fels. Aus vereinzelten schmalen Spalten züngelten heiße Flammen empor, die die schwefelhaltige Luft erwärmten. Er war in der Civitas Diaboli!
    „Nein!“
    Hektisch ruckte er an den Ketten. Sie rasselten hämisch, gaben aber nicht nach, egal wie sehr er seinen hageren Körper bemühte.
    Hagerer Körper?
    Zedrik schaute an sich hinab und schüttelte verwirrt den Kopf. Irgendetwas war falsch. Ein seltsames Kratzen ließ ihn aufmerksam werden und den Blick heben. Der Schatten gewaltiger Flügel war auf der zerklüfteten Wand erschienen. Wie gebannt starrte Zedrik mit hämmernden Herzen auf die verzerrte Gestalt. Das Kratzen wurde lauter.
    Krallen, fuhr es ihm durch den Sinn. Das waren Krallen.
    Erneut ruckte er an seinen Fesseln. Das Eisen schnitt ihm in das narbige Fleisch und zeigte ihm deutlich seine Grenzen auf. Mit einem hilflosen Keuchen schloss er die Augen, wartete ergeben auf das, was kommen sollte.
    „Karl, geht es dir gut?“, fragte eine zischelnde Stimme. Irritiert blinzelte er, riss dann die Augen weit auf. Den Dämon kannte er doch. Höllenfürst, Dämonenlord, Seelenfresser – Taznak! Schon einmal hatte er ihm aufgelauert und in seinem Versteck den Dämon für einen tödlichen Schuss anvisiert. Er hätte seine Armbrust lediglich abfeuern müssen. Stattdessen hatte er Taznak ziehen lassen. Einfach aus dem Grund, dass er die Raubzüge dieses Dämons verstehen konnte. Denn er hungerte genauso wie dieses Scheusal nach einer menschlichen Seele.
    „Glaubst du, dass du mich heute lieben kannst?“, fragte Taznak und streckte seine Klaue nach ihm aus. Zedrik schrie, schrie, schrie …
     
     
    … und schreckte aus seinem Traum. In diesem Moment wurde eine Tür aufgerissen und Jeremy kam in das Zimmer und direkt an sein Bett gestürmt.
    „Alles okay, alles okay“, murmelte er mit beinahe beschwörender Stimme.
    „Taznak!“ Zedrik keuchte und wurde von seinem Partner mit purer Gewalt auf die Matratze gepresst, weil er panisch aus dem Bett springen wollte. Er hatte den Gestank der Civitas Diaboli in der Nase, hatte den rauen Fels unter seinen Füßen und die rasselnden Ketten an seinen Armen gefühlt. Verdammt! Er war DA gewesen. Als ob er mit diesem Fürsten der Unterwelt mehr als nur den Hunger nach einer Seele teilte. Ein Traum oder eine Vision …?
    „Nur ein Albtraum. Du hast gekokst,und der Himmel weiß, mit was für einem Zeug das Kokain gestreckt war. Eines kann ich dir allerdings sagen: Du bist auf einem höllischen Trip. Und das ist nichts im Vergleich zu dem, was du erleben wirst, wenn du wieder nüchtern bist. Ich habe dir da einiges zu erzählen.“
    „Du hast eine wunderbare Art,mich zu beruhigen“, fauchte Zedrik und gab es auf, gegen Jeremy ankämpfen zu wollen. „Ich habe Taznak gesehen, war sein Gefangener …“ Er stutzte, versuchte sich zu erinnern … und schaute genau in Jeremys verwunderte Augen. Er verlor den Faden ganz und fragte sich stattdessen, warum ihm nie der wundervolle Bronzeton aufgefallen war, der um die Pupillen der ansonsten blaugrünen Iriden lag.
    „Was … was ist?“, erkundigte sich Jeremy, durch sein plötzliches Schweigen sichtlich irritiert. Was wohl geschehen würde, wenn er seinen Partner zu sich ins Bett zöge? Natürlich nur, um dessen faszinierende Augenfarbe intensiver zu studieren.
    „Zedrik? Wird dir übel? Oder möchtest du noch einen Traubenzucker?“
    Traubenzucker? War er ein Pferd, dem man zur Belohnung ein Zuckerchen gab? Empörung machte sich in ihm breit.
    „Du solltest deinen Rausch ausschlafen und versuchen, dich zu erholen. Morgen Abend ist Vollmond, da musst du bei Kräften sein. Soviel ich weiß

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