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Ein Hauch von Seele

Ein Hauch von Seele

Titel: Ein Hauch von Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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tätschelte das Lenkrad, entschuldigte sich gedanklich bei seinem Auto für die schlechte Behandlung, verletzte siebenundzwanzig Straßengesetze und legte die rund fünfzehn Meilen bis zu seinem Stadthaus in rund fünf Minuten zurück.
    „Sie kommen …“ Zedrik starrte ihn voller Panik an, als Jeremy ihn aus dem Wagen zerrte.
    „Nein, Partner, wir sind allein. Bloß du und ich. Du bist gleich im Warmen, was fällt dir ein, ohne einen anständigen Mantel hier draußen rumzulaufen? Nicht einmal an einen Schal hast du gedacht! Nur weil du niemals krank werden kannst, musst du nicht gleich alle Regeln missachten.“
    Jeremy gab sein Bestes. Sein Vater hatte sich monatelang zugedröhnt, nachdem er gebissen worden war, Jeremy war Profi im talking-down von Drogentrips. Wer einen cracksüchtigen Werwolf mit epileptischen Anfällen betreuen konnte, wurde mit allem fertig, was das Leben bot!
    Er schulterte Zedrik mühsam bis ins Haus, befahl Harrison, seinem unerschütterlichen Butler, alles Notwendige zu richten und schaffte es überraschenderweise unfallfrei bis ins Badezimmer. Hier wickelte er Zedrik aus der Decke, schälte ihn aus den besudelten Klamotten und hörte dabei nicht einen Moment auf, mit ruhiger Stimme auf das angsterstarrte Geschöpf einzureden. Die Panik in dem fein geschnittenen Gesicht war so intensiv, dass es ihm das Herz abdrückte, genau wie die ruhelosen Bewegungen und das Zittern des schlanken Körpers; doch das zeigte er nicht nach außen.
    „So, Partner, gleich kommst du erst einmal in die Badewanne. Harrison lässt bereits Wasser ein. Schön lauwarm, obwohl du eine kalte Dusche verdient hättest. Aber wir wollen ja deinen Kreislauf nicht überlasten, dashast du selbst bereits zur Genüge getan. Deine Klamotten entsorge ich, auch wenn du etwas dagegen hast. Das kann ich niemandem zumuten, die zu reinigen! Du bekommst von mir Ersatz, versprochen. Oh, und deine Tasche habe ich hergebracht, ich hatte schon heute Morgen so meine Ahnung, dass du mal wieder obdachlos bist.“
    „Sir, das Bad ist bereit“, verkündete Harrison und half ihm dann, ohne mit der Wimper zu zucken, den um sich schlagenden jungen Mann langsam ins warme Wasser gleiten zu lassen. Nicht unbedingt nach dem Lehrbuch für Sofort- und Nothilfsmaßnahmen, zumal man Zedrik im Fall eines Atemstillstandes in dieser Lage nur schwer würde wiederbeleben können. Doch für übernatürliche Wesen galten andere Regeln, und Jeremy ekelte sich nun einmal vor kaltschweißig verklebter, nach Rauch, Alkohol und Erbrochenem stinkender Haut.
    Harrison legte einen Waschlappen, Shampoo und ein riesiges flauschiges Handtuch bereit und ging dann, um die Kleidung zu entsorgen.
    „Eine aussterbende Rasse, diese Butler“, sagte er zu Zedrik, der weinend Worte stammelte, die nichts mit der englischen Sprache zu tun haben konnten. Es schien ihn nicht zu entspannen, die Haare gewaschen zu bekommen, was Jeremy nicht aufhielt.
    „Zu wenig Nachwuchs, verstehst du? Wenn der letzte Butler begraben ist, dann ist die britische Monarchie endgültig Geschichte. Ein Adelshaus ohne solche Menschen, die immer dort sind, wo sie gebraucht werden und nur dann die Fassung verlieren, wenn die Times unpünktlich kommt, die Bügelfalte ruiniert oder vor ihren Augen Tee aus Beuteln aufgebrüht wird, das ist einfach undenkbar!“
    „Sie werden ngggg …“, murmelte Zedrik schwach. Seine Lider fielen zu, wofür Jeremy ihm dankbar war. An dämonische Kälte hatte er sich gewöhnt, doch diese allzu menschliche Angst in den hellgrünen Iriden war wirklich gruselig anzusehen.
    Das Zittern verlief sich allmählich, auch die ruhelosen, ruckartigen Bewegungen und das Zucken ließen nach.
    „Traubenzucker, Sir. Er schadet in solchen Fällen nie.“ Harrison war zurück und hielt ihm ein Traubenzuckerbonbon entgegen, das Jeremy mit ein wenig Überredung in Zedriks Mund beförderte.
    „Soll ich das Nachtlager für den jungen Herrn im Verlies oder der Dachkammer richten?“
    Jeremy unterdrückte ein Lächeln – Harrison kannte seinen Partner nicht und musste davon ausgehen, es entweder mit einem Werwolf oder einem frisch gewandelten Vampir zu tun zu haben, der entweder von seinem Rudel oder Clan verstoßen worden war. Einen sterblichen Menschen hätte Jeremy niemals in dieser Verfassung nach Hause gebracht. Da bereits morgen Vollmond war, müsste ein Werwolf in einer soliden Zelle mit Doppelstahlverkleidung verwahrt werden, ein Vampir hingegen fände in der mit Bannsiegeln

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