Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Seele

Ein Hauch von Seele

Titel: Ein Hauch von Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
Vom Netzwerk:
…“
    Zedrik nickte. Vollmond! Genau das war sein Problem. Nicht das Kokain schäumte durch seinen Leib, sondern dieser verflixte Vollmond. Deswegen kamen ihm auch diese absurden Gedanken. Der Kokainrausch war längst vorbei, der Glenfiddich lediglich ein schaler Nachgeschmack auf seiner Zunge. Er rülpste und das brachte Jeremy endlich dazu, ihn mit einem angewiderten Gesicht loszulassen.
    „Schlaf jetzt. Ich bin gleich nebenan.“
    Mit diesen Worten war Zedrik von einer Sekunde auf die andere allein. Er grub sich tiefer in das Kissen und schaute zu der Tür hinüber, hinter der sein Partner verschwunden war. Wie das wohl wäre, Mr. Perfect zu vögeln?
    „Oh Mann, Zed, du bist doch noch im Vollrausch“, nuschelte er und zog sich die Decke über den Kopf. Obwohl er sich gar nicht mehr so betrunken fühlte. Vielmehr …
    Schlagartig saß er senkrecht im Bett. Das merkte er ja erst jetzt! Der Bannkreis! Er konnte ihn nicht spüren. Was Jeremy nicht wusste – damals nicht und heute auch nicht – war, dass ihm jegliche Formen eines Bannes, der auf seine Person abzielte, körperliche Schmerzen zufügte. Natürlich hätte er es seinem Partner sagen können, als er von ihm zum ersten Mal gebannt worden war, doch er hatte nicht gewollt, dass Mr. Perfect ihn für einen Turnbeutelträger, einen Jammerlappen hielt. Schließlich hatte man auch als Halbdämon einen gewissen Stolz. Gerade eben fühlte er jedoch nichts. Also kniete er sich hin und spähte auf den Boden, wo grauer Staub einen akkuraten Kreis bildete. Bis auf eine winzige Stelle! Zedrik konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Als Jeremy so erschrocken in das Zimmer gerannt war, hatte er bestimmt mit dem Fuß eine Lücke in den Ebereschenstaub gerissen. Der Bann war gebrochen,und er war frei. Eine Chance, die er nutzen sollte. Immerhin musste er noch einmal zum Bahnhof und Vorbereitungen für morgen Nacht treffen. Jeremy würde eine Erklärung verlangen, wohin er gehen wollte und darauf bestehen, dass er erst ein paar Stunden in diesem piekfeinen Zimmer schlief. Und dann würde er ihn begleiten wollen, damit er nicht unterwegs zusammenbrach. Als ob er von so empfindsamer Natur wäre. Es ging Jeremy überhaupt nichts an, wo er seine Vollmondnächte verbrachte. Peinlich genug war es schon, den Gesetzen des Blutes unterworfen zu sein, wenn der Partner wusste, dass man sich stundenlang mit Ficken beschäftigte.
    Zedrik hopste aus dem Bett. Seine Kleidung konnte er nicht finden. Da er sich an heftiges Kotzen erinnerte, befanden sich seine Klamotten sicherlich beim Reinigen. Zum Glück stand seine Sporttasche auf einem Stuhl, die Sonnenbrille lag oben drauf. Eilig schlüpfte er in eine frische Jeans, zog sich ein T-Shirt und einen Kapuzenpulli an und suchte nach seiner Jacke. Seiner einzigen Jacke! Sie war nicht da. Mist!
    „Ein bisschen frieren bringt mich nicht um.“
    Schnell schnürte er noch seine Turnschuhe zu und setzte die Brille auf. Dann eilte er zum Fenster. Ein rascher Blick zur Tür zeigte ihm, dass sein bisheriges Tun unbemerkt geblieben war. Er öffnete das Fenster und spähte hinaus. Wie erwartet prangte über dem Fenster ein Siegel. Zedrik schaute nach rechts und links. Grimmig nickte er. Jeremy hatte sein Heim gut gesichert. Über jedem Eingang befand sich ein sorgfältig angebrachtes Siegel, das einen Dämon nicht ins Haus ließ, es sei denn, Jeremy würde ihn ausdrücklich einladen.
    „Ich kann nicht hinein, aber ich will ja raus. Wenigstens konnte ich diese verdammten Dinger hier drin nicht spüren.“ Er schwang sich aus dem Fenster und hing nun zwei Stockwerke über dem Boden am Fensterbrett. Wenn er sich fallen ließ, würde er in einem Blumenbeet landen. Zu dieser Jahreszeit blühte da nichts, erst recht keine Eberesche. Zedrik ließ los. Wie eine Katze kam er geschmeidig auf, dennoch zerbrach etwas unter seinen Füßen. Fassungslos starrte er auf einen nunmehr geköpften Gartenzwerg. Ein hilfloses Kichern stieg ihm in der Kehle auf, und er schlug sich schnell eine Hand vor den Mund. Jeremy und Gartenzwerge! Das war nicht auszuhalten! Glucksend fuhr er herum und flitzte über den Rasen zur Grundstücksmauer, die für ihn lediglich ein leichtes Hindernis darstellte. Im Nu war er darüber hinweg und eilte die Straße entlang. Sicherlich würde er bald eine Bushaltestelle finden.

Kapitel 7
     
    Ein Unglück kommt selten allein …
     
    Jeremy lief mit seinem Cognacschwenker in der Hand ruhelos in seinem Zimmer auf und ab. Er trug

Weitere Kostenlose Bücher